sieht in meinen Augen anders aus, weshalb ich auch nicht (mehr) als freier Autor für einen Verlag arbeiten will.
Mir wurden vor ein paar Jahren mal vom Raabe-Verlag 25€ pro Seite angeboten. Rechnet man das auf die Entwicklungszeit einer solchen Seite herunter bleibt abzüglich Steuern deutlich weniger als Mindestlohn übrig. Auch bei 30-40€ pro Seite ist das nicht viel anders - für die Arbeit eines ausgebildeten Akademikers mit zweitem Staatsexamen ist das also ein erbärmliches Angebot.
Das Argument, man würde ja seine Materialien, die man sowieso fertig hat, einfach nur weitergeben, zählt dabei nicht. Man muss dieses Material stark bearbeiten, um die Anforderungen der Verlage zu erfüllen - pro Seite sind daher wirklich mehrere Stunden Zeit nötig, insbesondere, wenn man noch zusätzlich didaktische Erläuterungen verfassen muss. Stellt euch einfach vor, ihr wolltet ein Arbeitsblatt erstellen, dass jede beliebige Kollegin ohne große Vorarbeit in ihrem eigenen Unterricht verwenden können muss. Wie viel mehr Arbeit muss ich da reinstecken als für meine eigenen Arbeitsblätter, die ich in meinem eigenen Unterricht verwende? Die Unterschiede sind gewaltig.
Das einzige, worauf ich mich einlasse, sind daher zeitbasierte Abrechnungen bei einem Stundenlohn ab 40€. Selbst da bleibt nach Steuern noch wenig genug übrig, aber wenigstens verdiene ich da ein bisschen mehr als bei Lidl... Als freie BeraterInnen verdienen AkademikerInnen in der Industrie übrigens Stundenlöhne von 80-100€ und aufwärts.
Übrigens: Arbeit für Verlage ist eine anzeigepflichtige und ggf. genehmigungspflichtige Nebentätigkeit. Für die Steuer muss man ein Unternehmen anmelden und dann auch regelmäßig Umsatzsteuererklärungen (Formular USt 2a) abgeben. Solange man im Kleinstunternehmerbereich bleibt, reicht dafür die einfachere jährliche Einnahmenüberschussrechnung (Formular EÜR), wenn man mehr verdient muss es die volle Buchhaltung mit der monatlichen Umsatzsteuervoranmeldung sein. Das kostet auch bei der Steuererklärung mehr Zeit, die man in seine Kalkulation mit einberechnen sollte.