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Forum: "Zu Hause hat er aber alles perfekt gekonnt !!!"
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| Zu Hause hat er aber alles perfekt gekonnt !!! | | von: edlerverein
erstellt: 16.11.2004 15:19:13 geändert: 17.11.2004 08:46:07 |
Ihr kennt das alle: an Elternsprechtagen und in Sprechstunden äußern Eltern oft diesen Satz, wenn ihr Kind nicht das leistet oder geleistet hat, was sie sich vorgestellt haben.
Er klingt oft so vorwurfsvoll, dass man selbst als gestandener Lehrer automatisch die Schuld bei sich sucht, den Hals einziehen mag und sich vorkommt wie der Vernichter jugendlicher Kapazitäten, Zerstörer intellektueller Kompetenzen und Schlächter kindlicher Seelen. Ja, wie der Verantwortliche für das Auseinanderbrechen ganzer Familienstrukturen.
Über dieses Phänomen grübele ich auch nach 20 Dienstjahren nach jedem Elternsprechtag heftig.
Wie kommt es, dass Eltern meinen, ihr Kind hätte zu Hause alles gekonnt, und dann war die Arbeit doch wieder nur 4 minus?
Ich würde gerne ein Blatt mit den verschiedensten Ursachen oder Erklärungsversuchen für dieses Phänomen erstellen, das man den Kollegen an die Hand geben kann als Argumentationshilfe. Natürlich für 4 teachers, deshalb bitte ich Euch, mit Euren Erfahrungen mitzuwirken!
Einige Elemente hab ich schon notiert:
1. Eltern fragen oftmals nur begrenzte Teile des Lernstoffs ab, in Klassenarbeiten handelt es sich aber um größere Mengen von Stoff, der nicht nur additiv gelernt, sondern auch strukturiert werden muss.
2. Was Kinder nachmittags im Wohnzimmer beherrschen, können sie in der Klassenarbeit oder Abfrage unter Stress nicht unbedingt ebenso wiedergeben.
3. Eltern helfen beim Abfragen möglicherweise, ohne es zu merken, geben Hilfestellungen, Eselsbrücken oder nonverbale Signale.
5. In der Schule wird neben der rein inhaltlichen Leistung oft auch noch eine Transferleistung erwartet die geht über das zu Hause Abgefragte hinaus.
6. Mit Verlaub: ob Eltern die Kompetenz haben, immer, für jeden Stoff oder alle Klassenstufen zu beurteilen, in welchem Maß Kinder ihren Stoff beherrschen oder was schulischer Standard ist?
7. Es gibt ja schließlich auch Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis ...
Ja, Ihr Lieben, setzt Ihr meine Liste fort? Das wäre schön!!
(P.S. : übermorgen hab ich Elternsprechtag .... .)
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| meine Meinung | | von: indidi
erstellt: 16.11.2004 22:20:30 |
@edlerverein
Du schreibst:
Ich würde gerne ein Blatt ... erstellen, das man den Kollegen Eltern an die Hand geben kann ....
Das Blatt soll praktisch "ein Spickzettel" für den Lehrer sein, seh ich das so richtig?
Ich kenn das Problem natürlich aus Lehrersicht - aber auch aus Elternsicht.
Und hier muss ich auch mal einige Eltern (nicht alle!) in Schutz nehmen.
Manchmal sind die Eltern wirklich verzweifelt, weil sie ihren Kindern helfen wollen.
Und die Kinder wissen zu Hause (oder auch mündlich in der Schule) wirklich gut Bescheid
und schaffen es trotzdem nicht das Gelernte auf's Papier zu bringen.
Mögliche Gründe, warum ein Schüler schlecht abschneidet, obwohl er wirklich gelernt hat:
Ein oft unterschätztes Problem (auch für gute Leser) stellt für viele Kinder das genaue Lesen der Frage und die Sinnentnahme dar.
Der Schüler ist sich ja so sicher, dass er alles kann, dass er nur oberflächlich die Fragen liest.
Dann schreibt er anstatt "einige" Beispiel nur "ein" Beispiel hin,
anstatt die "Aufgaben der Gemeinde" schreibt er die "Ämter in der Gemeinde" auf usw.
Oder er schreibt Sachen zur falschen Frage.
Er liest "nenne 5 Beispiele" (Weiß ich doch! schießt es dem Schüler durch den Kopf - den Rest der Frage hat er schon wieder vergessen!) und schreibt sie hin.
Leider hätten zur Frage halt die anderen 5 Beispiele gepasst.
Oder der Schüler kennt manche (für uns oft selbstverständliche) Wörter nicht oder er weiß bei Arbeitsaufträgen nicht genau, was er tun soll:
- hauptsächlich
- ebenso
- mindestens
- Begriff
- Stichworte
Und auch das gibts:
Manchmal haben die Schüler so komische Gedankengänge, dass man das als Erwachsener gar nicht nachvollziehen kann:
Da steht z.B. "erkläre mit eigenen Worten" und Kind traut sich Erklärung nicht hinschreiben, weil sie doch im Buch stand und nicht seine "eigenen Worte" waren.
Es wäre auch wichtig, den Schülern und den Eltern Tipps an die Hand zu geben wie sie effektiv lernen.
Ich lasse gerne die Schüler den Stoff mit eigenen Worten erklären - so ala "Was weißt du noch?" - ohne Zwischenfragen.
Da erfährt man oft am Besten, ob auch ZUsammenhänge verstanden wurden.
Oder ich stelle eine Frage (einmal!) und dann muss sie beantwortet werden.
Oder die Schüler ziehen Papierstreifen mit FRagen drauf und müssen sie beantworten.
Solche Tipps wären vielleicht auch für die ELtern was.
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