Wie reagiert ihr, wenn Schüler sich in ihrer jeweiligen Muttersprache offensichtlich über sonstwas unterhalten und dann nach Ermahnung behaupten, sie würden ihre gerade zu bearbeitenden Aufgaben diskutieren, was ich ja normalerweise zulasse. Eigentlich eine ganz banale, alltägliche Situation, aber mir ist da noch kein Patentrezept eingefallen.

..dass sie dir mal erklären, was genau sie gerade besprechen, welche meinung sie vertreten, welche lösungsansätze - weil du ihnen dann so helfen könntest. dann könntest du ihnen sagen, ob ihr ansatz weiterführend ist, wo sie falsch liegen,...

und wenn es heißt"wir haben die ganze aufgabe nicht verstanden", dann sollen sie sich doch bitte an dich wenden.

ach noch etwas: stören diese gespräche den unterricht? dann sind sie wohl auch nicht ganz im sinne der anderen SuS, die in ihren gedanken, konzentrationen abgelenkt werden.

... die Situation: Ich sitze gerade bei einigen Schülern und erkläre ihnen etwas. Natürlich gebe ich mir Mühe, nur so laut wie nötig zu reden, um die anderen Schüler nicht zu stören. Gleichzeitig unterhalten sich weitere Schüler am anderen Ende des Unterrichtsraumes. Wenn sie tatsächlich überlegt und bedächtig, wie das ja bei Mathematikaufgaben nun einmal so ist, sich in der nur notwendigen Lautstärke über die Aufgabe auf Deutsch unterhalten, dann fügen sich solche Gespräche nahtlos in die konzentrierte Lernatmosphäre ein und stören auch nicht weiter, weshalb ich sie ja auch prinizipiell begrüße. Wenn Schüler dagegen aufgeregt plappernd die neuesten Black Friday Knaller oder den letzten Hot Shit von Tic Toc debattieren, dann wirken solche Gespräche prinzipiell störend, erst recht in irgendeiner Fremdsprache, auch wenn sie vielleicht nicht unbedingt viel lauter sind. Ich fühle mich dann abgelenkt bei meinen Erklärungen und den anderen Schülern wird es wohl auch nicht anders gehen. Ich habe in dem Moment also keine Zeit, mich intensiv um die Störer zu kümmern, weil ich ja meine Erklärungen zu Ende führen will und möchte nur, dass die Störer endlich ruhig sind. Wenn diese mir dann auf meine Ermahnung hin vorlügen, sie unterhielten sich gerade über ihre Aufgaben, möchte ich eine passende Entgegnung parat haben, ohne jetzt meine Aktivität abzubrechen und mich voll und ganz den Störern zuzuwenden. Diese kokettieren halt damit, dass ich nicht wissen kann, was sie gerade reden. Eine Möglichkeit bestünde darin, dass ich grundsätzlich darauf bestehe, dass zum Thema gehörende Gespräche ausschließlich auf Deutsch und alle anderen Gespräche außerhalb des Unterrichts geführt werden. ich frage mich bloß, ob das die klügste Lösung ist, oder ob es da auch noch bessere Strategien gibt.

finde ich das Verwenden der eigenen Sprache gut!

Um welche Altersgruppe handelt es sich und wie lange lernen sie schon Deutsch?  Das ist natürlich auch von Bedeutung!

Bei meinen (erwachsenen) Lernenden aus etlichen Ländern habe ich "Murmelphasen" eingeführt.

Dabei bedeutet Phase eben sehr kurz und Murmeln eine kaum hörbare Lautsärke. Ist diese Lautstärke laut: eine kurze Erinnerung (Alle möchten in Ruhe arbeiten können") und im Wiederholungsfall eben keine Murmelphase.

Übrigens könnte man (grade bei Mathematik) Laut"murmelnde" freundlich ersuchen, einen Mathematiktext in ihre eigene Sprache zu übersetzen - das würde dann anderen zugute kommen. Alles erprobt und es wurde sehr leise...

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel innere Kraft und Ruhe! 

dafyline

eher dahingehend, dass nicht das Geplaudere, sondern die Fremdsprache ansich das Problem ist. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.

Ich empfinde es nämlich als ziemliches Problem, wenn Kinder (wobei ich hier von Grundschule spreche) anfangen, sich in ihrer Muttersprache einzurichten. Vor allem, wenn es gegen den Lehrer oder gegen Mitschüler geht und man der Mimik und dem Sprachduktus deutlich entnehmen kann, dass gerade nichts Feines gesprochen wird. Bei uns kam es z.B. schon häufiger vor, dass ein Kind russischer Herkunft unflätige Äußerungen in Richtung Lehrerin getätigt hat, die von einem anderen Kind dann entlarvt, gemeldet und übersetzt wurden. Das macht schon irgendwie hilflos und wir untersagen aus diesem Grund, dass die Kinder während des Unterrichts eine andere Sprache benutzen.

Im Unterschied dazu ist natürlich erlaubt, wenn ein Kind neu zu uns kommt, dass wir ihm erstmal Landsleute an die Seite stellen, um überhaupt eine Sprechsituation zu ermöglichen. Und danach teilt sich das Lager ind die, die sich deutschen Wortschatz erarbeiten und beginnen, sich zu artikulieren sowie die anderen, die es als Mittel der Überlegenheit ausnutzen, in ihrer Sprache ungestraft sagen zu können, was sie wollen.

Falls das der Ursprungsgedanke war, wäre ich an einer Lösung tatsächlich auch interessiert.

um Schüler, die gut Deutsch sprechen bzw. deren primäre Bildungs- und Umgangssprache Deutsch ist, die aber zu Hause eben eine andere Sprache sprechen.

Wenn sich Schüler mit deutscher Muttersprache während des Unterrichts über sonstwas unterhalten, gibt es eine klare Ansage: "Ihr könnt euch gern über eure Aufgaben leise unterhalten. Alles andere besprecht ihr bitte nach dem Unterricht." Klare Ansage, klare Regeln. Wenn ich aber die gleiche Ansage an Schüler richte, die gerade munter auf Polnisch ganz offensichtlich fachfremd umeindanderplaudern, schauen sie mich triumphierend an und behaupten, sie unterhielten sich gerade über ihre Aufgaben. Dann möchte ich halt nicht bedeppert dastehen und um Worte ringen, sondern eine ebenso klare Ansage parat haben, die den Schülern die Sinnlosigkeit ihrer Schummelei vor Augen führt. Generell bin ich auch kein Freund davon, Menschen Vorschriften bezüglich ihrer Sprache zu machen. Beispielsweise unterstütze ich nicht die Haltung meiner Chefin, die den Eltern mit Migrationshintergrund ständig nahelegt, mit ihren Kindern zu Hause nur Deutsch zu reden. Vielmehr will ich den Kindern vermitteln, dass das Privileg, sich in zwei Sprachen entwickeln zu können, auch eine gewisse Verantwortung mit sich bringt. Vor diesem Hintergrund wäre es vielleicht gerechtfertigt, grundsätzlich auf die Verwendung der deutschen Sprache während des Unterrichts zu bestehen, da dies nun einmal die Unterrichtssprache ist.

gibt es meiner Meinung nsch keinen Grund (mehr), eine andere Sprache zu verwenden und außerdem ist es unhöflich in Gegenwart Anderer eine Sprache zu verwenden, die sie nicht verstehen, wobei: Du kannst ihnen ja anbieten dringend notwendige schulisch-mathematische Gespräche in Englisch zu führen... Schließlich sollen ja alle von den Gedanken zur Mathematik profitieren! Vielleicht ist das ja eine durchaus willkommene Hilfe für alle! Geht nicht auf Englisch? Dann eben bitte auf Deutsch!

Zu Hause nur Deutsch, finde ich auch nicht optimal! Kein Elternteil beherrscht die Sprache wohl wirklich perfekt, also werden (berüchtigte) Fehler eingeschliffen... Die dann wieder auszumerzen benötigt sehr viel Anstrengung (sowohl für Lernende als auch Lehrende!)

bin was das Einhalten von Regeln, nur weil es der Regel enspricht, auch immer sehr kritisch. Also die Frage steht im Raum, warum sollen sie ausschließlich deutsch sprechen, sie können sich die Aufgaben auch in ihrer Muttersprache erklären.

Aber meine SuS wissen auch ganz genau, wenn sie es übertreiben, wird strikt die Regel eingehalten. Alle Privilegien sind weg. Beispiel: Das Werfen der Schneebälle auf dem Schulhof ist bei uns strikt verboten. Nun haben die SuS versucht, Schneebälle in den Basketballkorb zu werfen. Aus meiner Sicht, welch schöne Alternative zur Schneeballschlacht. Meine Kollegin hat sich tierisch aufgeregt.

Zurück zu dir. Man kann an Gestik und Mimik sehr gut erkennen, ob die Gespräche Mathematik oder ein anderes Thema beinhalten. Das würde ich den SuS auch mitteilen. Die Auseinandersetzung mit diesem unerwünschten Verhalten kann sofort passieren, am Ende der Stunde oder man greift sich die SuS nach der Stunde. Manchmal lohnt es sich auch, seine Arbeit zu unterbrechen und sich doch den Störern intensiv zuzuwenden. Aus meiner Sicht spart man die Zeit dann in folgenden Stunden wieder ein.

Ich sage auch meinen SuS oft, dass ich nur eine Sache kann, entweder für Ruhe und Ordnung sorgen oder jemanden helfen und frage sie dann, was ihnen lieber wäre. Es hat mir noch niemand geantwortet, ich soll für Ruhe und Ordnung sorgen. Also müssen sie das alleine hinbekommen.

... oben noch erwähnen sollen, dass solch ein provokanter Einsatz der Muttersprache die absolute Ausnahme ist. In meiner über zehnjährigen Lehrtätigkeit war es so ziemlich das erste Mal. Deshalb war ich zunächst auch etwas ratlos. Ansonsten reden die Schüler Deutsch oder nur vereinzelt mal in der Eile ein paar Sätze in ihrer Muttersprache, was nachvollziehbar ist. Das betrifft auch und gerade Schüler, die noch nicht so gut Deutsch sprechen. Interessant finde ich in dem Zusammenhang auch, dass Schüler, die sich gerade in ihrer Muttersprache unterhalten, meist instinktiv ins Deutsche wechseln, wenn ich dazukomme, oder mir erkären, was sie gerade gesagt haben. Offensichtlich haben sie einen Sinn dafür, was unhöflich ist.
Natürlich erkennt man auch ohne die Sprache zu verstehen, dass sich Schüler über etwas anderes als die Aufgaben unterhalten. Aber auf das Katz- und Mausspiel, den Schülern nachzuweisen, dass ich weiß, worüber sie reden, möchte ich mich gar nicht erst einlassen. Darauf warten sie ja bloß.
Ich habe auch genug eigene Erfahrung mit Sprachen um zu wissen, dass die Schüler sich mit Sicherheit nicht besser über das aktuelle Fachthema in ihrer Muttersprache unterhalten können. Zu jedem Fachunterricht gehört ja auch und gerade die Entwicklung der Sprache, des Fachvokabulars, der fachspezifischen sprachlichen Strukturen und Denkmuster. Das passiert meist so unbewusst nebenher, das man es nicht so aktiv wahrnimmt. Und diese sprachliche Entwicklung durchlaufen die Schüler in dem jeweiligen Fachthema in der Unterrichtssprache Deutsch gerade erst jetzt, also werden sie diese Voraussetzungen in ihrer Muttersprache ganz bestimmt nicht schon mitbringen. Sie sprechen zwar Deutsch und Muttersprache scheinbar "fließend", haben aber in beiden Sprachen unterschiedliche Spektren.
Oben hatte ich mich ja schon zu der Erkenntnis durchgerungen, dass es gerechtfertigt ist, bei Gesprächen während des Unterrichts auf die Verwendung der deutschen Sprache zu bestehen. Gestern nun waren die beiden Kandidaten wieder im Kurs. Mit sichtbar diebischer Vorfreude fingen sie sogleich an, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten. Da habe ich ihnen sofort obige Ansage gemacht: während des Unterrichts nur über das Thema, nur in der notwendigen Lautstärke, und nur auf Deutsch. Da mussten sie selber lachen, da sie sich ihrer Schelmerei offenbar bewusst waren. Und schwuppdiwupp war das Thema vom Tisch. So einfach ist das.
Nun weiß ich, wie ich zukünftig in solchen, wenn auch sehr seltenen, Situationen reagieren werde.