Grundschulchat am Dienstag, 7.2.06
Thema Schulanfang
Im laufenden Gespräch ging es weniger um die Schulreife einzelner Schüler, da in verschiedenen Bundesländern alle Schüler entsprechenden Alters eingeschult werden.
Um so mehr interessierten uns die verschiedenen Schulanfänge und Schuleingangsphasen, Möglichkeiten der Differenzierung, vorhandene Förderstunden etc.
Schulreife
Mit Tests durch die Schulleitungen oder das Gesundheitsamt/Amtsarzt soll festgestellt werden, inwieweit ein Schüler zum Schuljahresbeginn voraussichtlich fähig ist, am Unterricht teilzunehmen und erfolgreich zu lernen.
Dabei gibt es vorgegebene Test (z.B. GGS Göppinger Sprachfreier Schuleignungstest, Kieler Einschulungsverfahren) oder auch selbst erdachte und immer wieder abgeänderte mit Einzel- oder auch Gruppensituationen, Schulspiel o.a.
Einige Bundesländer schulen nach herkömmlichen Verfahren ein. Es gibt 1. und 2. Klassen.
Zudem besteht die Möglichkeit, Schüler, die noch nicht schulfähig erscheinen sofort oder im Verlauf der ersten Wochen in gesonderte Klassen zu geben, wobei es unterschiedliche Bezeichnungen gibt (Schulkindergarten, Vorklassen) Hier sollen die Fähigkeiten gefördert werden. Nachteil ist aber inzwischen häufig, dass auch hier die Anzahl der Schüler in den Klassen viel zu hoch ist und zudem viele Problemkinder in einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden müssen.
In manchen Bundesländern gab (gibt?) es vor der 1. Klasse gemeinsamen Unterricht in einer einheitlichen Lerngruppe, die so oder ähnlich zusammengesetzt auch in die 1. Klasse wechselt (Vorschule)
Außerdem gibt es Sonder- oder Förderschulen für lernschwache Schüler, in denen Schüler ab der 1. Klasse beschult werden.
Für Schüler mit schwachen deutschen Sprachkenntnissen gibt in manchen Bundesländern zusätzlichen Unterricht. Für Niedersachsen gibt es z.B. vorab Tests – in Zukunft im Mai für Schüler, die im darauffolgenden Sommer eingeschult werden sollen. Schüler ausländischer oder deutscher Herkunft, die zu diesem Zeitpunkt einen mangelhaften Sprachgebrauch zeigen, sollen ab dem Sommer für 1 Jahr eine Fördermaßnahme im Kindergarten erhalten. Dazu gehen Lehrerinnen der Grundschulen in den Kindergarten und üben dort mit den Kindern. Vorteil an der (jetzt noch früheren) Überprüfung ist auch, dass man Eltern gezielt darauf hinweisen kann, wenn ihr Kind logopädischen, ergotherapeutischen oder anderen Bedarf hat und angesichts der langen Wartezeiten in den Praxen auch noch die Chance besteht, dass die Schüler vor der Einschulung eine Therapie beginnen.
Andere Bundesländer (NRW, Bayern, Bremen, Schleswig-Holstein, ...) schulen inzwischen alle Schüler ein.
Schnupperunterricht oder Testverfahren dienen der Einteilung der Klassen oder der Lernstandserfassung. Auch hier gibt es noch Förderschulen, in denen Schüler ab der 1. Klasse unterrichtet werden können, sofern sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wurde.
Einige Schulen haben in den ersten Schulwochen besonderen Unterricht um Lernstände zu diagnostizieren oder Förderung verschiedenster Ausgangslagen zu ermöglichen.
Zusätzliche Lehrerstunden in Form von Förderbändern, Teamarbeit etc. gibt es in unterschiedlichem Maße (2-3 Stunden die Woche), einige Schulen können Kleingruppen bilden.
Generell ist die Stundenversorgung schlechter geworden, Fördermaßnahmen und –möglichkeiten sind immer mehr eingeschränkt worden.
In einigen Bundesländern gibt es die Möglichkeit (oder Verpflichtung?), flexible (jahrgangsgemischte) Eingangsstufen einzurichten. Hier besuchen die Schüler den Unterricht der Eingangsstufe für 1-3 Jahre und wechseln dann in eine Klasse des 3. Schuljahres.
Schüler der 1. und 2. Klassen werden zu einem Großteil der Stunden gemeinsam unterrichtet, offene Unterrichtskonzepte (Wochenplan, Werkstätten, Stationen) sollen eine individuelle Förderung jedes Schülers ermöglichen.
Eine Sammlung an Fähigkeiten, die ein Schüler zur Einschulung mitbringen sollte, haben wir nur angefangen:
Stift richtig festhalten,
wissen, wie er heißt
Schuhe binden
Jacke selbst anziehen und zumachen,
1 oder 2 Aufgaben hören und umsetzen (Lege den Bären in sein Bett und decke ihn zu)
gewisse Zeitspanne still sitzen und zuhören können
hilfreich ist, wenn sie den Namen unter anderen erkennen oder zum Teil schreiben können (für AB)
möglichst deutlich - ohne Sprachfehler – sprechen
eine Arbeit beenden und aufräumen können
Die Unterschiede in den Vorkenntnissen sind riesig. Es gibt Kinder, die rechnen wild drauf los und lesen Texte und andere, die kennen keinen Buchstaben und wissen auch beim Würfel nicht, wie viele Punkte das Würfelbild zeigt
Die Kunst ist es, diesen Kindern mit Hilfe von verschiedensten Aufgaben und Anforderungen gerecht zu werden und zu differenzieren soweit es möglich ist.
Lernbuffets und Angebote ermöglichen Zusatzaufgaben auf verschiedenen Niveaus. Dass Zusatzaufgaben als Strafe angesehen werden, kommt eher selten vor. Vielmehr freuen sich leistungsstarke Schüler über Anforderungen an sie und probieren gerne, wie weit sie bei schwierigsten Aufgabenformen kommen.
Gemeinsames Anerkennen der Leistungsfortschritte in der Klasse bei allen Kindern steht dann ebenfalls im Zentrum des Unterrichts. Die Kinder freuen sich mit anderen über gelungene Aufgaben und immer bessere Ergebnisse.
Für Eltern ist es zum Schulanfang gut, wenn sie den Unterricht in der Klasse hospitieren können, selbst schauen, wie gearbeitet wird. Dazu laden viele Lehrerinnen immer wieder ein.
Natürlich wurde noch über vieles anderes geschrieben – aber es ist ja eine Zusammenfassung. Beteiligt haben sich cilia, sth, keinelehrerin, three, chrisch, elke2, murmel730, ittak, rooster, jaszo und Palim.
Ich hoffe, dass ich niemanden vergessen habe und wie immer dürft ihr gerne noch ergänzen.
Liebe Grüße
Palim