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Forum: "Schallende Ohrfeige aus Kiew für deutsche Integrationsbemühungen"
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| Hm, | | von: janne60
erstellt: 19.03.2022 12:05:34 |
das birgt ja mal wieder reichlich Zündstoff, an dessen Entfachung ich mich jetzt hier nicht beteiligen werde. Fakt ist, dass bei uns es überhaupt keine Willkommensklassen gibt (die gab es auch schon 2015 für die syrischen Kinder nicht), da man der Meinung ist, dass Integration am schnellsten über Integration geschieht, und dass man Kinder egal welcher Herkunft altersentsprechend in die regulären Klassen einschult. Die Erfahrung der letzten Jahre mit eben den syrischen Mitschülern hat (entgegen anfänglicher Skepsis) gezeigt, dass dies der richtige Weg ist. Ich weiß nicht, ob die Dame aus dem Bericht sich im Klaren ist, dass sie sich selbst widerspricht. Einerseits sollen a) die ukrainischen Kinder nicht isoliert in eigene Klassen gepfercht werden, aber b) sollen sie in eigenen Klassen nach ukrainischem Standard unterrichtet werden. Öhhhm, siehe a)? Weitere Bemerkungen zu den veröffentlichten Inhalten verkneife ich mir, es bestünde Zynismusgefahr |
| Aus eigener Erfahrung | | von: dafyline
erstellt: 19.03.2022 20:37:22 |
allerdings schon etwas länger her - damals waren es vorwiegend Kinder aus Afghanistan - die Kinder waren im Regelunterricht (mit dem "normalen" Lehrplan), durften dazu ihre heißgeliebten Extrastunden bei mir absolvieren (speziell, wenn die anderen Mädchen und Buben katholischen Religionsunterricht hatten). Bei mir war "überlebenswichtiges " Deutsch am Programm, das ja im Regelunterricht von den anderen schon beherrscht wird, wie etwa: Bitte, Danke, Ich bin müde, mir ist schlecht, mir tut...weh, ich habe Angst, ich freu mich, ... Ich kann nur für Österreich sprechen: Wenn Kinder hier aufhältig sind, haben sie Rechte und Pflichten in Bezug auf Unterricht. Kein Recht besteht auf Unterricht nach dem Lehrplan des Herkunftslandes... Laut nachgedacht: Kann jemand Forderungen stellen????? |
| Genau | | von: janne60
erstellt: 19.03.2022 21:01:41 |
wie klexel schon sagte.... Und mit Wenn Kinder hier aufhältig sind, haben sie Rechte und Pflichten in Bezug auf Unterricht. Kein Recht besteht auf Unterricht nach dem Lehrplan des Herkunftslandes... dafy, ist es gut zusammengefasst. |
| Zum Verständnis... | | von: klexel
erstellt: 19.03.2022 21:27:15 geändert: 19.03.2022 22:21:56 |
Schule in der Urkaine funktioniert schon länger sehr viel digitaler als bei uns. Sie waren schon immer weiter und haben die Pandemie genutzt aufzurüsten. Ein Großteil des Unterrichts kann tatsächlich online stattfinden.
Dafür braucht es aber 1) eine heile Infrastruktur in der Ukraine, also dass das Netz und die Schulseiten funktionieren
2) Eine Versorgung der geflüchteten Kinder mit Endgeräten
3) Ausreichend ukrainische Kolleginnen (ja, es dürften wohl nur Frauen sein), die den Unterricht betreuen
4) Zusätzlich die Möglichkeit, (traumatisierte) Kinder aufzufangen, ihnen die Möglichkeiten zu Kontakten zu Klassenkameraden zu geben und auch die deutsche Sprache zu lernen. Alleine in der Notunterkunft am Handy, das kann nichts werden.
5) Rechtssicherheit und neue Server für den Zugriff.
6) Und natürlich reichlich mit WLAN ausgestattete Schulen, haha, Witz!
Bisschen viel, oder?
Hier dazu ein Artikel aus der ZEIT Die flüchtenden ukrainischen Kinder können auf gute digitale Lernportale und Schulbücher ihres Landes zurückgreifen. Wie kann man sie möglichst rechtssicher nutzen? https://bit.ly/3u8Jodr
Ich habe tatsächlich schon auf der FB-Seite von 4t einen Link gepostet, wo man Zugriff auf ukrainische Bücher für DaF (und auch andere Fächer? Weiß nicht mehr) hat. Als pdf. Aber es braucht halt ukrainische Lehrerinnen.
Hier ist so ein Link, wo es auch zur Online-Schule und zu den Büchern geht (Hatte ich auch in unserem Sammelthread gepostet) https://bit.ly/3L1iBqb
Auch die Deutsche Schule in Kiev unterrichtet tapfer weiter.. Hier ein Artikel von news4teachers https://bit.ly/3IjyB5b
Herzerwärmender Nebeneffekt: Eine ukrainische geflüchtete DaF-Lehrerin (hier mit Tochter und Mutter angekommen) hat sich bei uns auf FB gemeldet. Sie lebt bei einer Familie in S-H und fragte, wo sie sich melden könnte, um zu arbeiten.
Neben vielen guten Tipps hat es drei Kommentare von Schulen aus ihrer Nachbarschaft gegeben, die an ihr interessiert sind. So muss das Ich wünsche ihr so sehr, dass es klappt.
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| in meiner Umgebung | | von: amann
erstellt: 19.03.2022 22:17:24 geändert: 19.03.2022 22:19:46 |
hörte ich von Fällen, wo neu angekommene ukrainische Kinder einfach in eine Klasse der Realschule plus ( = Hauptschule) gesteckt werden sollten. Da, integriert euch! Natürlich ist es frech und empörend, wenn die Konsulin eines Landes eigene Vorstellungen formuliert, was mit den geflüchtenden Kindern ihres Landes geschehen soll. Aus dem Text klingt die Sorge, dass sich die Ukrainer an deutsches Unterrichtstempo gewöhnen könnten und eine Verzögerung in ihrer Schulbildung erfahren. Ich kann die Qualität der ukrainischen homepage zum Unterricht nicht beurteilen, sehe aber starr vor Staunen, dass es dort so etwas gibt, für alle Klassen in allen Fächern. Offenbar planen die Ukrainer in der Hoffnung, dass der Krieg zuende geht und alle schon nächstes Jahr wieder nach Hause können. Das ist mal was Neues. |
| wie ammann | | von: rfalio
erstellt: 20.03.2022 10:34:55 |
schon sagt, spricht für mich aus dieser Forderung die Hoffnung, in Bälde zu einer schulischen Normalität in der Ukraine zurück kommen zu können. Allerdings ist bei mir diese Hoffnung nicht so groß. Weniger wegen der russischen Dominanz, sondern wegen der immer mehr zunehmenden Zerstörung der Infrastruktur. Selbst wenn Putin den Krieg verliert, hinterlässt er ein zerbombtes, zerstörtes Land. Damit betreibt er den Völkermord, den er als Grund für seine "bewaffnete Sonderoperation" angab. Zurück zum Problem. Die wichtigste Frage isr doch: Bleiben die Eltern? Dann brauchen wir Integrationsklassen, Deutschkurse etc. Kehren die Eltern zurück? Dann ist es sinnvoll, in der Muttersprache nach originären Lehrplänen zu Unterrichten. Also keine eindeutige Antwort möglich rfalio |
| Man muss | | von: janne60
erstellt: 20.03.2022 12:02:07 |
das Thema ja einfach im Kontext betrachten. Solange wir keine anderen Sorgen haben, können wir trefflich über die besten Schulsysteme diskutieren und es mag ja sein, dass die Ukraine uns in digitaler Hinsicht haushoch überlegen ist (was ja echt nicht schwer ist). Momentan kommen die Menschen aber mit nichts als dem nackten Leben. Da gerät doch vielleicht das Thema Schullaufbahn ein kleines bisschen weiter nach hinten in der Rangfolge. Mir ist schon klar, dass viele der Geflüchteten glauben, in einigen Wochen zurück in ihr Land zu können. Gerade hatte ich eine Mutter, die ihr Kind gar nicht fürs kommende Schuljahr anmelden wollte, weil sie "in 2 Wochen wieder heimfährt". Aber wie rfalio auch schon sagte, selbst wenn die Menschen zurückfahren, werden sie nicht dort anknüpfen können, wo sie stehengeblieben sind. Das ist bitter, aber Teil der Katastrophe. Und es gelten nunmal die Regeln der aufnehmenden Länder. Immerhin gibt es diesmal wohl den Unterschied, dass ukrainische Bürger mit pädagogischer Ausbildung bei uns, so schnell es geht, in Arbeit gebracht werden sollen (bei den syrischen Mitbürgern gab es ebenfalls viele Lehrer, aber die durften ja alle nicht beschäftigt werden, zumindest für unerträglich lange Zeit nicht). |
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