Aus Erfahrung klug - Porträt einer Schule, in der das Lernen gelingt
Heide Breitel stellt die Ferdinand-Freiligrath-Oberschule in Berlin-Kreuzberg vor, in der nach dem Konzept "Schule im gesellschaftlichen Verbund" gearbeitet wird.
Diese Schule hat Erfolgsgeschichte geschrieben. Sie liegt in Kreuzberg, einem sozialen Brennpunkt der Stadt. 1990 war die Ferdinand-Freiligrath-Schule noch eine ganz normale Hauptschule in Berlin-Kreuzberg, offene Gewalt war an der Tagesordnung, hohe schulische Ineffektivität kennzeichnete den Schulalltag. 80 Prozent der Kinder waren nichtdeutscher Herkunft. Daraufhin initiierte Schulleiterin Hildburg Kagerer das Projekt "KidS" - Kreativität in der Schule. Das Konzept ist einfach und einleuchtend zugleich. Durch so genannte "Dritte", damit sind Menschen aus den unterschiedlichsten Berufs- und Lebensbereichen gemeint, wurde die traditionelle Schulstruktur aufgelöst. Bildhauer, Maler, Filmemacher, Fotografen, Theaterregisseure, Schauspieler, Musiker, Computerfachleute, Handwerker und Sporttrainer erarbeiten nun in "Arenen" gemeinsam mit den Lehrern und den Schülern ihre Sachgebiete, und zwar über Fächer und Jahrgangsstufen hinweg.
Eine gelungene menschliche Beziehung, davon geht die Schulleiterin aus, ist die grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung sozialer Kompetenz, für Motivation, Lernbereitschaft und Leistungsfähigkeit. Die "Dritten" bringen die echte Welt in die Schule, und die Kinder machen begeistert Erfahrungen, die ihr Selbstbewusstsein stärken und das Lernklima in den anderen Fächern verbessern.
Das Konzept begeisterte auch den Gehirnforscher Professor Dr. Gerald Hüther, der sich deshalb bereit erklärte, hier selbst als "Dritter" in einer Arena mitzuarbeiten. Die Fragen, die er gemeinsam mit den Jugendlichen beantworten wollte: Wie lernt man? Wie verliert man die Lust am Lernen? Wie gewinnt man innere Haltungen und innere Überzeugungen? Was macht ein Kind stark und was schwach? Wie können neue Wahrnehmungen in das schon Vorhandene im Gehirn integriert werden, wann klappt das und wann nicht?
Die Schulpflicht wird an dieser Schule zum Schulrecht, es geht um Aufrichten statt Unterrichten. Die Eigenverantwortung und die Lern- und Leistungsfähigkeit der Jugendlichen steigt, die Kriminalitätsrate ist gesunken. Die Schüler, die auf der Schule heute nicht nur den Haupt- sondern auch den Realschulabschuss machen können, haben mehr Berufsperspektiven und Beschäftigungsaussichten.
Mit eindrücklichen Kameraeinstellungen und genauem Blick für die kleine Geste erfasst Heide Breitel das, was mit dem klassischen Instrument Schule nicht messbar ist - die Begeisterung dafür, was die Kinder und Jugendlichen hier schaffen, für das Potenzial, das in jedem Einzelnen steckt, den liebevollen Umgang miteinander und den Respekt vor dem anderen, der hier zum Ausdruck kommt.
Aus Erfahrung klug - Dokumentation, D 2005
Dienstag, 20.09. - 21.35 Uhr - arte
Wh. Mittwoch, 21.09. - 16.05 Uhr - arte
Länge: 50 Min