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Forum: "Schreibschrift in der GS"
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| Schreibschrift in der GS | | von: lehrer002
erstellt: 26.11.2019 19:10:53 |
Hallo, mich würde an dieser Stelle interessieren, was ihr über die Schreibschriften LA, SAS; VA und GS denkt bzw. welche ihr einsetzt und warum. Interessant wäre für mich auch zu wissen, welche ihr, wenn es nur nach euch ginge, auf keinen Fall einsetzen würdet bzw. euren persönlichen Favoriten. Meiner Meinung nach ist die Grundschrift suboptimal, da viele Kinder Probleme mit dem freien Verbinden haben, was aber wohl viele GS-KuK anders sehen. Die VA finde ich besser, aber einige Buchstaben unnatürlich geschwungen (z.B. e). Mein Favorit wäre die SAS, da sie mMn gut lesbar ist und nicht zu schwierig zu erlernen. In NRW und NDS sind aber alle vier grundsätzlich erlaubt. |
| Hm | | von: janne60
erstellt: 26.11.2019 19:40:26 |
die Schrift ist bei uns im Saarland im Lehrplan vorgegeben. Nach einer Such- und Findungsphase, in der irgendwie alles erlaubt war, ist seit einigen Jahren die Schulausgangsschrift vorgeschrieben. Ich war davor, also in der Experimentierphase, ein großer Fan der Vereinfachten Ausgangsschrift. Die Logik der Schreibrichtung und auch das Schriftbild fand ich damals so bestechend nachvollziehbar und optisch ansprechend, dass ich eine meiner Klassen damit beschäftigt habe . Leider war ich ziemlich allein auf weiter Flur mit meiner Begeisterung und kurze Zeit später war's dann eh vorbei mit der freien Wahl, dann gab es nur noch die SAS. |
| Schriften | | von: ysnp
erstellt: 26.11.2019 20:53:59 |
Ich kenne sozusagen alle drei verbunden Schriften als Lehrerin. Zuerst hatten wir die LA, dannach ca. 15 Jahre die VA und jetzt können wir zwischen der VA und SAS wählen. Unsere Schule hat sich für die SAS entschieden (nicht die VA). Da bin ich sehr froh darüber. Die SAS ist ein guter Kompromis und das Schriftbild der Schüler ist besser als es im Schnitt mit der VA war. Mit der VA haben die Schüler viel zu schnell schnell schreiben gelernt und dadurch wurde es doch bei einigen unleserlich. Die LA sah zwar schön geschrieben aus, war aber für viele Schüler eine Überforderung. Zur Grundschrift kann ich nichts sagen, weil diese bei uns nicht gelehrt wird. |
| Grundschrift | | von: palim
erstellt: 29.11.2019 19:27:24 geändert: 29.11.2019 19:28:41 |
Ich habe selbst LA gelernt, als Lehrkraft an fast jeder Schule VA geschrieben, aber seit ca. 8 Jahren nutzen wir die Grundschrift. Ursprünglich ohne weitere Arbeitshilfe, sodass man die Schriftpflege selbst in die Hand nahm. Inzwischen werden in vielen Klassen doch wieder Arbeitshefte dazu eingesetzt, in denen verschiedene Buchstabenverbindungen geübt werden. Letztlich liegt das an der Arbeitsdichte und den vielen Vertretungen durch wenig ausgebildete Kräfte, die den Einsatz von vorgefertigem Material forcieren. Dass man die SuS sich selbst die Schrift und die Verbindungen ausdenken und finden lässt, war NIE die Rede, immer gab es Übungsmaterial und immer wurden Möglichkeiten erörtert, erprobt und trainiert. Positiv finde ich nach wie vor, dass es keinen Bruch in der Schriftentwicklung gibt, sondern einen fließenden Übergang. Nebenbei haben wir bemerkt, dass dieses Vorgehen in der Inklusion und mit Migranten erhebliche Vorteile bringt, da für diese SuS Ausgangsschriften schwierig und zusätzlich sind. Die Schriften sind - wie eigentlich immer - sehr verschieden. Kinder, die motorische Probleme haben, brauchen für jegliche Schrift viel Übung, selbst für Druckschrift. |
| Danke | | von: lehrer002
erstellt: 01.12.2019 08:21:57 |
für eure Beiträge und Ansichten. Ich würde mich über weitere Meinungen freuen, da ich solch einen Austausch immer als sehr wertvoll erachte, gerade weil jedes Kind anders ist und man somit ein breiteres Spektrum an Vor. und Nachteilen mitbekommt. @amann: Als Lehrer an der weiterführenden Schule finde ich auch dein Feedback zu den Schriften wichtig und kann einiges teilen. Ich finde ebenfalls, dass die Grundschrift das Schreibtempo verlangsamt. Mit der LA habe ich noch keine Erfahrungen, mir scheint diese zwar insgesamt stimmig, aber aufgrund der Richtungswechsel auch kompliziert. Die VA ist mMn gescheitert: Das Köpfchen-e, die verloren in der Gegend herumstehenden Großbuchstaben, alles nicht gerade optimal. Ich glaube, von meiner SAS-Begeisterung kann mich so schnell keiner abbringen. Oder doch? Gerade weitere Erfahrungen zur SAS fände ich spannend. |
| ich sehe | | von: fruusch
erstellt: 01.12.2019 11:58:57 |
bei meinen 5.Klässlern alle möglichen (und unmöglichen) Formen von Schreibschriften. Mir kommt es dabei vor allem darauf an, dass sie halbwegs zügig und trotzdem leserlich schreiben. Bei der LA sieht jeder Buchstabe wie gemalt aus. Der Nachteil ist, dass Schüler, die sie verwenden, dann wirklich auch die Buchstaben akribisch malen. Die Hefte sehen dann zwar aus wie Kalligraphieübungen, aber für eine Überschrift aus 3 Wörtern brauchen sie dann halt auch 1-2 Minuten, bevor sie aus ihrer Schönschrift-Träumerei wieder aufwachen und merken, dass die Klasse längst viel weiter ist. Bei der SAS oder VA geht es deutlich schneller, viele Schüler fangen da aber an, Schnelligkeit über Lesbarkeit zu stellen. Das geht so weit, dass sich Bänder aus unleserlichen Schnörkeln und Kringeln über ein Blatt ergießen, die nicht einmal die Schüler selbst mehr entziffern können. Die GS ist im Prinzip eine eher weniger als mehr verbundene Druckschrift. Ich sehe sie in den unteren Klassen sehr selten, in den oberen Klassen, besonders aber in der Oberstufe, gehen die meisten Schüler von alleine dazu über. Durch ihre Klarheit der Form ist sie meist gut lesbar, selbst wenn sie schnell geschrieben wird. Generell bevorzuge ich, wenn ich etwas lesen muss, Druckschriften vor Schreibschriften. Letztere sind durch die vielen Schnörkel und Kringel deutlich schlechter lesbar, selbst wenn sie sauber geschrieben sind. Vieles muss man sich aus dem Zusammenhang erschließen (Ist der Kringel jetzt ein kleines e oder ein kleines l oder ein unsauberes kleines o? Ist das ein neuer Buchstabe oder nur ein Schnörkel des vorhergehenden?) und die meisten Schüler schreiben sie auch so unsauber, dass eine deutliche Unterscheidung der Buchstaben schwierig wird. Dazu verstehen es viele Schüler nicht, sauber auf einer Linie zu schreiben, die Buchstabenreihe purzelt kreuz und quer übers Blatt wie eine betrunkene Ameise. Gepaart mit einer katastrophalen Rechtschreibung, die auch von Jahr zu Jahr immer schlimmer wird, steht man beim Korrigieren von Texten also vor einer zunehmenden Herausforderung. Den Gipfel der Unleserlichkeit bildete übrigens einer meiner Professoren für theoretische Physik an der Uni. Seine Handschrift bestand aus größeren und kleineren Schwüngen und Kringeln, die ohne seine mündliche Rede dazu schlicht nicht zu entziffern waren. Doch nicht nur Buchstaben, auch Zahlen wollen sauber geschrieben werden. Ich sehe immer häufiger die Problematik, dass meine Schüler Zahlen so unsauber schreiben, dass sie diese im Laufe von längeren Rechnungen selber nicht mehr lesen können, dadurch falsch in die nächste Zeile übernehmen und schließlich nur deswegen falsche Ergebnisse erhalten. Mir ist es prinzipiell aber egal, mit welcher Ausgangsschrift die Schüler bei mir ankommen - Hauptsache, sie können sie zügig und leserlich schreiben, ohne sich dabei verkrampfend die Handgelenke zu brechen. |
| Herausforderung | | von: palim
erstellt: 01.12.2019 15:39:50 |
Eine faire Untersuchung zur Schreibgeschwindigkeit würde neben den Schriften auch erheben, mit welchen motorischen Fähigkeiten die SuS ihre Schreibentwicklung beginnen und nach entsprechenden Übungen fortsetzen. Und man könnte auch mal Studierenden-Scharen aussenden und die geschriebenen Wörter zählen lassen. Oder die Anzahl Deutschstunden im Bundesland erheben und den Anteil an schriftlicher Betätigung im Vergleich zu allen anderen geforderten Kompetenzen. Fruusch weist darauf hin, dass in der Oberstufe die SuS eher zu einer gemischten, teilverbundenen Druckschrift tendieren. Sie erlernen zu der Zeit ja aber nicht die Grundschrift als solche, sondern entwickeln nach der Grundschule aus einer früher erlernten Ausgangs-Schreibschrift ihre eigene Handschrift, die wieder Elemente der Druckschrift aufnimmt. Dies kann man auch bei sehr vielen Handschriften von Erwachsenen sehen, die zumeist mit einer der verbundenen Schreibschriften aufgewachsen sind. An dieser Stelle setzt die Grundschrift an, die aus etwas runderen Druckbuchstaben (als Erstschrift) im Folgenden eine teilverbundene Schrift entwickeln lässt. Ab Klasse 5, wenn die SuS aus den Grundschulen entlassen werden und dort akribisch auf die detailgenaue Ausführung der Ausgangsschrift geachtet wurde, wird man in der weiterführenden Schule den Prozess sehen, dass sich die SuS von der Ausgangsschrift lösen, die ja nun nicht mehr vehement eingefordert wird, und eine eigene Handschrift entwickeln, die auch eine unverbundene oder teilverbundene Schrift sein kann. Das war in der Vergangenheit auch so, bei einigen mit deutlichen Anzeichen zu Kringeln und Herzchen über dem i (samt grüner und lila Tinte), bei anderen aus der Notwendigkeit heraus, dass Lehrkräfte die unsaubere Schreibschrift nicht entziffern konnten und dies die Beschäftigung mit der Schrift notwendig werden ließ. Den Rest der Beschreibungen finde ich sehr bildlich und muss schmunzeln: "wie eine betrunkene Ameise". Danke, fruusch. Das kann ich meinen kleinen SuS SO nicht sagen ... aber ich werde morgen sicher lächelnd im Unterricht stehen, wenn Schüler X und Schülerin Y sich in ihrem Heft abmühen. Ja, manchmal steht man vor einer Herausforderung! |
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