Ich bin nach einigen Jahren wieder an meine alte Schule zurück und bin wiederum in den gleichen Klassenzügen. Ungefähr 10 Klasse, Niveau: Realschule. Die Schüler haben 3 Stunden Englsich die Woche, seit ca 8 Jahren.

In zwei 10. Klassen hatten sie eine sehr nette Amerikanerin als Englischlehrerin, Schüler reden nicht schlecht (aber auch nicht gut), aber schriftlich und grammatikalisch eine Katastrophe. Fragesatz Regeln? Nie gehört, past tenses: ?, usw usw. Ich bin voll Enthusiasmus gestartet und böse gelandet. Ich habe versucht zumindest den Present perfect / past simple zu wiederholen, Fehlanzeige! Jetzt korrigiere ich den 1. Test: ich weiß nicht was sagen, die Leistungen sind sehr schlecht, denn es fehlt die Basis, aber die Schüler sehen es nicht ein. Und ich bin die böse.

Das Curriculum der 9. und 10. Klasse ist ganz eindeutig, es muss die Basisgrammatik abgeschlossen sein, all tenses, passive, etc etc. All das haben wir früher (vor 6 Jahren) mühelos geschafft. Die weiteren Jahre bis zur Matura gehen die Schüler auf eine andere Schule, die die Fortsetzung unseres Programmes ist (kann nicht ins Detail gehen). Die Grammatik wird da vorausgesetzt. Ich habe meinen Schülern das gesagt, aber sie meinen glatt, sie können alles, oder was weiß ich. Jedenfalls würde ich gerne alles wiederholen, aber sie wollen nicht. Momentan bin ich einfach die Böse. Ich bin jetzt drauf und dran ebenfalls nur Filmchen zu schauen und Textchen zu lesen. Mein pädagogischer Ehrgeiz lässt mich das momentan noch nicht.

Bei Direktion ist KEINERLEI Hilfe zu erwarten. Die Kollegen wissen Bescheid, verstehen mich vollkommen.

an meinem Profil erkennst, bin ich da sicherlich nicht der allerbeste Ansprechpartner.

Ich versuche trotzdem mal, dir weiterzuhelfen.

Versuche die "bösen" Schüler nicht persönlich zu nehmen. Ich vermute mal, dass es weder an deinem Test noch an deiner Art liegt, sondern eher daran, dass die meisten SuS wohl Unterricht bei einer Muttersprachlerin genossen haben.                 D.h. als Nicht-Muttersprachlerin bist du erstmal etwas ungewohnt für die SuS.

Die grammatikalischen Probleme treten wahrscheinlich auf, weil - zumindest wir  im Englischunterricht bei einer Amerikanerin damals - keinen Fokus darauf hatten. Ihr Motto war, ich will, dass ihr sprecht, viel, schnell und inhaltlich sinnvoll.

Versuche also, den SuS klarzumachen, dass Sprachenlernen so zwar viele Vorteile hat, es aber mit Blick auf die Abiprüfung sinnvoll ist, die Grammatik nochmal zu wiederholen.

Und motivieren kannst du sie bestimmt, wenn du, wenn das zeitlich möglich ist, regelmäßig mal Diskussionsrunden einbaust, z.B. zu Amerika 

Ich hoffe, ich konnte dir schonmal ein paar Anregungen geben und es melden sich hier noch einige E-Fachkollegen vom Gym

Dass Klassen nicht immer gleich sind,  muss ich ja nicht erzählen, inzwischen kommen zudem die Jahrgänge in die weiterführenden Schulen, die von klein auf mit digitalen Medien bespaßt wurden. Sie sind wirklich anders!

Aber du hast ja gut erklärt, dass es deutliche Unterschiede gibt und du es auf den vorherigen Unterricht beziehst.

Betrifft es alle Klassen? Oder hatten nur diese zwei Lerngruppen diesen Unterricht?

Wenn nicht und wenn die KollegInnen Bescheid wissen, könntet ihr eine parallele Klausur schreiben, bei der vorab die Kriterien festgelegt und transparent sind, ggf. kann sogar jemand anderes einen Teil korrigieren oder zumindest gegenlesen, sodass es eine gemeinsame Basis bzw. Absprache hat.

Wenn die SuS mit ihren Leistungen bisher gute Noten hatte, ist verständlich, dass sie deine Einwände nicht verstehen können/ wollen, es hat ja bisher gepasst. Dann bist du als neue Kollegin der Prellbock, es ist doch einfacher, dir die Schuld für schlechte Noten zu geben ... schließlich machen sie es so, wie bisher (womölgich).

Die andere Frage wäre, ob sich bei euch (so wie hier) die Curricula geändert haben und mehr Fokus auf Sprechen+ Zuhören sowie Lesen+Leseverständis gelegt wird - über Jahre, und Grammatik und Rechtschreiben dadurch weniger Gewicht bekommt.

Wenn du nun schon an der Korrektur sitzt, könntest du diese nutzen, die Fehler deutlich aufzuzeigen. Ggf. wäre es sinnvoll, am Ende eine Rückmeldung zu geben, was fehlt. Dazu kann man z.B. einen Bogen zum Ankreuzen erstellen, das geht schneller, als es unter jeder Arbeit aufzuführen. Mit Sätzen wie: Die Fehlerschwerpunkte liegen in folgenden Bereichen ... und dann die Themen zum Ankreuzen darunter. Vielleicht findet sich dazu hier eine Vorlage?

Hoffe, du findest eine Vorgehensweise und gemeinsam mit deinen KollegInnen einen Ansatz.

Palim

es hat mich ein bisschen getröstet. Ich habe jetzt die Tests korrigiert und sie sind eine Katastrophe; muss sie eh annullieren, denn weit über der Hälfte ist negativ; einige sind gut, die werde ich eintragen. Was mich besonders geärgert hat: zur Grammatik mussten sie auch 19 (!) Vokabeln einer Unit über Umwelt lernen, es waren Worte wie: rainforest, beach, etc. Die haben sie definitiv nicht gelernt und dafür gibt es keine Entschuldigung.

Grammatikfehler: didn't went/ did been, I am at this school since 2 months. das ist das Niveau, mir kam das Weinen.

Ich habe jetzt mit einer Kollegin besprochen, dass ich, natürlich, Klartext reden werde: dass ihr den Stoff der letzten Jahre nicht beherrscht, ist eigentlich nicht mein Problem, im Lehrplan der Kollegin scheint es auf, im Lehrbuch ist es drinnen; dazu habe ich 3 Wochen wiederholt, ihr habt zuwenig getan, rein rechtlich muss ich gar nichts. ABER: wenn ihr mitarbeitet, werden wir das bis Ende des Jahres in den Griff bekommen, aber nur mit aktiver Mitarbeit. Alleine kann ich das nicht und werde ich nicht.

Schönen Sonntag

Wenn so viele unter dem Strich sind, würde ich

a) die SL einweihen, zumal die Arbeit wiederholt oder genehmigt werden muss.

b) eine deutliche Information herausgeben, schließlich geht es in Klasse 10 ja auch um einen Abschluss, der geschafft werden will ... und am Ende kann dann keiner sagen, er hätte es nicht vorab gewusst.

Die Konsequenz kann sein, dass es wochenweise Wiederholungsaufgaben gibt, die du am Ende der Woche abtesten könntest, konkret: Am Anfang der Woche gibt es eine Info dazu, was am Ende getestet wird und wo man Aufgaben finden kann.

Mach den SuS auf jeden Fall klar, dass das grundlegendes Wissen ist, was man im Alltag können MUSS und nicht etwas Abgehobenes, vermeintlich Unbrauchbares wie Shakespeare o.Ä.

Da du von extremer Faulheit berichtest, mach ihnen nochmal klar, dass du die Ausrede mit dem vorherigen E-Unterricht - und als solche scheint sie mir nach deinem weiteren Bericht erkennbar - nicht gelten lässt. Und schreibe so oft wie möglich Tests, denn sie werden den Druck brauchen - und vermutlich, nachdem sie ihr Abi haben - sehr, sehr dankbar dafür sein.