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Forum: "Vereinfachte (?) Ausgangsschrift?"
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| Vereinfachte (?) Ausgangsschrift? | | von: rhauda
erstellt: 10.01.2006 17:49:21 geändert: 10.01.2006 17:53:02 |
Flüssiges Schreiben wird erleichtert, wobei nicht alle Buchstaben eines Wortes in einem einzigen Zug verbunden werden müssen. Das Absetzen des Stiftes stellt kein Problem mehr dar.
Auch bei zunehmendem Schreibtempo ist die Vereinfachte Ausgangsschrift durch ihre klare Linienführung weniger störanfällig.
Lesbarkeit, Geläufigkeit und Ästhetik sind die Kriterien, nach denen die Schüler ihre persönliche Handschrift aus der Ausgangsschrift entwickeln sollen.
Diesen Text habe ich auf einer Regierungswebsite gefunden, als ich vor lauter Verzweiflung nach Gründen gesucht habe, den Erfinder dieser Schrift nicht noch nachttäglich zu vierteilen. In der Grundschule sieht das noch alles sehr schön aus. Spätestens ab Klasse 7 wird es furchtbar.
Mittlerweile sollte man als Sek I Lehrkraft schon einen Kurs in Kryptik und Hieroglyphenkunde absolvieren, um überhaupt aus dem Geschreibsel einzelne Worte zu entziffern.
Ich behaupte, dies ist besonders seit der Einführung der vereinfachten Ausgangsschrift besonders akut geworden. Begründen möchte ich dies damit, dass der überwiegende Teil der gut leserlichen Schriften in Klasse 8 und höher etnweder beim Schreiblehrgang nicht die vereinfachte Ausgangsschrift gelernt hat, oder sich von der VA mit einem radikalen Bruch völlig verabschiedet hat und über die Benutzung von Druckbuchstaben sich die Schrift quasi völlig neu erarbeitet hat.
Als ich das einmal wagte, der Grundschullehrerin meiner Tochter zu sagen, wurde die richtig sauer. "Die Schüler lernen so aber viel schneller das Schreiben! WIR finden das gut."
Das mag ja in der GS-Zeit richtig sein, aber finde, dass bestimmte Buchstaben bei der VA bei späterer schneller Schreibweise so entstellt werden, dass sie nicht einmal bei gutem Willen noch als Buchstaben zu erkennen sind.
Stellvertretend möchte ich das kleine "s" nennen, dass zum Schluss nur noch zu einem auf den Kopf gestellten Kringel mutiert. Ein weiterer Buchstabe ist das kleine "t", von dem dann noch ein einfacher Zacken übrigbleibt.
Was die Schreibgeschwindigkeit angeht, haben in der Sek I fast alle Nicht-VA-Schreiber die VA-Schreiber überholt.
Welche Erfahrungen haben andere Kollegen? |
| Für mich als Grundschullehrerin | | von: clausine
erstellt: 10.01.2006 18:06:48 |
finde ich dieses Thema sehr interessant, denn wir sehen ja die weitere Entwicklung der Schrift in der Sek I nicht mehr. Als Mutter eines 14jährigen Sohnes kann ich das Chaos nur bestätigen, bin aber nicht sicher, ob mein Filius schöner schreiben würde, wenn er LA gelernt hätte. Ich selber habe noch LA gelernt und habe auch in dieser furchtbaren Zeit von 13 bis 16 eine ziemliche Sauklaue gehabt....In der Grundschule haben wir oft das Problem, dass Kinder so große motorische Schwierigkeiten haben, diese Schreibschriftbuchstaben überhaupt in die Linien zu bringen, dass die VA für mich eher ein Segen ist (siehe Begründung Regierung). Ich kenne aber auch nicht wenige Kinder, die nach der langen Prozedur des Lernens der Schreibschrift (wir beginnen mit der Druckschrift) darum bitten, doch wieder drucken zu dürfen. Ich lasse diese SchülerInnen immer weiter in Druckschrift schreiben, das ist aber sehr verpönt unter KollegInnen (ist mir egal...). Diese Schriften sind dann sicher hinüberrettbar in die Sek I....
Mehr Freiheit in der Schriftwahl fordert Clausine. |
| Gedankenübertragung??!!! | | von: ishaa
erstellt: 10.01.2006 19:08:26 |
Habe mich an den Computer gesetzt, um genau jetzt genau dieses Forum zu eröffnen... und wundersamerweise war's schon da!!
Gib's zu, rhauda, hast mir heute über die Schulter geschaut, als ich unter die Hälfte aller Deutscharbeiten unserer 5 Buchstaben gemalt habe, wie man sie schreiben sollte und wie bitte nicht.
Das s ist fast immer dabei. Dann gibt es Kinder die haben so ein "Gebilde", das wahlweise ein t, ein h, ein f oder ein l sein kann, so ein Strich in der Lamdschaft halt. Das p hat fast nie einen Bauch und wenn's nicht unter die Linie geht, gleicht es dem r wie ein Ei dem anderen. B und l werden von den meisten gar nicht unterschieden. Der kleine entscheidende Bogen, der das l zum b macht, fehlt.
Bei uns an der HS haben wir viele Kinder, die äußerst ungern schreiben und deshalb auch wenig Interesse haben, mit ihrer Schrift zu experimentieren. In meiner 8 kommen die erwähnten Phänomene immer noch vor. Übrigens bleiben Jungen viel häufiger bei dieser Schrift als Mädchen. An der HS mehr Schüler als am Gym. Die Klassenlehrerin meines Sohnes(Klasse 7) hat jetzt überlegt, den letzten Kindern, die noch so schreiben, dies "abzugewöhnen"; meinem Sprössling z:B., owohl der eine sehr leserliche Schrift hat(sag ich jetzt mal so ganz unvoreingenommen...)
Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass Kollegen, die die VA nicht von der Grundschulzeit der eigenen Kinder her kennen, noch erheblich größere Schwierigkeiten haben, diese zu entziffern. Ich kann zumindest erraten, welcher Buchstabe es denn evtl sein könnte.
In unserer 5 fangen jetzt viele an, in Druckschrift zu schreiben, sie finden das cool und finden es noch viel cooler, dass sie das jetzt dürfen. Nur leider, die mit den allerschlechtesten Handschriften und der allerschlechtesten Rechtschreibung, die machen das leider nicht.
Ich habe schon oft mit Grundschullkolleginnen darüber gesprochen. Vielleicht sollten wir einfach mal Schriftproben kopieren und an die Grundschulen reichen, damit man dort sieht, wie sich diese Schrift bei vielen weiterentwickelt.
LG
ishaa |
| Lehne VA vehement ab | | von: veneziaa
erstellt: 10.01.2006 19:25:14 |
ich kann dem oben Gesagten nur zustimmen. Die grauenvollen Buchstaben möchte ich noch ergänzen mit l und b, wenn danach ein e folgt. Schließen die Kinder das "Köpfchen-e" nicht, sieht das Wort "leben" aus wie "beben".
Die Beobachtung, dass die Handschrift oft kaum noch leserlich ist, mache ich ab Klasse 5 auch. Auch ich schreibe ständig die Buchstaben mit verbesserter Ober- oder Unterlänge auf, erkläre den Kindern die entstandene Problematik... Viele schreiben inzwischen ohnehin nur noch die Druckschrift. Ich glaube, sie "spüren" zumindest, dass ihre Schrift nicht schön, nicht leserlich ist.
Die Buchstaben Q bzw. qu oder x lasst mal schreiben. Die kennen viele Kinder gar nicht!!!
Als mein jüngster Sohn zur Schule kam, habe ich die Eltern mobilisiert gegen die Einführung der VA. Wir haben uns auf die 68er Ausgangsschrift (der ehem. DDR) geeinigt, obwohl wir mitten in Hessen leben. Die Kinder hatten alle anschließend eine SEHR schöne Schrift (relativ). Ein Kompromiss halt.
Ich fordere auch, dass die Schulen/Eltern selbst entscheiden dürfen, welche Schrift ihr Kind lernt.
Übrigens: Viele meiner Eltern in der Schule sind unglücklich über die VA, auch sie sehen unsere Probleme..
veneziaa |
| Zu Hause werden drei Arten geschrieben | | von: keinelehrerin
erstellt: 10.01.2006 19:45:20 |
Unser Ältester hat - wie ich auch - noch die Lateinische Ausgangsschrift gelernt.
Geht jetzt in die 7. und die Schrift hat sich in ihrer Größe strak reduziert, einige Vereinfachungen aber in der Gänze doch noch lesbar.
Die Tochter, zwei Jahre jünger, hat eine Mischung aus Lateinischer und Vereinfachter Ausgangsschrift gelernt. Die Großbuchstaben nach VA, die kleinen nach LA.
Besucht jetzt die 5. Klasse, Schrift gut leserlich, aber etwas langsam.
Drittgeborener, vier Jahre jünger als der Große, lernt die vereinfachte Schrift. War der erste Jahrgang in unserer Schule, der das einführte. Begründung: Die Lehrer am Gym wollen ein einheitliches Schriftbild und die anderen GS schreiben schon nach der VA.
Er ist jetzt in der 3., kann zum Schriftbild sagen, dass sich das "t" stark auseinanderzieht, "p" nicht rund wird, "l" und "b" wie schon weiter oben beschrieben. Allerdings sehen die Großbuchstaben sauber aus, ab und zu haperts mit dem Anschluss der nachfolgenden Buchstaben. Dann gilt die Regel, einfach Stift absetzen und auf der Grundlinie anfangen als sei kein Großbuchstabe da.
Nächstes Jahr geht unser Jüngster. Was wird er lernen? |
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