Hallo zusammen,

ich unterrichte seit längerem Deutsch in den Abschlussklassen HS9/RS10 und mir begegnen zunehmend Schülerinnen und Schüler mit diagnostiziertem Autismus. Diese haben in der Regel auch eine Schulbegleitung zur Seite.

Bei einer Schülerin wurde ein Nachteilsausgleich verschriftlicht, in dem es heißt:

"XYZ  kann nicht immer über ihreGefühle reden, darüber schreiben oder sich in andere Menschen hineinversetzen, weshalb ihr bei solchen Themen individuelle Freiräume (z. B. Nichtteilnahme an Veranstaltungen mit emotionalem Themenschwerpunkt, mündliche Befragungen statt Schrifttext) eingeräumt werden sollen."

Nun kommen in Deutsch in den Kompetenzbereichen Literatur, Lyrik und Prosa ständig Aufgabenstellungen vor, bei dennen die Schüler/-innen sich in die Gefühlswelt einer literarischen Figur hineinversetzen sollen (z.B. in Form eines inneren Monologs oder Briefs) oder aber sie sollen in Texten die Handlung der Protagonisten interpretieren/Sprachliche Bilder deuten. Diese Punkte sind auch zentrale Bestandteile bei der Bewertung der Aufsätze.

Frage: Welche Möglichkeiten, das Aufgabensetting anzupassen gibt es, ohne hier das Anforderungsniveau zu senken? Aus meiner Sicht ist es enorm schwierig, hier tatsächlich nicht das Anfordrungsniveau abzusenken.

Gibt es Material/Hilfsmittel , das geeignet ist, dass solche Schüler/-innen nutzen können, um das Thema Gefühle  zu erschließen.

Bin um jeden Tipp dankbar. Möchte diesen Schüler/-innen schon das erfolgreiche Erreichen des Lernziels ermöglichen, auf der anderen Seite aber auch nicht zu sehr das Niveau absenken bzw. hier den gegenüber auch fair bleiben, die andere Problematiken wie ADHS haben, jedoch nur mehr Bearbeitungszeit zugesprochen bekommen.

wir sind alle nicht Fachleute genug, um solchen Kindern wirklich gerecht zu werden.

Warum versuchst du nicht, dir an kompetenter Stelle Rat zu holen, z.B. in Organisationen und Verbänden? Wenn du deine Anfrage genau so formulierst wie hier, solltest du doch auch konkrete Antworten bekommen, oder? 

https://www.autismus.de/was-ist-autismus.html

Einigen meiner SuS (Oberstufe,Gaymnasium), die Schwierigkeiten beim Schreiben (Ausdruck, Grammatik, Rechtschreibung) haben, empfehle ich, sich mündlich im Unterricht stärker zu beteiligen, denn das können sie. Aber das sind keine Autisten.

Über Googel "Autismus Gefühle" habe ich (6.Treffer) eine Seite gefunden, welche evtl. hilfreich sein kann: Die Gefühlsmonster. Unter allen Angeboten hat mich davon das Kartenset der Gefühlsmonster beeindruckt und im Zus.hang mit der Online-Toolbox "Geschichten erzählen" habe ich die Idee, deinen SuS diese Aufgabe zu stellen (dann ggf. "schöner" formulieren):

a.Ordne den Protagonisten (Gefühlsmonster-)Karten zu, die der beschriebenen Situation entsprechen.

b.Versuche mit den Karten zu erzählen, wie es dazu gekommen ist (Reihenfolge / Abfolge der Karten legen)

c.Wie kann es weitergehen? (-> Karten) 

In den begleitenden Texten finden sich auch Hinweise,  warum Emojis oder Emoticons weniger geeignet sind. Zudem ist bei der Lösung der Aufgaben zu beachten, dass die Gefühlsmonsterkarten durchaus unterschiedlich interpretiert werden können. Also Vorsicht bei der Auswertung!

Aus o.g.Suche, Treffer 5 (Uni Giessen,studisfuerstudies) entnehme ich die Idee eines sehr feingliedrigen Fragenkataloges, mit dem deine SuS die in der Literatur geschilderten Situation um- und beschreiben könnten (allerdings müssten sie dazu die Situation auch verstehen) - das wäre eine umfangreiche Vorbereitung bei der Aufgabenstellung.

Anm: Ich habe mal eine Zeitlang Physik zum HS-Abschluss für eine Klasse unterrichtet, in der nur ganz besondere SuS waren, kenne die Problematik, aber bin nicht darin / dazu ausgebildet.