|
Forum: "Unterrichtsausfall"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Unterrichtsausfall | | von: poni
erstellt: 15.05.2006 10:05:49 |
Nach Angaben deutscher Lehrerverbände fällt fast jede zehnte Schulstunde aus, die Schulministerien der Länder geben nur zwei bis fünf Prozent an. "Bewusste Täuschung" nennt das der Deutsche Philologenverband. Im Interview fordert der Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger zusätzliche Stellen, auch für Quereinsteiger.
http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,335776,00.html
Wie sieht es in Eurem Bundesland aus???
Was wird dagegen unternommen???
|
| Was genau willst du wissen? | | von: keinelehrerin
erstellt: 15.05.2006 11:31:21 |
Genaue Zahlen kann ich dir keine nennen. Nur meine Meinung als Mutter, wann die Kinder zu Hause sind und was sie erzählen, wer gefehlt hat, wer vertreten wurde.
An den Grundschulen hat sich seit dem Kahlschlag unseres Kumis wirklich was getan. Vollmundig hat er eine Qualitätsverbesserung und verlässlichen Unterricht angeboten. Die Qualität des Unterrichts zu beurteilen steht mir fachlich (wohlgemerkt FACHLICH) nicht zu. Allerdings haben wir wesentlich weniger Ausfälle, weil die Lehrerfeuerwehr jetzt besser greift. Unsere LEV ist aber auch wie ein Teufel dahinter her, ihm nachzuweisen, dass er die Schulen ohne Not geschlossen hat und dass dieses Gerede von Sicherung und Verbesserung nur eine andere Art von Sparen auf dem Rücken unserer Kinder ist.
An der GeS unserer Tochter fällt schon recht häufig was aus. Warum, kann ich nicht sagen. Eine mögliche Ursache kann sein, dass es relativ wenig LehrerInnen sind, und wenn es dann zu Krankheitsfällen kommt, immer die Jüngsten heimgeschickt werden. Allerdings hatte ihre Lehrerin in den letzten Wochen auch Fortbildung, was ich persönlich auch gut und richtig und empfehlenswert finde. Dann fällt halt Unterricht aus, was wiederum schade ist. Aber entweder hat man eine engagierte Kraft, die sich dann auch weiterbildet, oder nicht.
Am Gym fällt in den letzten Wochen ständig was aus. Mögliche Ursache könnten die Abi-Arbeiten sein, aber das bekommen die Kids ja nicht gesagt. Da kommt dann ein Lehrer rein, sagt er mache Vertretung. Entweder machen sie Unterricht, oder sie dürfen schon HA machen.
Fällt es in die letzten Stunden, 6. oder 7., dürfen sie heimgehen.
Hilft dir das in deiner Statistik? |
| Genaue Zahlen kann ich auch nicht liefern, | | von: binimaja
erstellt: 15.05.2006 12:01:44 geändert: 15.05.2006 12:03:33 |
aber ein paar Aussagen zum "Konzept": Weil wir hier im schönen Thüringen leider immer weniger Schüler haben, wurde vor einigen Jahren mit der Gewerkschaft das "Swing-and-Floating"-Modell entwickelt. Das heißt, ich unterschreibe einen Arbeitsvertrag über 15 Jahre, in dem für den größten Teil dieser Jahre abhängig von der (angeblich errechneten) Schülerzahl Teilzeitarbeit (90 - 70%, dann wieder ansteigend) vereinbart wird. Ziel des Ganzen: Kaum Entlassungen, da die Lehrer zwischen den Schularten "swingen" können, also bei uns am Gym. z.B. auch Regelschullehrer unterrichten (Meist mit Abordnung für ein Jahr). Reichen die Stunden trotzdem nicht, kann planmäßige (für das ganze Jahr) oder außerplanmäßige (einzelne Vertretungsstunden) Mehrarbeit vereinbart werden. Planmäßige MA wird bezahlt, außerplanmäßige soll möglichst abgebummelt werden - mit anderen Worten: ich vertrete in einer Klasse, die ich sonst gar nicht unterrichte und lasse dafür meinen Unterricht ausfallen bzw. wieder von einem anderen Kollegen vertreten ... Man kann auch die Bezahlung verlangen, aber dann werden die Ausfallstunden der 12. Klasse (die ja jetzt in der Prüfungsphase sind) gegengerechnet ...
Inzwischen sind ja auch viele Lehrer verbeamtet - mit 80% (außer Schulleiter), die dürfen 3 Stunden pro Monat unentgeltlich mehr arbeiten. Problematisch wird es bei Langzeitvertretungen, da kann der Beamte eventuell mal auf Bezahlung hoffen, natürlich mit Gegenrechnung der Stunden in Klasse 12 (falls er eine hatte). Planmäßige Mehrarbeit wird kaum noch genehmigt, eher werden auch Stunden gekürzt, bei geschehen z.B. in Latein, wo von Grund- oder Regelschule keine Aushilfen kommen können.
Wenn vertreten wird, dann meist in den kleineren Klassen; für die Größeren gibt es dann öfter Aufgaben - damit gilt die Stunde nicht als Ausfallstunde!!
So weit - so schlecht. Das Konzept dahinter heißt schlicht: SPAREN!
LG
binimaja
PS: Wir brauchen nicht unbedingt mehr Lehrer in Thüringen, wir würden auch wieder voll arbeiten! |
| Ich habe ähnliche Erfahrungen wie keinelehrerin... | | von: clausine
erstellt: 15.05.2006 17:19:24 |
An den Grundschulen, in denen ich bisher gearbeitet habe bzw jetzt arbeite, fällt so gut wie kein Unterricht aus. Da wird mit allen "Tricks" gearbeitet, z.B. betreut (anders kann ich es nicht nennen) eine Lehrerin mal eben 2 Klassen mit je 26 Kindern, Referendare und Sozialpädagoginnen werden als Vertretung eingesetzt, außerdem gibt es einen Vertretungspool mit (ausgebildeten) LehrerInnen, die schnell eingesetzt werden können.
Am Gymnasium meines Sohnes fällt alle "Nase lang" Unterricht aus, meist wegen Krankheit, Ausflügen, sehr selten wegen Fortbildung (werden fast nur noch nachmittags angeboten). Wenn vertreten wird, gibt es meist keinen Unterricht, sondern Beschäftigung im Sinne von Spielen, HA machen...Ich frage mich, ob die LehrerInnen nicht einfach eine Stunde in ihrem Fach machen könnten oder mal mit den SchülerInnen über aktuelle Ereignisse diskutieren können. In GS-Klassen liegt meist ein kleiner Fundus von Arbeitsblättern in den Klassenräumen, so dass jeder, der vertreten muss, im Notfall darauf zurückgreifen kann.
Zahlen kann ich auch nicht nennen, höre aber von Bekannten immer ähnliches, sowohl aus GS, GesSCH und Gymnasien. (NRW)
Liebe Grüße, Clausine |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|