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Forum: "Interview mit Harald Lesch"
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| Interview mit Harald Lesch | | von: berni
erstellt: 25.05.2016 13:55:22 |
Nicht nur, um die neue Forenfunktion zu testen. |
| Danke für diesen Test, | | von: binimaja
erstellt: 25.05.2016 14:24:43 |
der Mann hat ja soooo recht, vor allem seine erste Antwort auf die Frage, ob die Naturwissenschaften zu sehr vernachlässigt werden ist Balsam auf meine (immer mal von den "wichtigen" Fächern mitleidig belächelte) Musiklehrerseele. Das soziale Jahr für alle würde ich gern schon früher ansetzen: mit 14 Jahren, damit sie merken, dass sie mit pubertärer Unausstehlichkeit nicht weit kommen |
| Jepp, | | von: janne60
erstellt: 25.05.2016 15:25:17 |
hab ich gerade an anderer Stelle zu sehen bekommen und stimme diesem Mann vollumfänglich zu! Ich habe aktuell hier eine 17-jährige Abiturientin sitzen (Kannkind + G8 macht sowas), die nicht weiß, wohin mit sich. Klar streben wir erstmal ein FSJ an und sind hier auf Stellensuche (bin hier ebenfalls der Meinung, dass dies Pflichtprogramm für alle Schulabgänger sein müsste). Es fehlt aber insgesamt noch an der persönlichen Reife, es fehlt noch an Berufsideen, es fehlt an der Volljährigkeit und allem, wo diese zur Voraussetzung gemacht wird (das gewünschte Aupair-Jahr geht nicht), ja nicht einmal an der Uni könnte sie sich ohne mich bzw. meine Unterschrift einschreiben Und dann die Aussicht auf Rente mit 70! Wozu muss ich denn mit 20 fertig ausgebildet auf dem Arbeitsmarkt stehen? Um 50 Jahre berufstätig zu sein? Och komm! In den meisten Berufen halten die Menschen doch schon keine 40 Jahre mehr durch. Die ganze Beeilerei im Schulwesen führt nur dazu, dass wir die Zeit jetzt irgendwie dranhängen werden, um die Grundsatzfragen zu klären: Wer bin ich und wo will ich hin? Den Kindern Zeit lassen, damit sich die Dinge entwickeln, das ist leider ganz aus der Mode gekommen. |
| Visionen?? | | von: wabami
erstellt: 27.05.2016 10:50:22 |
Ich habe selten so viel Pessimismus und einseitige Sichtweise auf einen Schlag gehört. Desillusionierte Pädagogen - und mögen sie bisher auch noch so viel geleistet haben - sollten besser die Klappe halten! Natürlich kann man mit Lesch Sicht die Dinge so beobachten - z.B. unmotivierte Schüler, unmotivierte Kollegen und unmotivierte Verwaltungsbamte im Referat Schule des RP. Aber das sind doch nicht alle, noch nicht einmal der überwiegende Teil. Ich habe überwiegend motivierte Schüler vor mir sitzen. Wenn sie nicht motiviert sind, ist dies eine Herausforderung, eine Aufgabe für mich. Der Großteil meiner Kollegen ist motiviert, viele sogar über den Unterricht hinaus und wollen trotz G8 die enger werdenden Freiräume gestalten und handwerkliche Fehler bei der Anlage nachbessern. Die meisten Beamten, mit denen wir im Regierungspräsidium zu tun haben fördern und fordern dies motiviert. Mehr Kunst, mehr Musik, mehr Sport. Klar kann man die Argumente dafür verstehen - aber mit Zwang (zwangsläufig mehr Pflichtunterricht in den Fächern) fördert man keine Kreativität. Hier muss nicht mehr gefordert sondern mehr Freiraum und Möglichkeiten geschaffen werden! Aus meiner eigenen Erfahrung, der Unterbrechung meines Studiums für ein Jahr Zivildienst, kann ich dem Vorschlag der Unterbrechung des Lernens für ein soziales Jahr etwas abgewinnen und die möglichen positiven Effekte erkennen. Gedacht wird hier aber vom falschen Ende. Aus welchem Recht leitet sich ein Zwang zu einem Jahr sozialer Pflichtarbeit ab, bzw. wie will man selbiges Recht erschaffen? Und wenn der rechtliche Aspekt ausgeklammert ist: In wie fern gestaltet man die Arbeitspflicht für Minderjährige so, dass sich keiner darum bzw. dabei drücken kann und alle ein Mindestmaß an Zugewinn mitnehmen? Dies ist ein undurchdachter Vorschlag eines frustierten Pädagogen und ein runterziehendes Interview, welches man besser nicht weiter verbreiten sollte! |
| teils teils | | von: fruusch
erstellt: 27.05.2016 11:16:07 |
So sehr ich Herrn Lesch für seine Sichtweise auf die Naturwissenschaften bewundere, hier hat er sich ein "wenig" vergaloppiert. Ich gehe davon aus, dass er Bezug auf seine eigene Schulzeit, oder vielleicht noch auf die seiner Kinder nimmt, aber keine Ahnung davon hat, wie Schule heutzutage aussieht. Er stimmt in das Geheul all der "Bildungsexperten" wie Precht, Hüther und anderer Nullvektoren ein, die schon seit Jahrzehnten keine Schule mehr von innen gesehen haben, aber dennoch glauben, sie wüssten alles besser. Klar hat er Recht damit, dass Schule nach draußen gehen muss, dass sie den Schülern zeigen muss, wie da draußen das echte Leben abläuft. Aber das tun wir ja, vielfältig und in (so gut wie) jedem Fach! Uns das hier komplett abzusprechen ist schäbig und eines großartigen Lehrers, wie Herr Lesch es ist, nicht würdig. Es gibt nur zwei Aussagen in diesem Interview, denen ich zu 100% zustimme. Zum einen bin auch ich - gerade ich als Mathe- und Physiklehrer - der Meinung, dass die kreativen Fächer viel zu stark vernachlässigt werden. Die Schüler lernen leider viel zu oft in starren Schemata zu denken und zu arbeiten, anstatt ihren Geist anzustrengen und auch mal eine innovative Lösung zu suchen. Aber genau das brauchen wir, braucht unser Land. Leute, die Fragen stellen können, an die noch niemand vorher gedacht hat. Leute, die dann kreative Lösungen auf diese neuen Fragestellungen suchen und finden. Leute, die in Krisen nicht die Nerven verlieren, weil ihre alten Handlungsmuster nicht mehr funktionieren, sondern flexibel reagieren können. Ich glaube, dass wir mit solchen Leuten an der Spitze die Krisen des letzten Jahrzehnts (Bankencrash, Autobetrug, Flüchtlinge, ...) so locker wuppen könnten, dass es kaum einem groß auffallen würde. AfD, NPD, CSU und andere rechtsradikale Krakeeler könnten ihren Laden dichtmachen, weil ihre "Lösungen" gar nicht gebraucht werden würden. Zum anderen bin auch ich der Meinung, dass es dringend notwendig wäre, wieder ein verpflichtendes Jahr Staatsdienst einzuführen. Die Abschaffung der Wehrpflicht war gut und notwendig, aber sie hätte durch ein verpflichtendes Jahr Zivildienst ersetzt werden müssen. Dort lernt man so vieles, was man fürs Leben braucht, statt bei der Bundeswehr Rauchen, Saufen und Töten zu lernen. Man lernt Demut und Einfühlungsvermögen, man lernt viele unterschiedliche Menschenschicksale kennen, man lernt, dass man durch seine eigene Arbeit etwas Gutes bewirken kann - man lernt dadurch zu einem gewinnbringenden Mitglied der Gesellschaft zu werden, ganz egal, was man später einmal macht. Das ist es nämlich, was Lebensreife ausmacht. Ansonsten, tut mir leid Herr Lesch, Thema verfehlt, setzen 6. |
| @hbeilmann ich schätze ... | | von: ohneschule
erstellt: 27.05.2016 21:03:11 geändert: 27.05.2016 21:04:43 |
deine Beiträge sehr, aber folgender Aussage widerspreche ich energisch: "AfD, NPD, CSU und andere rechtsradikale Krakeeler könnten ihren Laden dichtmachen, weil ihre "Lösungen" gar nicht gebraucht werden würden." Sorry, mir fehlt hier die notwendige Differenzierung. |
| @ohneschule | | von: fruusch
erstellt: 27.05.2016 22:15:17 |
Auch wenn das jetzt offtopic wird, aber ich stehe zu meiner Aussage. Wer wie ich in einem Dorf in Nordbayern groß geworden ist, weiß genau, was die CSU mit ihrer Aussage "Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben" meint. Das Zitat wurde von FJS in den 80ern geprägt, hat aber bis heute Geltung für die Partei. Es bedeutet in der Realität, dass die Partei ihr Parteiprogramm und ihre Rhetorik bis heute bis an den äußersten rechten Rand ausdehnt, um den rechtsextremen Parteien (Rep, NPD, DVU, AfD...) die Wähler abzugraben. Ausländerhass, Nationalismus, Abgrenzung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit... all das nimmt man bewusst in Kauf, um dieses Ziel zu erreichen. Die Wirkung spüren jedenfalls alle, die nicht ins Weltbild der Partei passen. Mir und meiner Familie wurde damals jedenfalls gedroht, uns "aus dem Dorf zu jagen", unseren "Hund zu vergiften" usw. natürlich nachts, und anonym am Telefon. Aulöser dieser Attacken war das Engagement meiner Eltern in einer Bürgerinitiative gegen ein CSU-Projekt. Doch zurück zu heute. Die platten Parolen von Seehofer, Söder, Scheuer & Co. sind kaum von Pegida, Höcke, Gauland oder anderem braunen Gedöns zu unterscheiden. Schlimmer noch, durch die Seriosität ihrer Regierungsbeteiligung leistet die CSU mit diesen Parolen den braunen Seelenfängern einen unschätzbaren Dienst, weil sie ihnen eine demokratische Legitimation verschafft. Ich behaupte nicht, dass jedes Mitglied der CSU ein rechtsradikaler Rassist ist, aber die Partei als solche, und ihr Führungspersonal ganz besonders, hat starke Tendenzen in diese Richtung. Insofern nenne ich sie in einem Atemzug mit anderen Rechtsparteien. Ich hoffe, du kannst mich jetzt besser verstehen. Wenn du noch mehr wissen willst, schreib mir gerne eine PM. Offtopic Ende |
| @hbeilmann, ... | | von: ohneschule
erstellt: 28.05.2016 10:32:08 |
danke für die Erläuterung. Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich nun das Thema "rechtsradikal" nicht vertiefen möchte. Evtl. kommen wir in dem Punkt auch nicht zusammen. Bspw. ist die CSU als Partei für mich nicht rechtsradikal. "Mir und meiner Familie wurde damals jedenfalls gedroht, uns "aus dem Dorf zu jagen", unseren "Hund zu vergiften" usw. natürlich nachts, und anonym am Telefon. Aulöser dieser Attacken war das Engagement meiner Eltern in einer Bürgerinitiative gegen ein CSU-Projekt." Nun, was deine Familie in dem tief schwarzen Bayern erlebte, finde ich persönlich bedauerlich, ist aber nicht ungewöhnlich. Ich möchte die Leute nicht entschuldigen, aber diese politische Verbortheit gibt es natürlich auch bei roten Genossen. Sogar in gut-bürgerlichen Wohngegenden kommen persönliche Anfeindung oder soziale Ausgrenzung vor, wie ich leider persönlich erfahren musste. Deshalb stufe ich die Landesregierung aber nicht als rechtsradikal ein. |
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