Guten Morgen :)

Mal so eine Frage.

Ich habe dieses Jahr im Hort viele neue Kinder bekommen, der Großteil Schulanfänger (1. Klasse), aber auch wenige Große (3. Klasse). Die Großen und einige der Kleinen sind ganz Brave, hören auf das, was ich und der Kollege (15+ Jahre schon im Hort) sagen.

Aber es gibt auch ein paar Kinder, die anstrengend sind. Da muss man immer etwas sagen und immer dahinter sein, aber sie hören trotzdem nicht. Bei mir kann ich es verstehen, ich bin noch jung und noch nicht so lange dabei. Aber auch beim Kollegen hören sie nicht, und der ist schon sehr erfahren und langjähriger Mitarbeiter. Da werden auch bei ihm die Augen verdreht und extrem geblödelt.

Wie handhabt ihr eure Kinder? Wie erzieht ihr sie? Wir wollen ja keine Roboter, aber sie sollen einfach auf das hören, was Erwachsene sagen. Wir schauen, dass sie jeden Tag 1,5 h Bewegung vor der Hausübung haben, dafür soll es dann in der Hausübungszeit leise sein.

Und die Kleinen haben auch noch nicht so viel Hausübung, dass sie die ganze Stunde beschäftigt sind. Sie sind oftmals nach 20 Minuten fertig.

Wenn nach der Schule und nach dem Essen und ggf. dem Weg in den Hort noch 90 min Bewegung draußen sind, ist es schon ziemlich spät am Tag. Einige Kinder dürften dann schon "durch" sein.

Bei uns gibt es eine HA-Hilfe, keinen Hort, immer noch kein Ganztag.

Die Kinder kommen aus der 5. Stunde  (Klasse 1+2 Betreuung - als 45 min Bewegung, Klasse 3+4 Unterricht) und beginnen direkt mit den Aufgaben,

dann gibt es nach der 6. Stunde (Klasse 1+2 hatte ja schon HA-Hilfe, Klasse 3+4 zum Teil noch Unterricht) eine Essenszeit (mitgebrachte Brote) und dann eine Pause auf dem Schulhof - insgesamt etwa 30 min.

Danach setzen sich alle an die Aufgaben, wer fertig ist, kan andere Sachen machen - was dann für viele ein Anreiz ist, fertig zu werden, weil man dann rausgehen kann oder etwas anderes machen darf.

Du fragst in deinen Foren immer nach schnellen Lösungen für komplexe Sachverhalte, was ich schwierig zu beantworten finde. Ihr seid doch an eine Schule angegliedert, oder nicht? Gibt es denn keinen Austausch mit den Lehrkräften? Es macht doch deutlich mehr Sinn, das pädagogische Handeln miteinander abzustimmen, als lauter Extrasuppen zu kochen. Zudem sind die Lehrer pädagogisch ausgebildet und auf deren Expertise würde ich an eurer Stelle mal ein bisschen setzen. 

Das mit dem Benehmen bzw. Regeln durchsetzen hat nichts mit dem Alter zu tun. Dahinter solltest du dich aus meiner Sicht nicht verstecken.

Aus meiner Sicht sind wichtige Prinzipien einer guten Erziehung bzw. Disziplin => Struktur, Transparenz und Konsequenz. Übersetzt heißt das, es gibt Regeln, die sollten alle kennen und an die sollte man sich halten ansonsten konsequent durchgreifen und unterbinden. Sollte man das nicht mit normalen Mitteln hinbekommen helfen vielleicht Verstärkerprogramme bzw. Tokenprogramme. Dort wird erwünschtes Verhalten belohnt. Oftmals hilft das schon. Ansonsten müsste man versuchen tiefer zu schauen, welche Bedürfnisse des Kindes nicht erfüllt werden. Damit meine ich nicht, dass man ihm jeden Willen erfüllen soll. Aber es gibt Kinder, die sind hungrig, die sind so übermüdet ..., einige wissen gar nicht, wie man sich richtig verhält usw.

Ich hatte letztens einen Ersti, der trat und schlug auf eine Schülerin ein, weil er neben der Lehrerin sitzen wollte und die Schülerin auch. Ich griff mir den Kerl und fragte ihn, warum er das tut. Nach seiner Antwort fragte ich ihn, ob es da nicht andere Möglichkeiten gibt, das zu klären. Er kam dann auf die Idee, die Lehrerin einfach zu fragen und schon hatten wir das Problem gelöst. Ich glaube, wenn ich gleich losgemeckert hätte, wäre die Sache eskaliert. Was ich damit sagen will, er hatte vorher keine vernünftige Strategie, seine Wünsche zu erfüllen.

Wir sind nicht an die Schule angegliedert oder Ähnliches. Wir übernehmen einfach nur die Nachmittagsbetreuung der Schüler, die es brauchen.

Und auch wir haben eine pädagogische Ausbildung, ich bin halt Berufseinsteigerin und habe allerdings nicht die "offizielle" Ausbildung, die man eigentlich für den Hort brauchen würde, sondern Lehramt für Sek.

Wir haben also keinen Kontakt mit der Schule. Und die Kollegen hatten auch noch nicht viele gute Tipps. Siehe Kollege, der eigentlich schon lange im Dienst ist und der auch mit den Kindern Schwierigkeiten hat.

dann verstehe ich deine Not ein wenig besser. Caldeirao hat es im Grunde auf den Punkt gebracht: Überall, wo Menschen zusammen sind, braucht es Regeln. Auch bei euch. Und, wie sie auch schreibt, müssen diese bekannt sein. Habt ihr Regeln für eure Zusammenarbeit? Wenn nicht, stellt welche auf und besprecht sie mit allen Kindern gemeinsam, z.B.

Wenn gearbeitet wird, ist es ganz still.

Wer fertig ist, lässt seine Arbeit kontrollieren und darf dann in die Spielecke.

usw. (was halt zu euch passt)

Die Überschrift eurer Regelsammlung sollte lauten: Jeder hat das Recht auf störungsfreie Hausaufgabenzeit.

Die Regeln sollten von euch kommen (ihr seid die Großen und bestimmt die Marschrichtung). Wo ihr die Kinder einbeziehen könntet, sind die Maßnahmen bei Regelverstößen. Dazu könnt ihr eine Liste erarbeiten, aus der dann ggf. eine Folge gewählt und angewendet wird.

Ich habe ausschließlich gute Erfahrungen damit gemacht, dass die Kinder ihre Maßnahmen selbst bestimmen: 1. glaubt man gar nicht, welch harte Konsequenzen die manchmal drauf haben und 2. nehmen sie die selbstgewählten Folgen deutlich besser an als welche, die "von oben" diktiert werden.

Dem Einüben der Regeln muss Raum und Zeit gegeben werden, das Ahnden von Verstößen muss konsequent erfolgen.

Kannst du damit was anfangen?

Ich habe auch gute Erfahrungen, wenn die Kinder die Regeln "selbst" bestimmen oder zumindest glauben, dass sie es täten  . Die meisten Kinder wollen Ruhe und Frieden. Wenn das gut gesteuert ist oder eben strukturiert und konzeptionell ist, dann kommt auch raus, was rauskommen soll.

z.B.

Fragen=> was stört euch?

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Fragen => Wie wünschen sich das die Kinder => Regel aufstellen.

Keine Nichtbotschaften als Regel formulieren, sondern immer den Wunschzustand. Also nicht schreiben. Wir laufen NICHT umher und schreien NICHT herum usw. Sondern: JEDER SITZT LEISE AUF SEINEM STUHL UND LÖST SEINE AUFGABEN. Das schließt dann auch umherrennen, mit den Füßen scharren, Pupsgeräusche und Ähnliches aus. Soviel kannst du gar nicht verbieten.

Das ihr keinen Kontakt zur Schule hat, ist schade. Das kannst du für dich ja ändern.