Mir wurde heute angeboten, an meiner Ausbildungsschule zu bleiben. Das geht jedoch nur unter der Bedingung, dass ich Kunst fachfremd unterrichte (zunächst eine 7. Klasse und dann im Folgejahr die Weiterbildung), da es in meinen Fächern kaum Bedarf gibt. Ich muss sagen, dass ich mich generell für Kunst interessiere, aber ich bin selbst nicht künstlerisch begabt. Meine Fragen sind also: 
1) Muss ich zwingend selbst können, was ich von den Schülern erwarte (ich würde mir die Frage in anderen Fächern nie stellen, aber zeichnen kann ich halt wirklich nicht.)
2) Falls ja, kann ich das irgendwie noch lernen oder ist Hopfen und Malz verloren, wenn ich es jetzt nicht kann?
3) Unterrichtet jemand Kunst fachfremd und kann mir von seinen Erfahrungen berichten?

Das wäre mir eine große Hilfe bei der Entscheidung..
Vielen Dank schon mal!

An deiner Stelle würde ich mir die Curricularen Vorgaben für dieses Fach für deine Schulform für dein Bundesland anschauen...

... und überlegen, ob du das unterrichten kannst.

Kunst ist doch sehr viel mehr als "zeichnen".

Palim

.......lehrplan ist schon mal eine gute idee, aber es geht weit darüber hinaus.

ich glaube, dass man sich "kunst unterrichten" zwar auch aneignen kann, ABER eine ganz wichtige komponente im kunstunterricht  ist meiner meinung nach die kreativität, was man aus einer aufgabenstellung herausholen, weiterentwickeln und erarbeiten kann.oder worauf man schwerpunkte legt, wie viel zeit etwas braucht, was man welchen kindern zutrauen kann.....dazu braucht es viel erfahrung und auch übung.

diese kreativität im kunstunterricht finde ich wichtiger, als selbst "gut zeichnen" zu können. es gibt so viele verschiedene themen, techniken,......... man kann zwar vieles nachlesen, aber das ist eben nur die theorie.

noch eine zusatzfrage: hast du es schon mal unterrichtet? probeweise? liegt es dir? kennst du die klasse, die du bekommst? falls du es noch nicht unterrichtet hast, hast du die möglichkeit, dir einige kunst-stunden vorher anzusehen?

Ich bin selbst Kunstlehrerin für Sek 1 und 2  und finde grundsätzlich deine Bereitschaft das überhaupt in Betracht zu ziehen sehr gut. Wir haben selbst gerade eine Kollegin davon überzeugen können, den entsprechenden Zertifikatskurs zu machen.

Palim und Feul haben schon recht: der Lehrplan ist eine gute Orientierung, ABER die Kunstlehrpläne sind mit den letzten Neuerungen extram komplex geworden. Ich schreibe bei uns aus den Kernlehrplänen die schulinternen Curricula und verstehe manche Aspekte bis heute nicht ganz daran, weil die Vorgaben teilweise absolut an den Haaren herbei gezogen sind. (Ich kann da allerdings jetzt auch nur für NRW Gym sprechen)

Viel wichtiger ist aber, dass du dir sicher bist, das fachlich auch umsetzen zu können. Gerade in der Mittelstufe ist mehr gefragt als "ein bisschen zu malen". Da musst du dir auch entsprechend Vorwissen aneignen, z.B. im praktischen Bereich: wie konstruiere ich ein Gebäude mit 3 Fluchtpunkten, wie funktionieren Hochdruckverfahren, proportionales Zeichnen etc. sowie auch theoretisch: Portraitgeschichte, diverse Stilepochen, Künstlerschwerpunkte.

Letzteres kann man sich anlesen (da darf man nur den zeitfaktor dann nicht unterschätzen), ersteres erfordert jede Menge Übung. Ich selbst versuche alle Aufgaben erst komplett auszuformulieren, lege Bewertungskriterien fest und probiere das ganze dann einmal genau so aus und passe dann entsprechend an. Man sollte also schon auch in der Lage sein, die Aufgaben selbst auch als gutes Beispiel umzusetzen.

In einer Sache muss ich palim aber teilweise widersprechen: ja, Kunst ist viel mehr als nur Zeichnen - aber die Zeichnung ist die absolute Grundlage!
Man kann es natürlich lernen - und das auch in jedem Alter!  Aber nur die Fortbildung allein reicht da meiner Meinung nach nicht aus.
Wenn du dir unsicher bist würde ich dir empfehlen, einen Zeichenkurs zu besuchen, damit du erstmal ein Gefühl dafür bekommst und die Grundlagen aufholen kannst. Und dann hilft nur üben, üben und üben.

Ich habe Englisch als 2. Fach und unterrichte fast immer 2 LKs und diverse Kunstkurse (in allen Jahrgangsstufen) am Gym. Trotz der Korrekturen und Vorbereitung in Englisch kann ich ganz klar sagen: Kunst macht deutlich mehr Arbeit, wenn man es gut machen will.

Zum Üben und Ausprobieren noch ein Tipp: es gibt Unmengen an Tutorials im Netz, z.B. zum perspektivischen Zeichnen, Schattieren, Karikieren etc. Man findet zu fast allen Themenbereichen etwas. Bevor du dich direkt in die Fortbildung stürzt, versuche doch erstmal ganz für dich allein, ob dir das überhaupt Spaß macht.

was ich mit den Kindern in der Schule mache, probiere ich vorher zu Hause aus. Zum einen hat man ein Beispiel, damit die SuS sich das Ganze vorstellen könen, zum anderen merkst du schnell, was schwierig ist, wo es Probleme geben könnte....