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Forum: "Schnauze voll von..."
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| Schnauze voll von... | | von: kathrin74
erstellt: 19.02.2021 09:14:51 |
... Distanzunterricht ... Wechselunterricht zeitgleich mit Distanzunterricht, keine Ahnung, wie ich das ab Montag anstellen soll ... Distanzunterricht zeitgleich mit Notbetreuung "Ich versteh das alles nicht!" "Die Aufgabe mal gelesen?" "nö" "mimimimimi, das sind so viele Aufgaben für 90min" (reine Bearbeitungszeit 20min) "Also mein Sohn kann die Aufgabe nicht. Wir haben den Film schon 5mal angeschaut." (2 Tage vor der eigentlichen Unterrichtsstunde, komisch, die Mitschüler konnten das alles) Presse: Lehrer sind faul. Sollen gefälligst noch am Samstag und in den Ferien arbeiten und ähnliches. Da lernt keiner was, wenn die SuS nicht in präsenz sind... Mich macht das alles fertig. Keinem scheint man es recht zu machen. Mein Akku ist leerer, als er zu der Zeit sein sollte. Und die Osterferien sind noch so unwahrscheinlich weit weg. Keinen blassen Schimmer, wie das so vom Umfang weiter gehen soll. Dann die Ungewissheit, wie es mit der Schule weiter gehen soll, immer diese Adhock Entscheidungen. Keinerlei Arbeitsschutz mehr, Abstand, Kälte, Durchzug. immerhin werden mittlerweile FFP2 Masken gestellt. CO2 Ampeln werden nicht gestellt, also muss man die sich für teuer Geld selber kaufen, Lüften reicht ja, aber ich will nicht bei 14°C im Klassenraum sein (die SuS auch nicht). Überstunden sind langsam nicht mehr zählbar, es fällt auch nicht auf, was für eine ewige Zeit man in seinem Kämmerlein sitzt. Das musste einfach mal raus. |
| Recht hast du! | | von: mushshiva
erstellt: 19.02.2021 10:56:09 |
Du sprichst mir sowas von aus der Seele.... und es ist kein Ende in Sicht. Wie mans macht, ist es falsch und dazu noch die Pressemeldungen (die ich mittlerweile schon gar nicht mehr lese!) Liebe Grüße |
| ja | | von: fruusch
erstellt: 19.02.2021 12:13:15 |
insbesondere die ständigen Meldungen, dass die "Corona-Jahrgänge" jetzt angeblich gar nichts mehr lernen, gehen mir tierisch auf den Senkel. Ja, einzelne SchülerInnen gehen uns gerade verloren, und zwar ausgerechnet diejenigen, die es sowieso schon immer schwerer hatten. Aber deswegen jetzt alles in die Tonne zu treten, was wir hier tagtäglich machen... Wozu setze ich mich da wöchentlich 50-60h hin, wenn es angeblich eh nichts bringt? Dann leg ich mich doch lieber aufs Sofa und lese weiter "The Three Body Problem" von Liu Cixin... Ich bin es auch leid, Eltern hinterherzulaufen, deren Kinder nicht am Unterricht teilnehmen. Zum Glück haben wir hier engagierte Stufenleitungen, die dann auch mal das Ordnungsamt/Jugendamt einschalten, die dann die Eltern "dezent" an ihre Pflichten erinnern. Ich bin es auch leid, dass wir hier immer noch "auf Sicht" fahren müssen, und sämtliche alternativen Methoden zur Pandemiebekämpfung (regelmäßige Tests, Masken für Lehrer und Schüler, sinnvolle Konzepte zum Unterrichten auf Abstand...) seit einem Jahr so gewaltig vernachlässigt werden. Aber wenn man halt nur den Lockdown-Pfeil im Köcher hat, muss man diesen immer wieder verwenden... koste es, was es wolle. Ich bin es ebenfalls leid, dass wir stets parat stehen müssen, um jede neue Verordnung mit großem Arbeitsaufwand sofort in die Tat umzusetzen. Jetzt aktuell müssen wir unsere Abiturzeugnisse (ja, RLP hat schon geschrieben) umschreiben, weil die Einbringregeln kurzfristigst geändert wurden. Das Schulverwaltungsprogramm kann das aber nicht, also muss alles VON HAND gemacht werden. Ich frage mich immer noch, wie die BildungsministerInnen auf die Idee kommen konnten, ein Raum, in dem bei Außentemperaturen unter 5°C alle 20min für 5min quergelüftet wird, eine Temperatur von 20°C halten soll. Meine SchülerInnen hockten da jedenfalls vor Weihnachten angezogen wie Reinhold Messner in der Antarktis, teilweise in Decken gekuschelt, dazu die Thermoskanne heißen Tee auf der Schulbank. Wenn man still sitzen muss, sind selbst 15°C schon viel zu kalt. Es darf ja auch keiner rumlaufen, wegen der Abstandsregeln... Ich frage mich auch immer noch, weshalb man die Sommermonate nicht genutzt hat, um massenhaft FFP2-Masken für Lehrkräfte zu besorgen, damit diese im "Nahkampf" in den Klassenräumen wenigstens ein bisschen geschützt sind. Wir haben inzwischen ganze zwei (!) Stück bekommen, nach einer gescheiterten Erstlieferung, als wir zwei Kindermasken bekamen, die nur den allerkleinsten Kolleginnen passten... aber angeblich brauchen wir die ja gar nicht. Ich frage mich... ach, was frage ich mich überhaupt noch das alles... *** Anders herum geht es aber auch unseren Schülern ähnlich: - Wenn xy nichts abgibt, warum sollte ich mich dann anstrengen? - Wenn mein Lehrer sagt, das braucht 20min, warum brauchen wir dann immer 3-4h dafür? - Warum bekomme ich keine Leihgeräte von der Schule? Ich teile mir hier einen Computer mit zwei Geschwistern und den Eltern im Homeoffice! Und meine Lehrer maulen rum, weil ich nicht jeden Tag was abgebe. - Warum können sich die Lehrer nicht an Vereinbarungen halten? Wir hatten ausgemacht, dass wir mit Wochenplänen arbeiten sollen, aber immer wieder kommt ohne Vorankündigung doch noch was dazu, was man dann zufällig findet. Oder auch nicht, und dann kriegt man Ärger. *** Wir sitzen einfach im selben Boot. Das Boot treibt orientierungslos und leck durch den Sturm, die Mannschaft ist mit Wasserschöpfen am Rande ihrer Kräfte angelangt. Währenddessen verweigern die Schiffsoffiziere auf ihrer warmen Brücke die Arbeit, kürzen der Mannschaft die Rationen und senden nur gelegentlich mal in Fernsehinterviews ein "aufmunterndes Lob" nach unten - schließlich ist Wahlkampf. |
| fruusch, deinen ersten Absatz | | von: janne60
erstellt: 19.02.2021 14:29:30 |
möchte ich mal aufgreifen: Auch ich kann nicht recht nachvollziehen, warum auf einmal die erbrachten Leistungen der Kinder nichts mehr wert sein sollen. Als Schüler käme ich mir ganz schön verarscht vor: Obgleich ich tue, was ich soll, an meinem Wochenplan arbeite, mich zu jeder Konferenz dazuschalte, brav meine analogen Aufgaben bringe und abhole, Kontakte halte usw., wird überall von den verlorenen Schülergenerationen berichtet. Lasst uns wertschätzen, wie sehr auch die Schüler ihr Bestes geben, mitzuhalten, sich an die neue Technik und das digitale Arbeiten zu gewöhnen und ihre Leistungen zu erbringen, auch Frustration in Kauf zu nehmen, weil etwas nicht verstanden wurde, in Kauf zu nehmen, dass man sich nicht mit den Kameraden austauschen und treffen kann und TROTZDEM was zu leisten. Freilich verlieren wir zur Zeit Kinder, und zwar genau diejenigen, die wir auch nicht erreichen, wenn sie einen Meter vor uns sitzen. Ich erlebe unsere Schülerschaft aus der Distanz genauso engagiert oder aber desinteressiert, wie sie sich in Präsenz auch zeigt, die einen so und die anderen so. Es gilt wie immer der Spruch: Wenn du nicht lernen willst, kann niemand dir helfen. Wenn du unbedingt lernen willst, kann niemand dich aufhalten. |
| Also | | von: hesse
erstellt: 19.02.2021 14:42:32 geändert: 19.02.2021 14:48:54 |
ich kann Euren Ärger nachvollziehen. Immerhin haben wir FFP-2-Masken kostenfrei gestellt bekommen und jetzt auch OP-Masken, die wir ab Montag im Unterricht tragen müssen. Auch Corona-Ampeln haben wir. Insofern geht es uns in dieser Hinsicht vergleichsweise gut. Der Ärger mit Schülern (und Eltern) hält sich in Grenzen, was wohl auch schulartbedingt ist: Wir haben Berufs-, Fachober- und Berufsfachschüler. Der Wechselunterricht ist in der Tat eine Herausforderung, die ich mal mehr, mal weniger gut meistere. Wir sind relativ gut ausgestattet, aber das Unterrichtsgeschehen gestaltet sich mitunter recht zäh, im Distanzunterricht läuft das besser. Besonders das Jonglieren zwischen den Schülern im Klassenraum und denen im Off strengt an. Wenn Du dann noch mit der Technik kämpfen mußt, weil etwas verstellt oder nicht eingestellt war, kostet das Zeit und Nerven. Mitunter kam ich mir vor wie ein Neandertaler. Der einzige Trost: den meisten Kollegen (und Schülern!) geht es nicht anders. Für die Schüler ist es nicht besser: Wenn Du die Klasse in der 9. und 10. Stunde hast, haben sie schon sechs oder sieben Unterrichtsstunden per Zoom hinter sich, und das schlaucht. Auch deshalb hätten wir die Faschingsferien gut brauchen können; einfach um mal ein wenig abzuschalten, denn ich merke, ich sitze mehr und länger am PC als im Präsenzunterricht, und bin auch danach immer mit den Gedanken beim Unterricht bzw. in der Schule. Be aller berechtigten Kritik, die ich durchaus teile, wünsche ich mir aber an der ein oder anderen Stelle mehr Sachlichkeit. Wenn ich manche Beiräge zu den Berichten auf der 4t-Startseite lese, in denen Politiker u.a. Machtversessenheit und kriminelles Verhalten unterstellt wird, muß ich sagen: Da hört der Spaß auf! Abgesehen davon, daß sich diese "Kritiker" selbst disqualifizieren, möchte ich schon die Frage in den Raum stellen, wer von uns gerne so eine machtgeile Politikerin wäre, die dann Entscheidungen zu treffen hat, für die sie von allen Seiten Schläge erhält. Ich jedenfalls möchte nicht tauschen, weder mit unseren Politikern, noch mit den Schulleitern. Sie tun meiner festen Überzeugung nach grundsätzlich Ihr Bestes, auch wenn ich viele ihrer Maßnahmen nicht für gut (durchdacht) befinde, siehe z.B. Wechselunterricht und Ferienstreichung! Man muß mal den (berechtigten) Frust rauslassen - aber alles hat seine Grenzen! LG Hesse |
| @janne | | von: emiliach
erstellt: 19.02.2021 22:25:35 |
Perfekt formuliert! Du sprichst mir aus der Seele! Danke Dir sehr für diesen Beitrag!
Liebe Grüße emi |
| Kann | | von: hesse
erstellt: 20.02.2021 08:47:18 |
ich mich nur anschließen. Aber seht den ersten "Kommentar" dazu: Armselig - nicht nur, was die Interpunktion angeht... Der hat in der Schule scheinbar wirklich nichts gelernt... LG Hesse |
| Zum Thema "rechtfertige dich als Lehrer" oder besser "tu's nicht" | | von: janne60
erstellt: 20.02.2021 13:16:01 |
habe ich mittlerweile 2 Standardreaktionen: 1. Sind Sie Lehrer? Nein? Dann diskutieren wir zwei beiden schonmal nicht über diesen Beruf. 2. Sie wissen alles übers Lehrerdasein, weil Sie eine Schule besucht haben? Nun, ich bin auch oft in der Metzgerei und weiß trotzdem nicht, wie man ein Schwein schlachtet. Am besten funktioniert noch immer das Einrennen offener Scheunentore: "Wir Lehrer arbeiten nix? Das stimmt, ich liege den ganzen Tag auf dem Sofa, schaue Serien und esse Schokolade............uuund werde dafür noch super bezahlt!" |
| Dieser ganze Distanzunterricht ist doch suboptimal! | | von: lupenrein
erstellt: 20.02.2021 13:47:49 geändert: 20.02.2021 13:50:30 |
Unsere Enkelin, 10 Jahre alt und in der 6. Klasse des Gymnasiums, ist hochintelligent, aber nicht in der Lage - woher denn auch - sich selbst so zu organisieren, daß sie im Distanzunterricht Wichtiges und Dringendes erledigt. Sie arbeitet das ab, was sie aufbekommt und mehr, wenn es sie interessiert; träumt bei etwas weiter entfernt liegenden Terminen herum, bis die Termine ihr über den Kopf wachsen und ist dann kreuzunglücklich. Mama und Papa arbeiten und kümmern sich um sie, wenn sie ihr Pensum erledigt haben - die eine im Home-Office nach 5-10 internationalen online-Meetings - viele in der Mittagszeit, weil sich da nun mal sowohl die Teilnehmer aus Asien als auch die aus den USA zugleich virtuell treffen können. Der Andere nach seinem Job als Leiter einer eigenen Steuerberatung mit Innen- und Außendienst abends. Ja Herrschaftszeiten! Welcher der Eltern kann sich selbst denn organisieren? Ich selbst kenne die Aufschieberitis bei mir selbst nur zur Genüge. Gerade intelligente Kinder muß man ihre eigenen Fehler machen lassen, um sie dafür langsam zu sensibilisieren, welche Folgen das eigene Tun oder Nicht-Tun für sie selbst hat. In der Schule und zuhause in normalen Zeiten werden die Kids sanft, aber nachdrücklich in die richtige Richtung gelenkt. Eisenhower-Prinzip? PARETO-Prinzip? Kann ich als Opa mal meiner Enkelin kurz erklären. Einfacher wäre es, wenn jeder Schüler in der Schule lernte, die täglichen Aufgaben a) aufzuschreiben b) ihnen Zeiten zuzuordnen d) diese Aufgaben zu priorisieren und e) einen Ansporn zum Start geben Beispiel: Englische Vokabeln lernen (uahhhhhh) mit einem dicken fetten U für unangenehm zu versehen und diese unangenehme Aufgabe sofort abzuräumen. Ein Schüler versteht sofort, wie toll es sich anfühlt, wenn dieser Klotz weg ist und daß er bei gleicher Aufgabenfülle einfach besser drauf ist, wenn der unangenehmste Teil erledigt ist. |
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