Hallo zusammen,

hattet ihr schon einmal eine Situation, bei der ihr als Aufsichtsperson eine wüste Rauferei unter Schülern unterbrechen wolltet und andere SuS durch ihr Verhalten die Auseinandersetzung noch bestärkt haben durch Zurufe, Zusammenschubsen der Streithähne, Kreisbildung um den Kampf, und ggf. auch durch sich etwas in den Weg stellen und/oder Benutzung von Handykameras als ihr gerade intervenieren wolltet? 

Ich hatte so eine Situation in dieser Woche zusammen mit einer jungen Kollegin auf einem Schulflur während einer 5-Minuten-Pause und hatten etwas Schwierigkeiten die Situation schnell zu deeskalieren weil es so viele Sympathisanten gab, die mitgemischt haben.

Ich möchte gar nicht so sehr danach fragen, wie sich derartige Scharmützel verhindern lassen, da ich denke, dass sich das Verhalten einer gewissen Anzahl von Mitschülern auch nach etlichen Gesprächen oder Projekten zum Thema Zivilcourage  nicht ganz abschalten lässt, da solche Hahnenkämpfe (5. Klasse), immer Unterhaltungswert bieten (war zumindest zu meiner Schulzeit auch so).

Mich würde aber interessieren, wie ihr damit umgegangen seid wenn ihr schon mal als Aufsichtsperson so eine Erfahrung gemacht habt.

Wie haben Mitschüler bei euch reagiert? Durch welches Verhalten der eventuell oben genannten Verhaltensweisen sind sie euch aufgefallen? Habt ihr durch laute Ermahnungen unbeteiligte Mitschüler weggeschickt? Wenn ja, war das erfolgreich? Habt ihr sie einfach gar nicht beachtet und euch der Hauptaufgabe gewidmet, die Streithammel zu trennen und euch nur den Hauptakteuren angenommen oder seid ihr rigoros vorgegangen und habt euch mit jedem Schüler befasst, der offensichtlich seinen Anteil an der Auseinandersetzung mit eingebracht hat und sei es nur ein Kommentar wie "Schnell, Herr/Frau XY kommt!" ?  

Einfach aus Interesse weil Kolleg*innen sehr unterschiedlich auf solches Verhalten eingehen und der Schulleitung wichtig ist, dass die hauptsächlich Beteiligten angegangen werden.

Ein schönes Wochenende vorab!  
Grüße

das ich zum Glück selbst noch nie hatte.

Hauptproblem dabei ist es mMn, in dieser extrem unübersichtlichen Situation den Überblick zu behalten, um blitzschnell entscheiden zu können, wo man als Erstes eingreifen muss. Je mehr Beteiligte es sind, desto schwieriger wird es. Bei einer Haufenbildung kann es ja vorkommen, dass man die sich prügelnden Hauptakteure nicht einmal sehen kann. Dazu kommt, dass man normalerweise einen Großteil der Schüler nicht persönlich kennt. "Klaus, hör sofort damit auf!" ist nunmal wirkungsvoller als "He du da mit dem roten Pullover, hör auf!"

Beruhigend dagegen ist es, dass überhaupt etwas zu tun immer besser ist als nichts zu tun. Ich würde wohl höchstwahrscheinlich immer zuerst die primären Prügler trennen und außer Sichtweite bringen, und mich danach um den Mob kümmern, falls dieser noch am Ort ist. Wenn man zu zweit ist, kann man sich um beides gleichzeitig kümmern. Dass dabei einige Hauptakteure des Mobs stiften gehen ist ein Dilemma, das nur durch flächendeckende und durchgehende Videoüberwachung gelöst werden kann, die aus gutem Grund keiner will.

... wäre übertrieben, aber ja, sowas gibt's häufiger.

In meinem Fall: 10 Jahre Kampfsport... Noch Fragen?

Wenn ich irgendwo hinwill, dann komme ich da hin, trenne die Streithähne, den Überlegenen führe ich ab und bitte den Unterlegenen mitzukommen, was der auch meist macht... Dann ab zur Schulleitung. Wenn die nicht da ist: in die Klasse, Fachkollegen informieren, Meldung an den Klassenlehrer.

In meiner Zeit in der Brennpunkthauptschule habe ich es mir abgewöhnt selbst dazwischen zu gehen (zu gefährlich) und habe Mitschüler konkret benannt, die die Streithähne trennen. Auch bei den Kleinen. Denn auch die können Mal was spitzes in der Hand haben.

Danach geht es unterschiedlich weiter.

Gespräch mit den beiden, Gespräch mit den Eltern, Gespräch mit dem Abteilungsleiter, Zuschauer die Vorgeschichte aufschreiben lassen, vom Unterricht suspendieren,... Je nach Situation.

das ich zum Glück selbst noch nie hatte.

Hauptproblem dabei ist es mMn, in dieser extrem unübersichtlichen Situation den Überblick zu behalten, um blitzschnell entscheiden zu können, wo man als Erstes eingreifen muss. Je mehr Beteiligte es sind, desto schwieriger wird es. Bei einer Haufenbildung kann es ja vorkommen, dass man die sich prügelnden Hauptakteure nicht einmal sehen kann. Dazu kommt, dass man normalerweise einen Großteil der Schüler nicht persönlich kennt. "Klaus, hör sofort damit auf!" ist nunmal wirkungsvoller als "He du da mit dem roten Pullover, hör auf!"

Beruhigend dagegen ist es, dass überhaupt etwas zu tun immer besser ist als nichts zu tun. Ich würde wohl höchstwahrscheinlich immer zuerst die primären Prügler trennen und außer Sichtweite bringen, und mich danach um den Mob kümmern, falls dieser noch am Ort ist. Wenn man zu zweit ist, kann man sich um beides gleichzeitig kümmern. Dass dabei einige Hauptakteure des Mobs stiften gehen ist ein Dilemma, das nur durch flächendeckende und durchgehende Videoüberwachung gelöst werden kann, die aus gutem Grund keiner will.

Danke für deine Antwort und deine ausführlichen Ratschläge dazu. Tatsächlich lässt sich, wenn du alleine intervenierst, meist nur die Prügelei an sich auflösen und das gestaltet sich auch nicht immer einfach.

Mich interessiert einfach hier eure Meinung, ob ihr überhaupt darauf Wert legt oder Wert legen würdet, euch mit den Mitschülern noch auseinanderzusetzen, die ganz offensichtlich mit dazu beitragen, dass der Streit der Schüler sich derartig aufgeschaukelt hat oder ob ihr eher sagt: " Ich bin schon genug damit beschäftigt die Auseinandersetzung im Kern zu beenden, da das auch die vorrangige Pflicht als Aufsichtsperson ist. Nebenschauplätze interessieren mich dabei nicht/weniger."

Ich finde beide Ansichten interessant, habe jedoch meine eigene dazu.

... wäre übertrieben, aber ja, sowas gibt's häufiger.

In meinem Fall: 10 Jahre Kampfsport... Noch Fragen?

Wenn ich irgendwo hinwill, dann komme ich da hin, trenne die Streithähne, den Überlegenen führe ich ab und bitte den Unterlegenen mitzukommen, was der auch meist macht... Dann ab zur Schulleitung. Wenn die nicht da ist: in die Klasse, Fachkollegen informieren, Meldung an den Klassenlehrer.

Schön, dass es hier noch jemanden gibt, der mit solchen Situationen Erfahrungen hat.

Aber du beschreibst leider nicht ob du jetzt auf die Mitschüler drumherum eingehst oder ob du dich ausschließlich auf die Schüler/innen konzentrierst, die sich prügeln.

D.h. durch deine Kampfsporterfahrung strahlst du schon genügend Respekt und Durchsetzungsvermögen aus, dass Unbeteiligte sich bei deiner Intervention schon von alleine verdrücken?

LG

In meiner Zeit in der Brennpunkthauptschule habe ich es mir abgewöhnt selbst dazwischen zu gehen (zu gefährlich) und habe Mitschüler konkret benannt, die die Streithähne trennen. Auch bei den Kleinen. Denn auch die können Mal was spitzes in der Hand haben.

Danach geht es unterschiedlich weiter.

Gespräch mit den beiden, Gespräch mit den Eltern, Gespräch mit dem Abteilungsleiter, Zuschauer die Vorgeschichte aufschreiben lassen, vom Unterricht suspendieren,... Je nach Situation.

Danke für deine Erfahrung!

Wie bist du denn mit Schülern dann umgegangen, die als Unbeteiligte die Streithähne bewusst angestachelt haben, weiter aufeinander loszugehen? Oder hörten die damit auf sobald du jemanden aufgefordert hast, dir beim Eingreifen zu helfen?

Grundsätzlich finde ich den Ansatz eine gute Idee wenn es läuft, nur im Zweifelsfall sind wir Erwachsenen doch die Aufsichtskräfte, die so einen Zwischenfall unterbrechen müssen zwecks Aufsichtspflicht und können diese Verantwortung nicht einfach auf Schüler übertragen.

Solange sie das auf Anweisung tun und das erflgreich, alles gut. Nur wenn sie sich weigern, sich dabei selbst verletzen oder die Auseinandersetzung trotzdem nicht stoppen, bist du als Aufsicht soch letztendlich der- oder diejenige, die sich rechtfertigen muss, schätze ich.

LG

... die anderen Schüler verdrücken sich (im Allgemeinen) nicht automatisch, aber sie machen freiwillig Platz, wenn 1,90 m Lehrergestalt zielstrebig auf den Raufring zugehen.

Zunächst einmal ist mir die Beendigung der Kampfsituation am wichtigsten, deshalb ziehe ich niemals andere Schüler da mit rein. Meiner Erfahrung nach kommt es dann zum weiteren Anheizung des Konfliktes. Der Fokus liegt also einzig auf den Streithähnen.

Dann ist mir wichtig, die Sache zur Klärung an die zu geben, die in erster Linie dafür zuständig sind (das ist in erster Linie die Klassenleitung oder Schulleitung, bei anderen Konflikten auch die Beratungslehrerin oder Streitschlichter, seit Kurzem auch unsere Schulsozialarbeiter).

Desweiteren ist die Frage, ob ich die Prügelei während meiner Aufsicht erlebe, ohne Aufsicht zu haben, auf dem Weg in die Schule oder auf dem Weg nach Hause. Bei der Aufsicht habe ich keine Zeit für ein Gespräch, da muss ich nach der Trennung der Gefährten weiter Aufsicht machen. Habe ich keine, hinterfrage ich zumindest den Grund für die Eskalation. Bin ich auf dem Weg in die Schule kommt es darauf an, ob ich noch umfangreiche Vorbereitungen für den Unterricht zu treffen habe. Auf dem Weg nach Hause sitzt mir meist der Fahrplan der Deutschen Bahn im Nacken.

Dann kommt es für mich darauf an, ob ich die Schüler aus dem Unterricht oder meiner AG kenne. Wenn nicht, interessiert mich der Konflikt auch nicht weiter. Wenn ja, interessiert es mich schon, aber es ergibt sich im Unterricht kaum die Möglichkeit, die Streithähne nochmals darauf anzusprechen. In meiner AG kann ich mir das dann schon eher erlauben, v. a. nach dem Konzert, allerdings kann ich die AG deswegen nicht ausfallen lassen. Ein Gespräch kann erst danach stattfinden.