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Forum: "Erste Stunden eigenverantwortlichen Unterrichts - was tun?"
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| Meine Erfahrung ist, | | von: hesse
erstellt: 17.08.2005 13:51:56 |
daß es ganz, ganz wichtig ist, die Namen der Schüler schnell zu kennen, zum einen fühlen sich die dann eher ernstgenommen, zum anderen: Nichts ist blöder, als wenn Du einen Schüler, der dauernd stört, nicht ansprechen und die Störung unterbinden kannst. Diese Ohnmacht wird dann nicht nur Dir schmerzlich bewußt - auch die Klasse kriegt das schnell spitz!
Zum Einstieg könntest Du neben den veschiedenen Kennenlernspielen, die es gibt, auch so eine Art Brainstorming machen: Die Schüler schreiben also auf Karteikarten, was sie z. B. von dem Fach, dem Lehrer, Unterricht usw. erwarten/was ihnen dazu einfällt, etc.
Die sammelst Du an der Tafel, dann kann jeder, wenn er es will, etwas zu seiner (oder auch einer anderen) Karte sagen (ansonsten arbeitest Du sie ab). Diesen Faden kannst Du dann aufnehmen und die Punkte einbringen, auf die sich die Schüler einstellen müssen, und die Dir wichtig sind.
Du solltest auf jeden Fall nicht den lieben und netten Lehrer spielen , damit tust Du weder der Klasse noch Dir einen gefallen. Das bedeutet nicht, daß Du den Autoritären spielen mußt, aber es sollte klar sein, wer, salopp ausgedrückt, der "Chef im Ring" ist.
Ich weiß auch von Schülern, daß sie wissen möchten, woran sie bei dem Lehrer sind, also klare Regeln und Vorgaben erwarten (Berechenbarkeit des Lehrers)! Du kannst dies freundlich, aber bestimmt machen, das kommt besser an als eine Weichspülertour, die Du nicht durchhalten kannst, weil einige Schüler es mal wissen wollen.
Denn: Es ist viel schwieriger, die Leine anzuziehen, wenn die Klasse Dir nach einiger Zeit auf dem Kopf herumtanzt, als am Anfang straffer vorzugehen und bei Bedarf etwas zu lockern.
Auch Du hast ein Recht auf bestimmte Verhaltensweisen der Schüler. Die kannst Du mit denselben Recht einfordern, wie es die Schüler auch von Dir können.
Viele Schüler nerven Störenfriede übrigens genauso wie den Lehrer, oft höre ich Klagen von Schülern, daß Lehrer gegen solche Mitschüler zuwenig unternehmen.
Ach ja: Spiele auch nicht den Allwissenden; Schüler beklagen sich bei mir immer wieder, daß gerade Referendare und sehr junge Kolleginnen und Kollegen (aus Unsicherheit) sich hier keine Blöße geben wollen und Fehler nicht eingestehen (z.T. sogar dann, wenn diese unübersehbar sind).
Jeder macht Fehler, die Schüler und Du.
Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg (auch wenn sich das, was ich hier geschrieben habe, wahrscheinlich erstmal schlimm anhört; ist aber alles halb so wild).
LG
Hesse
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| Ein Missverständniss | | von: poni
erstellt: 17.08.2005 21:04:13 |
meinerseits, es ist ja deine Eigenverantwortung, nicht unbedingt die der Schüler gemeint. Ich habe mich aber auf letzteres bezogen.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht, dass die Schüler Tagebuch geschrieben haben, gerade, wenn sie selber eigenverantwortlich arbeiten. Dort haben sie ihre Arbeiten und Probleme reingeschrieben, z.T. eben auch Kritik an mir, die sie nie öffentlich oder direkt geäußert hätten. Auch Ideen oder Vorschläge.
Im Gegenzug habe ich meine Kommentare zu den Arbeiten, referaten oder ähnlichem von den Schülern reingeschrieben, damit sie direkt eine möglichst positive Rückmeldung von mir hatten, die sie auch den Eltern zeigen konnten.
Ich finde am wichtigsten, dass man ehrlich ist und keine Show abzieht, dass man die Kinder ernst nimmt und sich echt für sie interessiert. |
| Immer mit den SuS | | von: caldeirao
erstellt: 18.08.2005 15:21:26 |
Diesen Satz von Rolf finde ich ganz wichtig:
ich würde gleich klären, dass du für die informationen und die aufgaben zuständig bist und dass jeder lernende für sich und sein lernen selber verantwortlich ist.
Das ist auch Prinzip meines Arbeitens. Neben der Erziehung zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung nimmst du den SuS die Front zum Kämpfen. Im Allgemeinen kommt es nämlich zum Machtkampf und man muss zeigen, wer hier der Herr im Hause ist. SuS die Verantwortung für das Lernen zu geben, macht dich zum Helfer (Rolf würde wahrscheinlich Lernbegleiter sagen) und den zu bekämpfen, wäre äußerst dämlich. Das erkennen auch sehr schnell die SuS.
Sicher ist das bei pubertierenden Jugendlichen, die genügend negative Lernerfahrungen gesammelt haben, nicht so einfach. Deshalb gib nicht gleich auf. Es wird eine Zeit dauern, ehe es klappt. Sie sind es ja meist überhaupt nicht gewohnt.
Einige Maßnahmen die ich ergriffen habe, wenns nicht geklappt hat.
Immer wieder zum Arbeiten motivieren.
Persönliche Gespräche führen- finde als ersten Satz etwas positives. Meist sind die SuS dadurch so verwirrt, dass sie konstruktiv mit dir reden (Sie sind es nämlich nicht gewohnt und erwarten eine Moralpredigt)
Bei persönlichen Beleidigungen oder ähnlichen- SoS die Stunde völlig ignorieren.
In einem besonders schwierigem Fall mussten sich die SuS das gemeinsame Arbeiten verdienen. Das war höchst effektiv.
Ich persönlich würde den SuS nur eine Regel, die sich aus dem Schulgesetz ableiten lässt (Jede/r SoS hat das Recht entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten und ... zu lernen), vorgeben.
Es wird keiner am Lernen gehindert.
Wie man das ermöglicht, würde ich auf jeden Fall mit den SuS besprechen.
Wichtig ist auch für jede erste Stunde, dass du dich überhaupt nicht provozieren lässt, alle Provokationen möglichst ignorierst und notfalls auf der Sachebene klärst. Lass Emotionen und Gefühle bei deinen Reaktionen aus dem Spiel.
Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß!
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