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Forum: "Keine Sitzenbleiber mehr?!"
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| ... | | von: frank11nr
erstellt: 25.01.2006 17:24:00 geändert: 25.01.2006 17:25:53 |
Hallo,
prinzipiell halte ich das nicht für eine schlechte Sache, allerdings muss dann eine ganz neue Lernkultur geschaffen werden. Von den Versetzungsgegnern wird immer gerne Finnland angeführt, dort gibt es soweit ich weiß bis zur siebten oder neunten Klasse keine Versetzungen und trotzdem sind sie "PISA"- Gewinner.
Das funktioniert aber nur, wenn in den Schülern von Anfang an die Neugierde und Lust am lernen geweckt wird, deshalb müsste man mit solchen Konzepten meiner Meinung nach in der GS anfangen. Ein Abschaffen der Versetzung von heute auf morgen in allen Klassenstufen ist meines Erachtens nicht sinnvoll.
Es gab übrigens einen Thread, in dem ein Lehrer einer IGS über seine (überwiegend negativen) Erfahrungen ohne Versetzung berichtet, ich schau mal nach, ob ich den noch finde.
Gruß
Frank
EDIT: Da isser
http://www.4teachers.de/?action=showtopic&dir_id=2911&topic_id=7977 |
| . | | von: palim
erstellt: 25.01.2006 17:55:40 |
Bleibt ein Schüler sitzen, ist es immer die Frage, warum dies so ist.
Meine Beobachtung ist, dass es einerseits mangelhafte Lernstände in einem oder zwei Fächern sein können. Gäbe es Stützkurse, Förderung oder wie auch immer man zusätzliche Betreuung nennen und organisieren möchte, wäre es wohl auch diesen Schülern möglich, in den Fächern Lernerfolge zu erzielen. Bei ausreichender Betreuung wäre es auch möglich, genau zu diagnostizieren, welche Lernschritte dem Schüler fehlen und gezielt an diesen zu arbeiten. Das entspricht nicht dem Stoff der Klassenstufe, in der der Schüler gescheitert ist, sondern es geht oft um Grundlagen, die gar nicht gelegt oder ausgebildet sind.
Es ist nun aber so, dass diese Förderstunden immer weiter oder sogar völlig zusammen gestrichen worden sind. Dadurch könnte sich die Quote der Sitzenbleiber gesteigert haben... und soll nun vielleicht per Erlass geregelt werden?
Ein Konzept, in dem ein schwacher Schüler ohne weitere Hilfe mitgezogen wird, kann dem Schüler nicht dienlich sein.
Andererseits ist auch zu beobachten, dass die mangelhaften Lernstände nicht aus Wissenslücken bestehen, sondern viel mehr im mangelhaften Arbeitsverhalten des Schülers liegen. Bleibt so ein Schüler sitzen, nimmt er zwar den Stoff der vorangegangenen Klasse noch einmal durch, zudem noch in Fächern, in denen er gar keine Defizite hatte, denn er muss ja die gesamte Klasse und alle Fächer noch einmal durchlaufen, in seiner Arbeitsweise wird er aber nicht gefördert. Auch diesem Schüler ist nicht wirklich geholfen.
Es reicht nicht, Sitzenbleiben als ungeeignete Maßnahme zu erkennen und per Erlass zu bestimmen, dass Schüler in Zukunft nicht sitzenbleiben sollten. Viel wichtiger wäre es, die Konzepte zu ändern und Unterstützung bereit zu stellen und zu fördern, so dass mit einem Schüler gemeinsam ein Defizit aufgeholt werden kann oder er in seinem Lerntempo Erfolge erzielt.
Palim |
| Es wundert mich sehr, dass eine CDU-Landesregierung | | von: kunoschlonz
erstellt: 25.01.2006 19:35:16 |
so etwas machen möchte.
Bei uns in RLP gibt es Integrierte Gesamtschulen, bei denen, wird von Klasse 5 bis 8 automatisch versetzt, egal, welche Noten die Schüler haben. Ich unterrichte selbst an so einer Schule und ich halte nicht viel davon. Es gibt nämlich einige Schüler, die in dieser Zeit meistens nur Blödsinn machen, da sie ja sowieso versetzt werden. In der 9.Klasse kommt dann manchmal das böse Erwachen, da sie dann keinen Abschluss bekommen. Ich denke nicht, dass diese schüler zu "dumm" für den Hauptschulabschluss wären, aber sie haben einiges an Lerninhalten verpasst. Etwas mehr Leistungsdruck vorher wäre also wahrscheinlich besser gewesen. |
| In Niedersachsen | | von: janneke
erstellt: 25.01.2006 19:43:14 geändert: 25.01.2006 19:43:40 |
gilt seit einiger Zeit, dass in jedem Jahr außer nach der ersten Klasse eine Versetzungsstufe ist. Und wer das Jahr nochmal machen muss, regeln ganz klar die Erlasse. Obwohl das total gegenläufig zu Pisa ist, hat unser Kultusministerium diese Maßnahme mit Pisa begründet. Geht eben alles, wenn man will.....
Den Sinn in der Wiederholung einer Klasse sehe ich nicht ganz ein. Zum einen liegt es eben (wie schon erwähnt) am Arbeitsverhalten des Schülers, auch an der Unterstützung von zu Hause aus - zum anderen ist eine Wiederholung immer auch eine Demütigung für den Schüler.
Hat eigentlich irgendwer mal nachgerechnet, ob es nicht billiger wäre, das Geld, das die Wiederholer kosten, in präventive Förderung zu stecken?
Ich habe einen Schüler wiederholen lassen, bei dem ich einen echten Sinn darin sah. Seine Probleme ergaben sich nämlich aus einer lange Zeit ignorierten Störung in der Hörwahrnehmungsverarbeitung. Erst nach langen Diskussionen wurde er einem Pädaudiologen vorgestellt und mit einer speziellen Hörhilfe versehen, die das Problem löst. Und siehe da: Klein-Fritzi hat jetzt keine Schwierigkeiten mehr! Bei dem hätte ich auch durch Förderung nix werden können. In solchen Fällen ist wiederholen schon gerechtfertigt, aber ansonsten sehe ich das sehr zwiespältig. |
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