Hallo,

mein Name ist Petra, ich bin keine Lehrkraft, sondern als Elternteil hier.

Der älteste Sohn (9) meines Partners geht in die 2. Klasse eines Sozialpädagogischen Förderzentrums und hat große Schwierigkeiten beim Lesen. Da er ca. jedes 2. Wochenende bei uns ist, wollen wir ihn dabei nach Möglichkeit unterstützen. Letztes Wochenende habe ich versucht, ein paar einfache Wörter mit ihm zu lesen und hatte den Eindruck, dass sich ihm die Buchstaben vertauschen. Gleich kam mir der Verdacht auf eine Lese- und Rechtschreibeschwäche. Laut der Mama wurde er schon mal getestet und soll in ein paar Wochen noch mal zur Kontrolle kommen.

Es fällt ihm auch schwer, sich bereits auf kurze Wörter zu konzentrieren.

Nun hatten wir die Idee, wir müssen mit ihm die kleinen Schritte step-by-step gehen. Wie ein Wörterpuzzle. Dafür habe ich hier schon tolle Ideen gefunden. Vielen Dank dafür!

Gleichzeitig ist unser gemeinsamer Sohn offenbar höher begabt. Ist gerade 4 geworden und kann schon ziemlich gut lesen. Auch Zahlen machen ihm mega Freude, er zählt seit er 3 ist locker vor sich hin bis 100 und darüber (in 10er oder 100er Schritten). Es freut mich natürlich sehr, gleichzeitig ist es unglaublich schwierig, diesen Unterschied festzustellen und nicht immer (wertend) zu vergleichen. Für ihn freue ich mich auch über Inspiration, wie ich seinen Lern- und Wissensdrang bedienen kann.

Herzliche Grüße an alle!

Seid ihr mit dem Großen schon mal beim Augenarzt/Optiker gewesen? Vielleicht liegt eine Winkelfehlsichtigkeit vor? Die Meinungen gehen auseinander, ob Kinder eine entsprechende Brille (Prismenbrille) tragen sollen, aber bei unserem Großen hat es eine deutliche Verbesserung im Lesen und im Schriftbild gegeben.

Vielen Dank für den Tipp!

Das werde ich mal ansprechen  

Ich finde es sehr schwierig, Ratschläge zum Lesen zu geben, wenn man das Kind selbst nicht kennt. Gerade die Materialauswahl und Unterstützung beim Lesen ist schwierig.

Die Übungen müssten idealerweise täglich in sehr kleinem Umfang erfolgen.

Als Lehrkraft würde man Unterschiedliches in den Blick nehmen, die Sehfähigkeit ist eines.

Basale Fähigkeiten sind auch ein Part:

Wie sieht es aus mit dem Rhythmus? Kann das Kind Wörter in Silben sprechen?

Ist das Kind Links- oder Rechtshänder oder nicht eindeutig in der Wahl?

Kann das Kind puzzlen? Erkennt es Formen von Schattenrissen?

Dann geht es um das konkrete Lesen:

Welche Buchstaben sind (einzeln gelegt/ geschrieben) bekannt?

Kann das Kind Silben lesen? Wenn ja, welche?

Erst danach würde ich weitersuchen oder Materialien wählen und ausprobieren.

Wenn ich zwischen den Zeilen lese, dann lebt er an den anderen 12 Tagen bei der leiblichen Mutter und ist er kognitiv stark eingeschränkt und nicht regelbeschulbar.

Was glaubst du, wenn du alle 14 Tage mal mit ihm übst, was da hängen bleibt? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er daran Freude hat und es gerne macht. "ICH WILL" ist aus meiner Sicht der größte Motor zum Lernen und den kann ich nicht erzwingen. Vielmehr halte ich es für sinnvoll an den AUfgaben der Schule bzw. in Absprache mit der Mutter etwas fortzusetzen.

Allgemein zu üben und Kinder schulfähig zu machen empfinde ich sehr hilfreich, sinnvoll Gesellschaftsspiele wie Karten oder Brettspiele zu spielen und dabei für die Schule wichtige Regeln einzuüben wie Stillsitzen, sich auf eine Sache konzentrieren, verlieren können (Frustbewältigung), Regeln einhalten usw. Da bietet sich ganz altmodisch Mensch ärgere dich nicht oder UNO an, aber es gibt auch zahlreiche neue Brettspiele, wo man etwas einsammeln muss oder ein Einkaufsspiel oder ... Man kann auch in Lehrmittelverlagen nach Spielen suchen. Manchmal gibt es auch bei Discountern Spiele wie Buchstabe, Wort Bildzuordnung usw. Da hat das Kind Freude und ihm ist mehr geholfen.

Wenn das Kind kognitiv eingeschränkt ist, ist es normal, dass es in der 2. Klasse noch nicht lesen kann. Eine Überforderung kann auch schnell ins Gegenteil umschlagen.

Und woran misst du den Wert eines Kindes? An seinen kognitiven Voraussetzungen und deren Umsetzung? Wenn du andere Parameter nimmst, wird es dir nicht schwer fallen, dass Kind nicht abzuwerten. Es hat sicher andere Stärken, an denen man sich erfreuen kann.

@caldeirao 

Hallo petrima,

ich verstehe, wie schwierig das "nicht vergleichen" ist. Was Hilfe für den Älteren der beiden betrifft, gibt es hier Leute mit mehr Erfahrung.
 Mein Zugang zu deinem jüngeren Sohn wäre, das Wissen nicht Richtung Lesen/Schreiben/Rechnen zu erweitern (wenn er schon so weit ist, wird das sowieso passieren), sondern ihm Angebote außerhalb dieses Spektrums zu bieten. Ich hab inzwischen keine Erfahrung mehr (meine Kinder sind groß), was es für dieses Alter derzeit auf dem Markt gibt. Aber ich denke, Baukästen oder Technik, Biologie oder Zaubern.... auch ein Instrument lernen oder etwas andres Neues........ (ich bin mir sicher, irgendwas habt ihr sowieso schon angedacht). 

Vielen Dank für euren Input! 

Zunächst möchte ich klar stellen, dass ich nicht den Wert des Kindes an seinen Fähigkeiten festmache. Mit vergleichen meinte ich nur, dass ich mich manchmal stark wundere, dass er manche Sachen in seinem Alter nicht kann. Natürlich sind alle Kinder unterschiedlich! Und deswegen nicht schlechter. 

Der große ist nicht wirklich "dumm" oder eingeschränkt. Er kann super puzzle bauen, auch mit 1000 Stück. Er ist super schnell beim Lego City zusammen bauen. Er spricht ganz normal, hat einen guten Orientierungssinn, hilft beim Kochen, im Garten etc.

Aus unserer Sicht das größere Problem ist, dass die Mama wenig Zeit hat. Sie hat noch zwei weitere kleine Kinder und arbeitet fast Vollzeit. Sogar der mittlere sagt, "zuhause hat niemand Zeit" (es gibt noch zwei ältere Schwestern, 16 und 18). Alle haben ein eigenes Handy und sind super fit in Handyspielen (aber nicht die altersgemäßen). Der Papa versucht, Mama dazu zu bringen, sich mehr Zeit für die Kinder zu nehmen, auch wenn es bedeutet, weniger zu arbeiten. Dann wären die vielen Termine bei Logopäden und anderen vielleicht nicht nötig (über die sie klagt, weil sie ja so viele Termine hat).

Dass es wenig bringt, wenn wir alle 14 Tage mit ihm etwas machen, ist wahrscheinlich richtig. Deswegen versuchen wir es auch zusammen mit der Mama. Der Tipp mit dem spielerischen ist sehr gut, vielen Dank! 

gibt es bei der leiblichen Mutter also 5 Kinder? Das Kind, weswegen du fragst, 2 Jüngere, eine 16 jährige und eine 18 jährige? Wahrscheinlich arbeitet sie so viel, um alles bezahlen zu können. Es hört sich doch etwas luxuriös an, die Mutter zu bitten, weniger zu arbeiten und sich mehr um die Kinder kümmern. Zahlt denn der Vater? Oder die Väter? 

Unterstützt sie, wo ihr könnt. Vielleicht lässt sie es ja zu, dass ihr den Jungen öfter als alle 14 Tage bei euch habt. Vielleicht auch unter der Woche. Da könnt ihr bei den Hausaufgaben helfen oder den Jungen zum Logopäden oder anderen Terminen begleiten. Ihr könnt öfter bzw. regelmäßig mit ihm das Lesen üben. Das würde den beiden sicher auch helfen.

Die drei jüngeren (9, 5, 3) sind bis 16 bzw 17 Uhr in Fremdbetreuung, danach teilweise auch bis 19 Uhr ohne Mama, weil sie noch einen Zusatzjob hat. Sie bekommt Geld von den Vätern und UV sowie Kindergeld, also schon einiges. Es ist ja schön, dass sie keine Unterstützung vom Amt annehmen möchte, was sie könnte. Aber wovon haben die Kinder mehr? Dreimal im Jahr super Ausflüge zu Freizeitparks oder eine Mama, die sich Zeit nimmt und spielt und mit einem übt? Für mich letzteres (jedenfalls noch in diesem Alter), denn man kann auch mit kleinen und kostengünstigeren Ausflügen tolle Erlebnisse ermöglichen. Und dann ist Mama zumindest da. 

Aber ich bin nicht hier um über ihre Arbeitseinstellung zu urteilen. Wir versuchen mit ihr zusammen zu arbeiten und sie zu unterstützen, der Junge ist auch nach Möglichkeit jedes Wochenende da. Aber wie schon gesagt wurde, sinnvoll wäre eben ein tägliches regelmäßiges miteinander. So weit möglich, wollen wir da in nächster Zeit auch mehr machen. Darum suche ich v.a. nach Ideen wie wir ihm den Spaß, das "ich will" zeigen und aus ihm raus kitzeln können.