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Forum: "Muss man im offenen Unterricht einen hohen Lärmpegel tolerieren?"
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| hoher lärmpegel | | von: rolf_robischon
erstellt: 06.10.2005 18:02:13 |
nichts machst du falsch.
die geräusche gibt es nicht obwohl die kinder arbeiten, sondern weil sie arbeiten und miteinander reden und weil es klappert, raschelt, knistert, rumpelt, wenn kinder intensiv in bewegung und aktion sind.
der "lärmpegel" erscheint dir nur zu hoch, weil du meinst es müsse dir peinlich sein.
es sind kindergeräusche und das hört sich an wie ein baum voller spatzen. wenn das geräusch quälend wird, dann ist es alarm, oder der raum ist zu eng, oder es herrscht sauerstoffmangel im raum. mach einfach die fenster weit auf.
du kannst ja auch ab und zu an die tafel schreiben: sabine und markus und mir ist es zu laut.
du wirst sehen, in ein paar wochen sind die geräusche für die kinder und für dich durchaus erträglich. und arbeiten kann man offensichtlich auch jetzt schon dabei. |
| hallo termico... | | von: steffi_online
erstellt: 06.10.2005 18:55:56 |
ich denke, was rolf sagt ist richtig, trotzdem kann ich dich sehr gut verstehen.
mir ging es auch manchmal so, dass ich dachte, es ist mir eigentlich zu laut.
dann habe ich versucht, bevor man gleich "meckert", erst einmal ruhig in die runde zu schauen und in der regel festgestellt, dass alle arbeiten ... nur eben nicht leise. mittlerweile ist es mir so lieber, da ist wenigstens "leben in der bude"
wichtig finde ich aber, dass die lautstärke so ist, dass sich keiner beim arbeiten gestört fühlt, und dass es, wenn wirklich nötig, auch ganz leise sein KANN.
wenn es dennoch zu laut sein sollte, kann man vielleicht gemeinsame regeln ausmachen, z.b. ein signal, dass jede/r geben darf, wenn es ihm/ ihr zu laut ist.
viele gute nerven wünscht dir
steffi
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| sehr subjektiv | | von: indidi
erstellt: 06.10.2005 18:56:49 geändert: 06.10.2005 19:04:29 |
Nur so ein paar Gedankensplitter:
Das mit der Lautstärke ist, denk ich, eine sehr subjektive Sache. Was für den einen noch unter "ist schon okay" fällt, ist für den anderen einfach unangenehm und störend. Und das gilt sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene.
Außerdem hängt es natürlich stark davon ab, was man gerade macht. Wenn ich mich sehr stark auf irgendetwas konzentrieren muss, z.B. irgendetwas lernen, brauch ich selber absolute Ruhe. Da kann ich auch keinen um mich rum haben, der ständig rumwuselt oder redet.
Ich würd mir deshalb in der Schule z.B. einen kleinen Nebenraum wünschen, in den sich Kinder zurückziehen können, die einfach mal absolute Ruhe brauchen. Hab ich leider nicht.
Insgesamt achte ich aber schon drauf, dass es nicht zu laut wird. Man kann sich mit seinem Nachbarn auch leise besprechen und muss nicht so laut reden, dass man im hintersten Teil des Klassenzimmers auch noch jedes Wort versteht.
Ich weise (flüsternd)einzelne Schüler auch immer wieder darauf hin, wenn es mir zu laut wird.
Leise zu reden und zu arbeiten hat auch mit Rücksichtnahme zu tun und auch das müssen viele meiner Schüler erst lernen.
Und manchmal hänge ich einfach das Schild mit dem Reißverschluss-Mund an die Tafel.
Guckst du hier: http://school.discovery.com/clipart/clip/zip-it.html |
| hallo rfalio | | von: rolf_robischon
erstellt: 06.10.2005 21:58:13 |
was kinder und jugendliche an geräuschen zustande bringen, weiß ich tatsächlich.
ob diese 10.klässler von denen du sprichst wirklich "frei" arbeiten oder ob sie nur eine zeitlang ohne "maßnahmen" tätig sein dürfen?
wenn ich frei und selbstständig bin, strenge ich mich nicht an, anderen möglichst auf die nerven zu gehen. menschen die es gewohnt sind, frei und selbstständig, eigenverantwortlich sein zu dürfen, haben es überhaupt nicht nötig, zu provozieren, zu demonstrieren, zu krakeelen.
wenn sie so laut sind, hat das gründe.
rückwirkend menschen frei sein zu lassen, ist sicher extrem schwierig.
freiheit für sie deshalb für problematisch zu halten, halte ich für ungerecht. was meinst du? |
| Mir ging es auch so wie dir | | von: heidehansi
erstellt: 06.10.2005 22:07:06 |
Auch mich hat der Lärm gestört.
Auch ich habe dann oft bei einem Blick rundherum festgestellt: Die Kinder arbeiten!
Die Ursache dafür ist meiner Meinung nach:
Erstens sind Grundschüler meist nicht leise beim Arbeiten, besonders die Kleinen nicht. Ein weises Wort, das ich mal gelesen hab: "Kinder mögen keinen Lärm, aber sie machen Lärm."
Aber vor allem: Auf alles Mögliche und manches Unmögliche wird geachtet beim Schulhausbau - nicht jedoch auf die Akustik.
Und so kommt es, dass auch leises Reden von zwei oder drei Kindern oft schon störend ist, man muss dann lauter reden, damit man gehört wird. So steigert es sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Lärmpegel, der für manche Kinder und oft auch für den Lehrer/die Lehrerin nicht mehr erträglich ist.
Ich hab dann versucht, zu den größten "Schreiern" hinzugehn und sie leise um größere Ruhe gebeten. Notfalls hab ich sie auch mal zu einer Stillarbeit "verdonnert".
In manchen Klassen hat auch eine Glocke geholfen, die auch die Kinder anschlagen durften, wenn es ihnen zu laut wurde.
Und vielleicht kannst du auch anregen, dass das Akustikproblem im Zuge von Renovierungsarbeiten beachtet wird. |
| unterstreiche ich voll langernick | | von: rfalio
erstellt: 07.10.2005 06:33:52 |
Da gab ´s mal eine interessante Untersuchung über den Hörbereich bei Jugendlichen und Erwachsenen: Die Breite des Hörbereiches ( in dez.) sei gleich geblieben, aber der Anfangspunkt habe sich nach oben verschoben. Das bedeutet: Was ich als zu laut empfinde, ist für Jugendliche oft noch normale Lautstärke und was mir schon wehtut, ist für sie noch erträglich. Aber wohlgemerkt: hier wird vom subjektiven Empfinden gesprochen, von der Hörwahrnehmung im Gehirn, nicht von der objektiven Lautstärke im Ohr! Die Schwelle, ab der im Ohr Dauerschäden entstehen, ist gleichgeblieben!
Ursachen für das unterschiedliche Empfinden ist sicher der gesteigerte Umgebungslärm, Musikhören ( je lauter, je besser) und auch TV ( achtet mal drauf, wie bei der Werbung automatisch die Lautstärke hochgeregelt wird).
Ich finde, da müssen wir gegensteuern, den Wert der Stille, die Bedeutung des Leisen wieder propagieren.
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| ein beispiel | | von: rolf_robischon
erstellt: 07.10.2005 07:20:33 |
wurde mir eben gemailt:
Heute zum Beispiel. Ich habe den Kindern ein Video von einem Künstler gezeigt. Nur ein kurzer Ausschnitt - dann wollten die Kinder noch mehr sehen, ich habe es noch länger laufen lassen. Die letzte Viertel Stunde durften sie selber kreativ werden. Mit Materialien aus dem Klassenzimmer (kennen sie Goldsworthy? Er benutzt immer nur Material, was direkt an dem Ort liegt, wo er arbeitet.) Es war eine Experimentierphase, sehr laut, anfangs chaotisch und ich hatte das Gefühl, dass sie Goldsworthys Prinzipien gar nicht aufgenommen hatten. Und dann - es war schon Pause - plötzlich war es ganz still, hoch konzentriert. Und ich weiß nicht, warum es so war! Wenn ich wüsste, wie ich so eine Konzentration fördern/ermöglichen könnte!!!! Es war wirklich Wahnsinn.
dann, wenn sich diese besondere stille ergeben hat, sollte unbedingt darauf aufmerksam gemacht werden, dass bei dieser stille besonderes und viel entsteht, gelernt, erfunden wird. |
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