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Forum: "Wie sollte ein zeitgemäßes (gutes?) Studium Lehramt organisiert sein?"
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| Wie sollte ein zeitgemäßes (gutes?) Studium Lehramt organisiert sein? | | von: drvolker
erstellt: 05.06.2003 11:24:17 |
Hallo,
es ist sicherlich bekannt, dass momentan intensiv darüber diskutiert wird, das Lehramt-Studium grundsätzlich zu verändern. Nicht nur die internationalen Vergleichsstudien (TIMSS, PISA etc.), sondern auch der europäische Einigungsprozess (Bologna) lassen Gremien, Politiker, Ministerien und Universitäten in hektische Betriebsamkeit ausbrechen, bei der Suche nach neuen Organisationsformen der Lehrerausbildung. Die Betroffenen kommen dabei wenig zu Wort.
Momentan werden 2 verschiedene Modelle diskutiert und vergleichend in den nächsten Jahren erprobt.
Nach dem BA/MA-Modell (bachelor/master)wird nach 6 Semestern Grundstudium (zumeist Fachausbildung) ein erster berufsqualifizierender Abschluss erworben (wofür weiß keiner!). In der 4semestrigen Masterphase kommt verstärkt die Fachdidaktik und die EW zu Wort. Eine Verkürzung der Referendariatszeit ist auch in der Diskussion.
Das Studium nach dem alten Schema sieht eine Stärkung der fachdidaktischen Anteile (Schulbesuche, Hospitationen, eigene Unterrichtserfahrungen, ...)vor, indem diese frühzeitig einsetzen und das Studium massgeblich "mit"bestimmen.
Wie gesagt: Die Betroffenen (Studenten, Referendare, Lehrer) werden kaum gefragt. Und das ist genau meine Anregung für dieses Diskussionsthema hier.
Wie sollte ein Studium Lehramt - auch inhaltlich - organisiert sein?
In welchem Verhältnis sollten Fachausbildung zu Berufsfeldbezogenheit stehen?
Wieviel (Fach)Wissenschaft braucht ein zukünftiger Lehrer? Und wie die Pädagogik gewichten?
Da ich schon relativ lange diese Ausbildungsphasen hinter mir habe, bin ich auf Eure Meinungen sehr gespannt!
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| Mehr Praxis!!! | | von: jaina
erstellt: 05.06.2003 16:09:00 |
Hi!
Ich finde es sinnvoll, das Studium umzustellen, da man meiner Meinung nach während dieser Zeit nicht wirklich erfahren kann, ob man für den Job auch tatsächlich geeignet ist.
Viele ziehen ihr Studium durch (und brauchen dafür mehr oder weniger lange)und erfahren dann erst im Referendariat, ob ihnen das alles wirklich liegt. Dieser Praxisschock ist nicht zu verachten, und man wird im Studium in keinster Weise darauf vorbereitet.
Und mal ehrlich: Die wenigsten, die dann merken, dass sie als Lehrer eigentlich nicht wirklich geeignet sind, hören dann auf. Klar, man sagt ja auch nicht: "Ach ja, die 5 Jahre Studium waren ´ne tolle Zeit, ist nicht schlimm, dass ich den Abschluss so nicht weiter verwenden kann! Studier ich was anderes!"
Also hat man teilweise Lehrer in dem Beruf, die eigentlich keinen Bock drauf haben oder echt nicht geeignet sind, weil sie keinen Zugang zu den Schülern bekommen. Furchtbar!!!
Von daher finde ich es wichtig, auch während des Studiums mehr Praxiserfahrung zu machen! Welcher Abschluss dann aber sinnvoll ist, keine Ahnung...
Viele Grüße von
Jaina |
| Keine Praxis!!! | | von: jenny82
erstellt: 01.11.2003 22:59:05 |
Halli Hallo!
Also, ich bin jetzt zwar erst in 2. Semesters meines Lehramtsstudiums (Deutsch/Englisch für Gymnasiallehramt), aber ich bin total schockiert über den geringen Praxisanteil meines Studiums, was vielleicht auch an meiner Uni (Frankfurt a.M.), liegen könnte. Dort ist der Großteil M.A.-Student und uns L3er kann man an einer HAnd abzählen. Ich bekomme vom Umgang mit Schülern, Unterrichtsvorbereitung etc. gar nichts mit und wenn, dann befasst es sich alles mit Grundschülern - Sek.II Fehlanzeige. Zwar bin ich absolut überzeugt davon Lehrerin zu werden, doch habe ich vor ein paar Wochen beschlossen in einer NAchhilfeschule als Lehrkraft zu arbeiten. Ich bilde mir (zumindest) ein, dass ich so den Umgang mit den kiddies etwas lerne. Außerdem beginne ich schon jetzt für meine Nachhilfeschüler "Unterrichtsmaterial" zusammen zustellen und erhoffe mir dadurch später einen Vorteil zu haben. Zumindest weiß ich jetzt, dass es "normal" sein wird, mit z.T. unmotivierten und desinteressierten Leuten zu arbeiten. Auf jeden Fall bekomme ich von den Schülern ein Bild und weiß was in der Schule ungefähr auf mich zukommt. In der Uni bekomme ich davon gar nichts mit.
Wenn jemand weiß, wie ich mich vielleicht noch mehr auf meine spätere Tätigkeit vorbereiten kann, soll er mir bitte bitte mailen.
Lg Jenny
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| "... so soll es sein ..." (W.B.) | | von: drvolker
erstellt: 02.11.2003 18:05:11 |
Die Praxisbezüge - oder wie es im bildungspolitischen Hochdeutsch heißt die Berufsfeldbezogenheit - sind genau die Knackpunkte einer in Richtung BA/MA umorganisierten Lehrerausbildung. Nach allen mir bekannten Modellen (z.B. Bielefeld) werden sie zu wenig berücksichtigt (zumindest in den ersten 6 Semestern) oder in "Schein"Veranstaltungen (z.B. Allg. Päd.) delegiert. Hier wird dann fleißig das "Stricken ohne Wolle" geübt, d.h. das Fach/die Fächer für die man tatsächlich Lehrer werden will werden vollkommen ignoriert. M.E. ein riesen Fehler, der an vielen größeren Unis (z.B. Ffm?) auch heute noch gemacht wird, wenn Lehrerbildung keine Lobby hat und die Studies zu den Magistern/Diplomern gestopft werden.
Eigentlich helfen nur spezielle Veranstaltungen für Lehrer, die die Brücke zur Praxis schlagen. Das sind doch die Fachdidaktiker???!!!
Noch eine Anmerkung zum BA-Abschluß:
Dieser soll zwar Berufsqualifizierend sein, doch keiner weiß wozu? Für den Nawi-Bereich kommt dann immer "Journalismus". Absoluter Quatsch, soviele nawi-Redakteure brauchen wir nicht! Es gibt kein Berufsbild! (Vielleicht CTA oder BTA?)
Ich verstehe nicht, warum man die einphasige Lehrerausbildung (und deren Ansätze an einigen sogenannten Reformunis) aufgegeben hat. Das war eigentlich der richtige Weg. Ich selbst hatte die Chance, in meinem Studium bereits ab dem ersten Semester Praxiserfahrungen zu sammeln mit eigenem Unterricht und allem drumherum. Hat mir sehr viel gebracht. Dahin sollte m.E. der Weg gehen. Und nicht in ein BA-Fachstudium mit aufgesetzter Fachdidaktik etc.
Gruß drvolker
P.S. Es gibt ja die Forderung, dass jeder der Lehrer werden will, einige Hundert Stunden Erfahrungen im praktischen, pädagogischen Feld mitbringen sollte. Ist natürlich radikal, aber wenn ich mir manche Erstsemester anschaue. Meine Güte?!
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