"Schön ist, was wir sehen, aber noch schöner ist, was wir wissen." (Kandinsky)
In den letzten Jahren habe ich neben praktischer Arbeit verstärkt Wert auf Kunstgeschichtliche Themen gelegt. Meine SuS bekommen während der Realschulzeit chronologisch einen groben Überblick über die Kunstgeschichte, verwoben mit der kulturellen und politischen Entwicklung in Europa.
Erstaunlicherweise fallen laut Schüleraussagen plötzlich all die spotlightartigen Schnipsel aus dem Geschichtsunterricht (der bei uns wegen gekürzter Stundenzahlen kaum noch in der Lage ist, den Schülern eine roten Faden zu vermitteln)wie Puzzleteile zusammen und ergeben ein Ganzes.
Auch was die Kunst und die Künstler selbst betrifft, hat sich ein zeitlich aufeinander aufbauendes Herangehen bewährt.
Während Grundschulkinder noch völlig unvoreingenommen ein expressionistisches oder dadaistisches Gemälde betrachten, nimmt diese Offenheit im Laufe der Zeit ab. Durch schlechten Kunstunterricht und Populärästhetik verdorben, machen die einfach zu.
Ergebnis ist dann, dass der Kommentar zu einem Kandinsky-Gemälde lautet: "So was Doofes, das kann meine Oma auch. Das ist doch keine Kunst." Ein Bauernbild eines Nazimalers wird bewertet als: "Der konnte doch wenigstens malen!".
Von Schülern, die (nach Kandinsky) nicht nur SEHEN, sondern auch WISSEN, habe ich solche Bewertungen nie gehört.
Dass man jedoch für dieses Wissen zumindest den groben Zeitrahmen einer Epoche wissen, einige Stilmerkmale erkennen, Maltechniken begreifen, biografisch und geschichtlich relevante Ereignisse kennen sollte, ist für die Kunstrezeption ebenso unerlässlich wie für die eigene künstlerische Praxis.
Es gibt, wie in jedem Fach, etliche SuS, die all das mit großem Interesse verfolgen. Die brauchen auch keine schriftlichen Arbeiten in Kunst, weil "intrinsisch motiviert". Andere wiederum brauchen den Druck einer Lernkontrolle.
Am Ende der 10. Klasse nachgefragt, fanden die meisten SuS das im Nachhinein gut.