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Forum: "bildungsarbeit"
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| Also | | von: arwinia
erstellt: 08.01.2006 20:06:36 |
ich musste dein Posting jetzt dreimal lesen, um es zu verstehen(und bin mir noch nicht sicher)........liegt vielleicht daran, dass ich seit heute früh 10.00 Uhr mit kurzen zeitlichen Unterbrechungen an diesem Schreibtisch verweile, um meine Stunden für die kommende Woche vorzubereiten. Ich geb Dir recht, es kommt sicher auf die Betrachtungsweise an. Aber es sollte jedem Lehrer klar sein, dass Bildungsarbeit Beziehungsarbeit sein muss und zwar in alle Richtungen!Und das lernt man nicht im Studium, das lernt man in der Praxis. Ich kann mich noch gut an meine Anfangszeit als Lehrer vor 20 Jahren erinnern, wie schnell ich mich da aus der täglichen Bahn geworfen fühlte, wenn meine Vermittlung von Fachwissen, aus welchen Gründen auch immer, gestört wurde. Jetzt gibt es auch viele Dinge, die mich sprachlos machen, aber nur eine ganz kurze "Schweigeminute" folgt und ich suche die Kommunikation ,muss sie suchen. Ich arbeite an einer Hauptschule und gerade dort wird es nie eine Garantie geben, dass ich in aller Ruhe mein geplantes Fachwissen vermitteln kann. Mindestens einmal am Tag bin ich da "außer der Reihe" gefordert.
Ein Lehrer ist ein armer Mensch, der nur vermitteln will und alles auf diesem Weg Störende beseitigen will. Ich kenne auch solche Lehrer, aber die würden sich in ihrem Dasein schon gestört fühlen, wenn sie sich in 4teachers einbringen müssten.
In diesem Sinne
LG
Arwinia |
| Lehrer...ganz klar | | von: rhauda
erstellt: 09.01.2006 15:58:46 geändert: 10.01.2006 22:10:24 |
Vorab: ich sehe mich als LEHERIN. Ich LEHRE fachliche Inhalte und verschiedene andere Verhaltensweisen, die den Schüler helfen sollen, das Leben erfolgreich zu meistern.
Was mir ganz besonders auffällt, sind die verschiedenen Gewichtungen durch die verschiedene Ausganglagen der Teilnehmer hier. Sonderpädagogen haben andere Probleme als Gymnasiallehrerinnen, Grundschullehrer kämpfen an anderen Fronten als BBS-Kolleginnen. 28 Wochenstunden in Klassen zu 30 Schülern ist anders 20 Stunden in Klassen mit 10 Schülern, die besondere Schwierigkeiten haben.
Zentralabiturprüfungen und Eltern, die den Kollegen aufs Dach steigen, weil die Schüler nicht gut genug sind für Lehrstellen sind wohl etwas, mit dem sich Sonderschullehrer selten auseinandersetzen müssen. Gymnasialkollegen verstehen nicht, dass die Kleinen erst einmal alles von zu Hause loswerden müssen, bevor es ans Lernen geht.
Das heißt doch nicht, dass es auf der einen Seite nur gefühllose Wissensvermittlungsmaschinen gibt und auf der anderen Seite die Superpädagogen, die den Schülern das Ohmsche Gesetz und das Past Participle ganz nebenbei in der Snoozelen-Ecke beipulen, während sie nebenbei noch kurz die Gesprächstherapie für die Bullimiegruppe anleiern.
Ich weigere mich, diese entweder-oder Schiene mitzumachen. Sach- und Gefühlsebene sind doch selbst bei Erwachsenen voneinander abhängig und bedingen einander.
Ich persönlich sehe meine Aufgabe eindeutig darin, die mir anvertrauten Schüler fachlich und sachlich auf eine Zukunft vorzubereiten, in dem nur lebenslanges Lernen auf die Dauer ein zufriedenstellendes Leben ermöglicht. Sie sollen selbstbewußt auf ihre Kenntnisse und Fertigkeiten vertrauend menschlich agieren.
Dort, wo bei Schülern dieses Lernen gestört ist, aus welchem Grunde auch immer, werde ich etweder selber tätig, diese Störungen zu beseitigen oder ich leite weiter an Leute, die dafür entsprechend kompetent sind.
Bildlich gesprochen: Lehrer sind dafür zuständig, kleinere und größere Verletzungen zu erkennen, sie müssen auch einmal ein Pflaster oder einen kleinen Verband anlegen und vor allem müssen sie realistisch genug sein zu erkennen, dass alles, was darüber hinaus geht, weiterverwiesen werden muss an die entsprechenden Fachleute.
Zurück zum Lernen: Vom fachlichen Lernen ausgehend findet doch auch sonst eine Menge statt: man kommt ins Gespräch, man lernt Vorlieben und Abneigungen einzelner Schüler kennen. Sozialformen werden eingeübt, es wird Fairness und Rücksichtnahme gelernt, Frustbewältigung, Verantwortung, etc. Das sind doch läßt sich doch nicht voneinander trennen.
Was Schüler am meisten schätzen sind Ehrlichkeit, Berechenbarkeit, Authentizität und Fairness, Fairness und noch mal Fairness. Dies sind meiner Erfahrung nach die besten Vorraussetzungen für ein gutes Miteinander und sind dem Lernen am förderlichsten.
Eine Sache möchte ich noch zu Bedenken geben: Es gibt jede Menge Schüler, die das Gefühl haben, Lehrer rücken ihnen viel zu sehr auf die Pelle, wenn sie über das Fachliche hinaus sich "anzupirschen" versuchen. Es gibt da so ein paar KOllegen, die bilden sich ein, einen ganz besonderen Draht zu ihren Schülern zu haben, die werden aber schon von 7. KLässlern nach Strich und Faden verklapst. Schlechte Note geschrieben? Einmal jammern über die bösen Eltern hilft. Keinen Bock zu Deutsch? Einfach ein Klassenproblem aufbauschen, dann ist die Stunde gerettet.
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| Wieso positionieren? | | von: rfalio
erstellt: 11.01.2006 06:27:08 |
Müssen wir den immer gleich "schwarz-weiß" malen?
Jeder von uns arbeitet unter anderen Bedingungen, an anderen Schularten, in anderen Bundesländern usw. Dass es hier kein für alle passendes Berufsbild geben kann, ist doch klar. Was für einen 6-jährigen Grundschüler richtig ist, muss nicht unbedingt für einen 16-jährigen Realschüler passen ( und ich hab für und mit beiden schon gearbeitet).
Darum halte ich von Polarisierung ( oder "Fraktionierung") wenig.
Ich denke, alle, die in 4teachers aktiv sind, versuchen immer wieder ihr Bestes zu geben für ihre Schüler und darauf kommts an.
Erkenntnisse, die ein Anderer unter anderen Bedingungen gewonnen hat, kann ich fast nie "eins zu eins" auf meine Situation übertragen, ich muss sie immer meiner Situation und den Gegebenheiten anpassen.
Also nicht "schwarz-weiß" malen, sondern lieber bunt!
rfalio |
| positionieren, grundsätze haben | | von: rolf_robischon
erstellt: 11.01.2006 10:42:10 |
die grundsätze unterscheiden sich erheblich in dieser branche.
"lehrer" sehe ich als die die belehren, die versuchen, den pflichtkunden abläufe und informationen "beizubringen.
abprüfbar.
deshalb habe ich für mich die tätigkeitsbezeichnung geändert in
"lernbegleiter".
lernen kann nur von den lernenden selber ausgeführt werden. wissen kann nur selber entwickelt, zu vorhandenem angefügt und weiter entwickelt werden. die aufgabe der lernbegleiter ist, material und informationen verfügbar zu machen, zugänge zu öffnen, keine barrieren aufzubauen.
die notwendigen kompetenzen sind, außer fachkenntnissen, geduld, ruhe, zuversicht, vertrauen.
lernbegleiter kann man für menschen von 0 bis 99 jahre sein. |
| ich bin | | von: fairytale1
erstellt: 11.01.2006 14:15:26 |
nicht immer mit dir,lieber rolf, einer meinung..aber auch ich verwende die bezeichnung lernbegleiter und versuche jedne tag aufs neue, dieser bezeichnung gerecht zu werden.
ich *er - ziehe * nicht in welcher richtung auch immer, ich habe nicht die aufgabe stur stoff in die köpfe von grunschülern mittels trichter hineinzu*trichtern*...ich LERNE ihnen nichts, wenn, dann lehre ich sie eventuell *g*, als vorbild, als schlechtes oder gutes beispiel, als wissen-suchende so wie sie welche sind,...und und und... wenn sie naturgemäß neugierig, wissbegierig und äußerst motiviert in die schule kommen...
und ihhc fühle mich in einem team - kinder und lernbegleiter - äußerst wohl. (die elternseite darf ich bitte,bitte manchmal ausklammern)
aber..ich gebe den *vorschreibren* auch recht..DAS berufsbild lehrer / lernbegleiter als solches vereinheitlicht, gibt es nicht für mich, andere verhältnisse, lehrpläne, bundesländer oder länder usw.
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| rolf, du polarisierst! | | von: rfalio
erstellt: 11.01.2006 14:41:40 |
Etwas, was ich meinen Schülern unbedingt beibringen möchte, ist Kompromissbereitschaft! Also das Zugehen auf Andere, das Eingehen und die Berücksichtigung ihrer Argumente usw.
Das geschieht am besten durch das gute Beispiel; durch das Demonstrieren, dass die Welt nicht "schwarz - weiß" ist, sondern bunt.
Und in dem ich einfach gewisse Worte aus meinem Wortschatz streiche, wird die Welt nicht bunter, sondern ärmer.
Gewähre uns also bitte das, was du deinen Schülern zugestehst: Selbst zu lernen, nicht die "gebetsmühlenhaft" vorgetragenen Argumente einfach nachzuvollziehen.
Ich weiß, dass war jetzt auch wieder polarisierend , aber es kam von Herzen ( das heißt nicht bös gemeint, aber für mich wichtig!).
Liebe Grüße
rfalio |
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