Hallo,

vor rund zwei Monaten habe ich meine erste Stelle nach dem Ref angetreten. Schneller als gedacht, nämlich vor den Osterferien, wurde ich vertretungsweise als Klassenlehrerin meiner 6er-Deutschklasse auserkoren. Sobald die eigentliche Klassenleitung wieder da ist, übernimmt sie wieder das Ruder.

Nun zum Problem, das sich im Verlauf der letzten Stunden immer stärker offenbarte. Der Umgang der Schüler unter-/miteinander ist schlimm: Beleidigungen, Beschimpfungen, Spott, usw. Eine Klassengemeinschaft existiert nicht; wurde auch so von den Schülern geäußert. Das schlägt sich natürlich negativ auf den Unterricht nieder. Bei meiner Vorgängerin "funktionierten" die Kinder, da sie alle Angst vor der KL hatten/haben. Konflikte und Störungen wurden einfach niedergebrüllt. Nicht so ganz mein Stil  

Auch wenn ich weiß, dass es nicht meine Klasse bleiben wird, möchte ich doch versuchen das Miteinander zu verbessern. Im Unterricht arbeite ich bereits viel kooperativ (auch in wechselnden Konstellationen), lasse reflektieren über Arbeitsweise/ Verhalten usw.

Habt ihr noch Ideen, Tipps und Vorschläge für mich, was ich tun könnte, um das Klassenklima zu verbessern?

Danke fürs Lesen und einen schönen Abend  

Neben allen weiteren Maßnahmen, die es gibt, um die Klassengemeinschaft zu bilden und zu stärken, ist es m.M. wichtig, den Blick auf das Positive zu richten. Sowohl deinen Blick als auch den der Schülerinnen und Schüler.

Die neagativen Dinge kommen von alleine ins Gespräch und werden lang, breit und zäh ausdiskutiert.
Aber die positiven Dinge, die kleinen, fast unsichtbaren Funken, die auch in der größten "Monsterklasse" vorkommen, die werden übersehen.
Versuche deinen Blick darauf zu lenken, in dem du am Anfang jede Stunde, jeden Tag den Schüler rückmeldest, was dir positiv im Umgang miteinander aufgefallen ist.
Auch die Schüler solltest du ins Boot holen, auch sie sollen die guten, positiven Dinge beobachten. Das fällt allen schwer, denn das Negative ist viel offensichtlicher. Und wenn am Anfang nur zwei Dinge positiv auffallen, das sind immer noch mehr als Null.  

Eine andere Maßnahme könnte es sein, den Blick auf die Gemeinsamkeiten der Schüler untereinander zu richten. Da du viel kooperativ arbeitest und mit Sicherheit auf Zufallsgruppen setzt, wäre es eine Idee, zum Anfang die Teams eine Gemeinsamkeit suchen zu lassen: Lieblingseissorte, Fußballverein, Sänger, Lehrer, Unterrichtsmethode (sehr interessant  ) fürchterlich peinliches Erlebnis...   Braucht nicht lange zu sein, bringt die SuS aber ins Gespräch miteinander, und dann weiter im Unterrichtstext.

Viel Erfolg  

SimoniBar

Der Tipp meiner Vorrednerin in zufälligen Gruppen vor der eigentlichen Arbeit Gemeinsamkeiten zu suchen und zu finden kann ganz schnell ins Gegenteil umschlagen: Lass den ersten formulieren, welchen Mitschüler er hasst oder welche Eigenschaft an dem und dann stimmen die anderen mit ein und vergiften so das Klassenklima zusätzlich. Das ganze in deinem Auftrag und ohne dass du dies kontrollieren kannst!

Positives hervorheben ist ein guter Tipp, aber natürlich nur ein kleiner zusätzlicher unterstützende Funke.

Eine Gemeinschaft erzeugt man am einfachsten durch einen gemeinsamen "Feind" bzw. ein übergeordnetes Ziel, welches wichtiger als die Differenzen in der Klasse sind.

Am besten ist ein realer Wettbewerb, mit nicht zu abstrakten Kontrahenten. Falls du auch in einer Parallelklasse unterrichtest, nutze dies z.B. dafür aus. Der Preis muss interessant sein, der Wettbewerb muss (scheinbar) fair für beide Klassen sein und es muss notwendig sein, dass man sich gegenseitig hilft, um das Ziel zu erreichen.

Ixh würde mich dafür interessieren, was denn so die Eltenr bezüglich des Klassenklimas machen? Sidn sie engagiert oder sind es eber solche, die ihre Kinder in die "Schuleabschiebehaft" stecken...?

Ausserdem möchte ich mal von dir wissen, was du mit "niederbrüllen" meinst? Woher weißt du das und hat DEIN Ansatz funktioniert? Ich meine das durchaus sachlich und interessiert! Kannes sein, dass die Klasse synchron in die Pubertät steigt und denen Shcule Sch....egal ist ?

Ich habe ein eähnlich klingende Klasse und auf dem letzten Elternabend (bei dem nicht einmal ein Drittel der Eltern kamen) wurde Strenge eingefordert. Ich hatte zunächst auch nicht mit Strenge gearbeitet aber es gibt schlicht Klassen, wo es nicht anders geht.  Was will man da machen?

Da bin ich eher bei Simonibar: Mit einem "Feindbild" kuriere ich doch bestenfalls an Symptomen herum, anstatt das Problem als solches anzugehen! Erstens ist es schwierig, einen "gemeinsamen Feind" zu finden; wer oder was soll das sein?! Außerdem wird ja weiterhin mit Negativen gearbeitet. Und: Was ist, wenn dieser "Feind" nicht mehr existiert?

Simonibars Ansatz, positive Dinge zu benennen, ist daher m. E. besser, weil er nachhaltig die Einstellung und das Miteinander verändern kann - langwierig ist so ein Erziehungsprozeß aber allemal.

Damit der Schuß nicht nach hinten losgeht, ist pädagogisches Geschick gefragt - und unkontrolliert darf so etwas natürlich nicht ablaufen (davon war aber, wenn ich richtig gelesen habe, auch nicht die Rede)! Gerade zu Beginn müssen klare Regeln aufgestellt und von der Lehrkraft durchgesetzt werden, z.B. : Jeder darf reihum eine positive Äußerung tun, diese wird nicht kommentiert!

@ cedu98: Ich denke, "Strenge" ist in Ordnung, solange sie kein Selbstzweck ist.  Es geht doch v.a. um konsequentes Verhalten der jeweiligen Lehrkraft in der Klasse; insofern kann ich daran nichts Negatives finden. Ich muß ja immer daran denken, wer leidet am meisten unter einem Lehrer, der keine klaren Standards setzt und für deren Einhaltung sorgt?  Es sind immer die schwächeren und stilleren Schüler - für die habe ich eine besondere Verantwortung.

LG  

Hesse

Ich hatte einmal eine Klasse, in der das Klima allerdings nur bei den Mädchen sehr vegiftet war. ich habe dann eine Woche für jede Pause andere Paare eingeteilt. Die Mädchen mussten die eine Pause jeweils mit ihrer Partnerin verbringen und in der Pause eine Gemeinsamkeit finden und mir die dann schriftlich mitteilen.

Das hat ganz gut geklappt, vielleicht, weil es dann auch einen gemeinsamen Feind gab: die blöde Klassenlehrerin, die sich diese doofe Idee ausgedacht hat   

ist einige Monate alt. Das Thema aber trotzdem aktuell und ich finde auch ein Brainstorming, was jeder so gemacht hat bzw. machen würde sehr interessant.

Mich würde aber auch interessieren, was der/die Foreneröffner/in gemacht hat und was welchen Erfolg hatte. Es ist immer schade, wenn ein Forum eröffnet wird und so gar kein Feedback kommt.

Natürlich ist Strenge kein Selbstzweck. Wir sind schliesslich keine Schleifer. 

Lustigerweise haben die Kinder an dem letzte Methodentagvor einigen Tagen genau das eingefordert, was ich bislang von ihnen gefordert habe:

-Konzentration bei der Arbeit

-keinen Ausschließen

-nicht andere dissen

-freundlich sein

NAtürlich haben sie das immer vom ANDEREN eingefordert. Es gibt da EINEN Schüler, der IMMER aber auch IMMER durch lautes Reinrufen und Stören und "Spaß" machen und reinschreien (sic) stört und dann bei Ermahnung oder Konsequenzen (letzendlich Ruasschmiss und Sendung zum Schulleiter) sden sterbenden Schwan macht und wütend ist, dass man ihn ermahnt. 

Es wird durch Strenge laahangsam besser in der Klasse aber der EINE ändert sich schlicht nicht....

Meine Erfahrung ist: Schüler wolllen einen klaren Rahmen und einen konsequenten Lehrer. Alle wird man sicher nicht immer erreichen; daß der EINE sich nicht ändert, ist dann aber sein Problem...  

LG  

Hesse