Thema Aufsatz
Beim Thema Aufsatzunterricht beginnen die meisten Lehrerinnen erst einmal zu stöhnen. Zu schwierig ist es, Kindern das Verfassen von Geschichten in ganzen Sätzen, spannend und wohl durchdacht beizubringen. Viele Kompetenzen (Wortschatz/Ausdruck, Satzbau, Verknüpfung von Sätzen, Aufbau der Erzählung, genaue Widergabe oder Beschreibung einer Handlung ...) müssen gefördert und geübt werden.
Gerade bei spracharmen Schülern oder Schülern anderer Erstsprache sind differenzierte Übungen notwendig.
Die Ideen, die angesprochen wurden, versuche ich, hier gesammelt aufzuschreiben:
Folgende Formen wurden angesprochen:
Bildbeschreibung
Tagesablauf
freie Erzählungen aus der Woche / Geschichtenbuch
Briefe an das Klassentier, kranke Mitschüler, Einladungen zu Festen, Partnerklassen,
Bildergeschichten
Fortsetzungsgeschichten
Sachtexte (Vorgangsbeschreibung – Kochen, Tierbeschreibung – Steckbriefe, Personenbeschreibungen
Alternative Formen haben wir nur kurz angesprochen:
aus einer Beschreibung einen Steckbrief schreiben
Clustern oder Mind-Map zur Ideenfindung
Geschichten muttersprachlich verfassen und übersetzen lassen (sofern muttersprachliche Erwachsene zur Verfügung stehen)
Sagen zu erdachten Städtenamen verfassen
Eulenspiegeleien zu Redewendungen ausdenken
Märchen schreiben
Typische Übungen im Rahmen des Aufsatzunterrichts sind:
Satzanfänge sammeln und passend verwenden
Adjektive sammeln und einbauen
Wörter und Ausdrücke für bestimmte Aufsatzformen oder Themen (z.B. Ausdrücke von Freude oder Angst, Sammlungen für Beschreibungen, Verben für gehen, Verben für Vorgänge – Kochen)
genau vorstellen, wie es aussieht, was nacheinander geschieht
Bildergeschichten sind nicht so einfach, wie viele Menschen glauben
- die Bilder dürfen nicht zu überfrachtet sein, sondern nur wenig Informationen in sich tragen
- die Bildergeschichten müssen einfach und absolut eindeutig und für Kinder nachvollziehbar sein
- die Handlungen zwischen den Bildern müssen auch berücksichtigt werden
- Kinder müssen sich von der Darstellung auf den Bildern, die ja schon alles aussagt, lösen
- die Schüler müssen aus den Zeichnungen heraus eine Handlung konstruieren und diese mit Worten wiedergeben
ein einfaches Beispiel von hops (Hühner sind nicht nur in den Foren in):
1. ein Huhn
2. ein Huhn mit Schnabel im Boden
3. ein Huhn mit Wurm
Auf keinen Fall darf man eine Bildergeschichte oder ein Bild hinlegen und erwarten, dass die Kinder eine vollständige, gut erzählte Geschichte aufschreiben.
Bis man einfach nur Bilder auslegen kann und die Schüler dazu Geschichten schreiben, dauert es ziemlich lange.
Dennoch können Bilder, die eine Situation zeigen, zum Erzählen anregen. (Kind im Bett, wird wach, große Augen, irgendein Gebilde am Fenster)
Eine weitere Möglichkeit ist, mit den Kindern Geschichten zu Wimmelbildern suchen zu lassen.
Bildergeschichten, die sich in Kinderzeitschriften finden, eignen sich gut, um Karteien oder Angebote zu erstellen. Etliche Kinder greifen darauf auch gern zurück.
Auch Fühlkisten mit Gegenständen können zum Schreiben motivieren.
Über Phantasiereisen u.a. haben wir nicht gesprochen
Der Anfang in Klasse 1/2 wird entweder mit Hilfe von Geschichtenbüchern oder Fortsetzungsgeschichten durchgeführt:
Zu den Fortsetzungsgeschichten können mit den Schülern gemeinsam Ideen gesammelt werden, bevor jeder selbst etwas schreibt.
Dazu kann auch gehören, dass man ein Bilderbuch vorliest und an einem interessanten Punkt aufhört. Dann wird darüber geredet, wie es weiter gehen könnte und die Kinder sollen dazu schreiben. Wichtig ist, dabei zu beachten, dass nicht allein das Ende des Buches als richtige Lösung gelten gelassen wird, sondern dass die erfundenen Geschichtenenden ebenso ihre Berechtigung finden.
Möglich: Lauras Stern, Tilli und die Mauer, Die drei Schweinchen von Shaw, Der kleine Dings,
Natürlich kann man auch in längeren Texten nach Stellen suchen, die die Phantasie anregen und verschiedene Möglichkeiten eröffnen.
Die unterschiedlichen Handlungen, die sich aus einem Anfang ergeben und die die Phantasie anregen, können bei verschiedenen Ideen dann auch hinterher motivieren, gegenseitig die Geschichten zu lesen (Ich finde es ja schlimm, 26 mal die gleiche Geschichte lesen zu müssen). Würdigen kann man die Geschichten auch, indem man sie in einem Geschichtenbuch sammelt oder (vorher) im Flur aushängt.
Beispiel: Es ist Herbst. Mira und Tim lassen ihren Drachen steigen. Auf einmal (gibt es einen starken Windstoß)...
(Bei diesem Anfang fällt mir gerade wieder einmal auf, dass ich in der 1. Klasse in Gegenwart erzählen lasse – obwohl es nicht die übliche Erzählzeit ist. Dabei haben wir im Chat nicht gesprochen. Mich würde interessieren, wie es andere handhaben.)
weiteres Beispiel: Tim und Lisa gehen spazieren. Plötzlich bewegt sich etwas im Gebüsch. Sie gehen ganz nah heran und sehen...
Auch Sachtexte werden im Aufsatzunterricht thematisiert.
Beschreibungen
Steckbriefe
Vorgangsbeschreibungen/Rezepte
Während einige Kinder gerne und auch gut erzählen, kommt anderen Kindern die sachliche Struktur zu Gute, so dass sie in diesem Bereich eher Erfolge erzielen.
Zudem (meine ich zumindest) sind sachliche Texte leichter zu üben, da es hierbei oft eindeutigere Vorgaben gibt, an die man sich halten kann. Sachtexte weisen häufig von sich aus bereits Strukturen auf, die von Schülern nachgeahmt werden können.
Im Gespräch wurde deutlich, dass mit vielen Schülern an Grundlagen der Sprache gearbeitet werden muss und sie viel Übung und Anleitung brauchen:
- Satzbau bewusst machen
- Stichwörter sammeln und daraus Sätze bilden
- Satzanfänge passend auswählen
- Synonyme für häufig verwendete Verben suchen
- Sätze einer Geschichte in die richtige Reihenfolge bringen
- Satzfragmente oder Wörterlisten sammeln bzw. zur Verfügung stellen
- aus Satzteilen Sätze bilden lassen
- pattern drill – immer neue Sätze zu einem vorgegebenen Satzmuster bilden
- zu wichtigen Verben Sätze finden – z.B. mit Ortsangaben; dann bleiben die Verben (wohnen, stehen, liegen) gleich, die Ortsangaben können vielfach geändert werden
Schwierig bleibt es dennoch, den Schülern nicht nur in Übungen einzelne Fähigkeiten zu präsentieren, sondern die Schüler auch anzuleiten, diese Fähigkeiten in ihren eigenen Texten zu gebrauchen.
Möglich ist es auch, gemeinsam eine Geschichte zu schreiben – der Lehrer schreibt sichtbar an der Tafel oder auf dem TLP.
Über das Verbessern von Geschichten gemeinsam mit Schülern haben wir nicht gesprochen.
Das komplexe Thema Aufsatz kann durchaus noch weitere Chats füllen.
Zur Frage der Beurteilung sind wir gar nicht gekommen. Außerdem könnte man sicherlich noch viele weitere Aufgaben sammeln und quasi einen Aufsatz-Pool bilden.
Gängige und beliebte Themen in den verschiedenen Aufsatzformen könnten gesammelt werden.
Auch zu alternativen Formen, wie auch Möglichkeiten der Wortsammlung, Vorbereitung, Planung eines Aufsatzes sind wir nicht gekommen.
Zu Projekten rund ums Schreiben haben wir uns ebenfalls noch nicht ausgetauscht.
Vermutlich greifen wir das Thema Aufsatz noch einmal wieder auf.
Ich hoffe wie immer, dass ich nichts und niemanden vergessen habe.
Wie immer dürft ihr gerne ergänzen.
Vielen Dank an die eifrigen Mitchatterinnen rooster, hops, sth, jaszo, fitforflo, chrisch, indidi, ninniach, marion, liko
Palim