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Forum: "Bildungsplan Baden-Württemberg"
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| Der Teufel steckt im Detail | | von: balou46
erstellt: 18.05.2006 15:47:11 |
@wabami:
Natürlich sehe ich die Chancen des neuen Bildungsplans, ich habe auch gerne mehr pädagogische Freiheiten und weniger Vorschriften.
Leider klappt das bei uns im konkreten Fall nicht. Wir haben in diesem Jahr einen fachspezifischen Mangel aus Krankheitsgründen, so dass wir nicht mal den Pflichtbereich abdecken können. Da hört sich dann Schaffung eines Profils wie ein Hohn an.
Von den PHs kommen nicht nur keine NWA-Lehrer, auch haben z.B. die Junglehrer im Bereich Natur und Technik dermaßen große Defizite z.B. im Bereich Elektronik, dass sie erst mit Hilfe älterer Kollegen auf den notwendigen Stand gebracht werden. Dummerweise sind diese Kollegen deshalb dann auch anfangs nicht in der Lage, die oberen Klassen zu übernehmen, so dass es an den alten hängen bleibt.
Dann schau dir auch mal die Zahlen an: letztes Jahr in einem Oberschulamtsbezirk von 127 neu eingestellten Lehrern ganze 3 mit Physik. Zufall?
Und was soll die Aussage, dass fachsystematische Inhalte nicht verbindlich sind? Stimmt zwar. Du darfst, musst aber nicht. Aber dann beantrage mal dafür Lehrmittel, sie werden nicht genehmigt. Erfahrungssache, das Geld ist knapp. Und in Klasse 10 steht dann eine Prüfung, von der weder Schüler noch Lehrer in Klasse 9 wissen, was verbindlich ist.
Das berühmte Schulcurriculum ist bei nur 2 Physikkollegen schnell gemacht. Bei allen anderen Fächern sehe ich bei uns, wie eine Konferenz die andere jagt, so dass nach der Erstellung dieses Planes an persönlichen Freiheiten oft nicht mehr viel bleibt.
Für mich ist dieser Bildungsplan der vierte, und ich habe gelernt, was die jeweils neuen Schlagworte in der Praxis wert sind. Zum Glück ist es auch mein letzter.
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| In der Hauptschule | | von: dafe
erstellt: 19.05.2006 15:46:31 |
ist der BP04 noch wesentlich ausgeprägter, mit 4 Fächerverbünden. Schließe mich balou grundsätzlich an, zumal komplexe Zusammenhänge auf sogenannten Grundlagen (Fähigkeiten und so, neuerdings mit "Kompetenzen" bezeichnet (Stoiberwort 2002)) beruhen müssen. Aber das ist halt mühsam und kann nicht mit schicken Begriffen wie "vernetztes Denken" verkauft werden, womit wir beim Thema wären: Bildung ist eines der wenigen Politikfelder, mit dem sich auf Landesebene profiliert werden kann, um sich für weiterführende Aufgaben auf Landes-oder Bundesebene zu empfehlen (nein, ich wohne nicht direkt an der Nordsee..). Wenn es ein "weiches" politisches Thema (vgl. "Gedöns") ist, ist ein umso lautstärkeres Vorgehen natürlich ratsam, um Macher-Qualitäten zu demonstrieren. Die Einzelheiten unten im Alltag regeln sich dann schon irgendwie, nicht? Der komplexen Wahrheit werden dezentralere Steuersysteme wie bsp. in der Schweiz besser gerecht. Da kann man halt nur Büttenreden vor Ort schwingen.
Ich halte den politischen Aspekt generell für unterschätzt, den pädagogischen Eros der Verantwortlichen dagegen für überschätzt, muss ich schon sagen. |
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