dir hier etwas zu raten. Du schreibst nicht, was dieser Junge jetzt macht. Vielleicht ist es für ihn im Moment wichtig, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Ich meine das so: als er noch in eurer Klasse war, ist seine Mutter gestorben (da du schreibst ihr hättet an Ostern etwas besonderes für ihn vorbereitet ist es jetzt wohl doch schon einige Zeit her), jetzt hat für ihn etwas Neues angefangen (im Bezug auf Schule? Ausbildung?) und er akzeptiert in gewisser Weise sein neues Leben, nur wenn er mit seinen alten Freunden zusammen ist denkt er wieder an früher und dann zwangsläufig auch an die Zeit, als seine Mutter noch gelebt hat. Dann wäre sein Verhalten sozusagen ein Selbstschutz und eine Chance.
Es kann aber auch sein, dass er über den Tod seiner Mutter nicht hinwegkommt und meint, dass die anderen, die keinen solchen Verlust erlitten haben, ihn nicht verstehen können, dann könnte es sein, dass er sehr leidet.
In der Literatur werden drei Trauerphasen beschrieben. Ich tippe sie dir jetzt einfach einmal ab. Vielleicht hilft es dir ja weiter.
1. Phase Trauerschock
Der Tod eines Menschen schockiert, nicht nur wenn er völlig unerwartet kommt. Mit einem Schlag - so sagen wir wohl zu Recht - ist alles anders. Die erste Reaktion ist Verzweiflung, Hilf-und Ratlosigkeit. Die Tragweite der Todesnachricht wird noch nicht erfasst; viele leugnen sie gar: "Das kann nicht wahr sein, das muss eine Falschmeldung sein". Die meisten Menschen sind verstärt, erstarrt, leben "hinter einem Nebel", scheinen unbeteiligt, reagieren apathisch. Andere geraten ausser Kontrolle, brechen zusammen. Der Tod hat etwas Überwältigendes, er lässt Menschen die Gewalt über sich verlieren. Trauernde fühlen sich dann "ausser sich" ohne jeden realen Bezug zur Lebenswirklichkeit. Der Schock sitzt tief.
2. Phase Auflehnung
Gefühle wie Wut, Zorn und Hoss kommen auf. Man schreit seinen Schmerz heraus, hadert mit seinem Schicksal, geht mit Gott ins Gericht. Wer hat mir das angetan? Warum musste es ausgerechnet micht treffen? Womit habe ich das nur verdient?
WUT UND Zorn können sich sogar gegen den Toten richten, um den man trauert. Ihm werden bittere Vorwürfe gemacht. Wie konntest du mir das nur antur? Warum hast du mich nur im Stich gelassen.
Schließlich können diese aggressiven Gefühle auch umschlagen und sich in Selbstvorwürfen abreagieren. Hätte ich nicht besser auf sie aufpassen können? Schuldgefühle stellen sich ein. Man beschuldigt sich selbst, dieses getan und jenes unterlassen zu haben.
Dieses Chaos in der Gefühlswelt ist etwas "Normales". Obwohl es überhaupt keinen rationalen Grund für Selbst-Vorwürfe und Schuldgefühle gibt, ist es wichtig, diese Gefühle hochkommen zu lassen und zum Ausdruck zu bringen. Wut, die unterdrückt wird, kann Vielfältige Zerstörung anrichten, nicht zuletzt in der eigenen Seele. Hass, der nicht zugelassen wird, wirkt zersetzende in der Beziehung und anderen und zu sich selbst. Schuldgefühle, die nicht geklärt werden, bleiben eine unerträgliche Belastung. Niedergeschlagenheit bis hin zu Schhwermut und Depression sind die Folge.
3. Phase Annahme
Wer seinen Schmerz herausschreien durfte, wer hadern und anklagen konnte, der schafft Platz in seiner Seele, der kann allmählich innere Ruhe und Frieden einkehren lassen. Er kann dann den Verstorbenen innerlich frei geben und sich selbst befreien. Die Zeit der Annahme ist gekommen. Die Einsicht setzt sich durch, dass das Leben weitergeht und dass man für das eigene Leben verantwortlich sit - vielleicht mehr als früher. Neue Lebensentwürfe werden entwickelt, neue Lebensperspektiven tun sich auf. " (aus: Peter Neysters, Karl Heinz Schmitt: Denn sie werden getröstet werden)
(Sorry, wenn ich mich vertippt habe, ich habe es jetzt einfach blind abgeschrieben, ohne noch einmal durchzulesen) LG Anne
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