dass du dir diese Gedanken machst. Ich glaube auch, dass gerade die Erstklässler eine Herausforderung sind.
Meine Gedanken dazu:
a) die Startvoraussetzungen der Erstklässler sind extrem unterschiedlich. Einzelne können schon recht gut lesen oder sogar schreiben, während andere sich extrem schwertun. Auch die Unterschiede von Klasse zu Klasse sind enorm (was mich immer wieder fasziniert, weil ich es in dem erlebten Ausmaß schwer nachvollziehen kann). Von einem besseren Leistungsstand der Parallelklasse würde ich mich deshalb nicht beeindrucken lassen.
b) Vorläufig sollten m.E. die Einzelbuchstaben die erste Priorität haben, und die Kombination mit einem Vokal die zweite. Aber immer nur 1 Konsonant und 1 Vokal, und zwar vorerst immer den Konsonant zuerst. Also 'ma' und 'la', wenn die Kinder die Konsonanten 'm' und 'l' kennen und den Vokal 'a'.
Unglaublich viele Kinder haben heutzutage Raum-Lage-Wahrnehmungs-Störungen, so dass sie nicht zwischen 'ma' und 'am' unterscheiden können. Die Ähnlichkeitshemmung gebietet auf lange Zeit, immer die Reihenfolge Konsonant-Vokal einzuhalten, wenn man den betroffenen Kindern keinen Knüppel zwischen die Beine werfen will.
c) Lesen und Schreiben beflügeln sich wechselseitig. Es ist also günstig, die Kinder auch 'ma' und 'la' schreiben zu lassen.
d) die begabtere 'Hälfte' (nicht strikt rechnerisch zu verstehen) einer Klasse lernt das Zusammenschleifen der Buchstaben von selbst oder beherrscht es bereits. Für die anderen Kinder sind die Zusammenschleifübungen b) und c) kriegsentscheidend für den weiteren Lernverlauf.
e) Buchstabenkombinationen mit mehr als 2 Buchstaben und echte Wörter sind etwas für das fortgeschrittenere 1. Schulhalbjahr (bzw. binnendifferenzierend vorher für die leistungsstärkere 'Hälfte' der Klasse).
f) Silben sind eher etwas für das 2. Schulhalbjahr, wobei ich das populäre Silbenklatschen außer vielleicht für die ersten Silbenübungen als problematisch empfinde, jedenfalls wenn man das Silbengefühl als eine wichtige Grundlage für die Rechtschreibung nutzen will. Das Klatschen ist ein Punktereignis, und das verhindert, dass die Kinder sich beim Schreiben auf die Details der Siilbe konzentrieren, z.B. auf Konsonantenhäufungen vor oder hinter dem Vokal.
Zum Einüben des Silbengefühls empfinde ich das Silbenschwingen mit Schlangenwörtern (z.B. 'Kin der zim mer') der FRESCH-Methode ideal. Die Kinder spüren dabei dem Silbenrhythmus durch eine rhythmische Körperbewegung nach. Silbenbögen unter den Wörtern sind das schriftliche Pendant.
g) Wenn die Kinder ein gutes Silbengefühl entwickelt haben, ist das silbensegmentierende Sprechschreiben der FRESCH-Methode eine hervorragende Methode der Aufmerksamkeitslenkung der Kinder auf die Einzelheiten der Silbe, wie z.B. Konsonantenhäufungen. Die Kinder sprechen immer nur 1 Silbe und schreiben diese, dann erst sprechen (und schreiben) sie die nächste Silbe. Ohne dieses wunderbare Verfahren vergessen Kinder oft, die eine oder andere Einzelheit einer Silbe zu schreiben.
h) Das silbensegmentierende Sprechschreiben lässt sich auch zur Beachtung der Gesetzmäßigkeiten der prototypischen deutschen Zweisilber verwenden:
- der Vokal der 2. Silbe ist immer ein 'e' (auch wenn man ihn nicht hört wie in 'leben', oder er sich anders anhört wie in 'Vater')
- wenn die 1. Silbe mit einem i-Laut endet, schreiben wir ihn 'ie' ('Wie se')
- wir beachten, dass wenn die 1. Silbe einen 'kurzen' Vokal enthält, dieser einen 'Da kommt noch was'-Charakter hat, d.h. dass die 1. Silbe nicht mit dem Vokal endet. Das vermittelt man am besten nicht explizit, sondern beispielhaft, indem man entsprechend silbiert: 'Him mel', 'Tel ler', 'Kan ne'. Beim Silbenschwingen nach f) kann man das bereits vorbereiten.
Das ist aber etwas für das ausgehende 1. Schuljahr und das 2.
All diese Gedanken findet man ausgearbeitet auf meiner Webseite
http://www.horst-albrecht.de/schule/deutsch/index.html .
P.S.:
Zum späteren silbengemäßem Lesenlernen sind Texte hilfreich, bei denen die einzelnen Silben durch unterschiedliche Farben o.ä. dargestellt sind. Beispielsweise die Leserabe-Hefte aus dem Mildenberger Verlag leisten dies. Ideal wäre es, wenn dabei auch die betonten Silben entsprechend gekennzeichnet wären. Ich kenne leider keine fertigen Texte, bei denen beides berücksichtigt wird. In eigenen Texten kann man Silbenbögen unter die Silben bringen und die Silbenbögen der betonten Silben größer und fetter gestalten. Das ist leider sehr aufwendig, wenn man den Text auf dem PC erstellt (ich habe das mal für 'Oh, wie schön ist Panama' gemacht).