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Forum: "Aus dem Ref geflogen, und jetzt?"
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| Oje | | von: meike
erstellt: 24.10.2006 10:36:14 |
ich wollte eh nach dem Ref eher an eine Berufsschule, weil ich mit den älteren Schüler immer besser klar kam als mit den jüngeren.
Das ist aber auch eine Märchenvorstellung. Ich bin an einem Berufskolleg und kann nur sagen, wer an den regulären SekI-Schulen Schwierigkeiten mit den Schülern hat, der wird sie an einem Berufskolleg ganz bestimmt bekommen.
Die Schülerklientel ist zwar älter, hat aber auch mehr Probleme...und geht damit stellenweise sehr aggressiv um. Auch ist nicht gesagt, dass man in die Zuckerklassen kommt, eher im Gegenteil - als Neuling spielt man Feuerwehrmann und darf in die "schlimmen" Klassen.
Wir haben schon erlebt, dass gestandene Kollegen heulend aus den Klassen rausgerannt sind.
Auch wenn sich das vielleicht hart und unfair anhört: Wenn man so früh im Referendariat aus dem Verkehr gezogen wird, ist das zwar ein sehr seltenes Vorgehen, aber vielleicht ein wohl berechtigtes. Anscheinend ist nicht zu erwarten, dass sich das in 1,5 Jahren noch gibt. "Spaß" am Unterrichten reicht leider heute nicht, da muss auch die Planung, die Didaktik und alles andere stimmen. Meine Fachleiter haben immer gesagt, wenn sie überhaupt gar keine Perspektive sehen, holen sie die Refis da raus - auch zu deren Schutz. Man wird doch immer frustrierter...
Die Idee, nur mit dem 1. Staatsexamen unterrichten zu wollen, halte ich ebenfalls für gefährlich - denn da fehlt Dir doch die Routine, die man erst im Referendarait entwickelt.
Wenn Du gut mit Kleingruppen umgehen kannst, wäre doch für den Anfang Nachhilfe eine Alternative - mit Deinen Fächern gibt es bestimmt Möglichkeiten.
Sicherlich ist das keine langfristige Perspektive, aber um die Möglichkeiten auszuloten, eine Alternative.
Alles Gute
meike. |
| Selbstkritik | | von: ankajo
erstellt: 24.10.2006 11:26:34 |
Ich möchte mich rhauda anschließen. Vielleicht kannst Du ja noch etwas Anderes dazu studieren, um einen anderen Weg einzugehen und nebenbei könntest Du dann Nachhilfe geben, um finanziell über Wasser zu bleiben. Bei zwei meiner Referendaren hätte ich mir gewünscht, dass ihnen vor dem Examen der Ratschlag gegeben worden wäre, aufzuhören, denn es kam ganz schlimm für sie. Vielleicht ist dieser Beruf nicht richtig für Dich. Wichtig wäre es für Dich wohl auch, dass Du Dir selbst einmal Rechenschaft abgibst, was denn nicht gut gelaufen ist. Natürlich ist es zunächst vernichtend, solch eine Aussage zu bekommen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Aussage leichtfertig getroffen wurde. Ich habe erlebt, dass diese Aussage nicht getätigt wurde, obwohl sich alle einig waren, und das fand ich feige vom Seminar. |
| . | | von: palim
erstellt: 24.10.2006 14:07:14 |
Ich habe auch lange so gedacht, wie meine drei Vorschreiberinnen.
Inzwischen kenne ich 3 sehr tolle Menschen, davon haben 2 das Ref mit hängen und würgen geschafft, der 3. nicht.
Von allen dreien weiß ich, dass sie super Lehrer sind, tolle Konzepte haben, sich um ihre Schüler wirklich kümmern.
Zwei waren an einer (der gleichen) Schule, in der ihnen wirklich übel mitgespielt wurde. Der Schulleiter hat beide Referendare mehrfach vor dem Kollegium rund gemacht u.a. Keiner der Lehrer oder Seminarleiter hatte die Courage, sich hinter die Refs zu stellen.
Im dritten FAll war es wohl so, dass die Umstände auch schlecht waren, die Schule hatte zum ersten Mal einen Ref und konnte damit nicht umgehen. Dazu kam, dass der Ref sich nicht gut darstellen konnte und auch mit falschen Vorstellungen an die Sache heran gegangen war, Showstunden liegen eben nicht jedem und sie sind - ehrlich gesagt - ja auch nicht dir Realität. Viele Refs müssen danach erst mal auf den Teppich und in die Realität zurück geholt werden.
Irgendwann - und das recht zügig - war die ganze Situation verfahren, die Beurteilenden waren nicht mehr offen, wirklich hinzusehen, sondern hatten ihr Urteil gefällt. Ehrliche Gespräche fanden nicht statt, sondern man kungelte hinter dem Rücken des Refs - und alles wurde nur noch schlimmer. Trotzdem weiß ich, dass dieser Ref auch mit sehr schwierigen Jugendlichen arbeiten kann, sie ernst nimmt, gute Projekte durchführt und für seine Schüler sehr wohl Einsatz zeigt.
Was mich selbst in meinem Ref schon gestört hat: 1. Die Beurteilung ist äußerst subjektiv und es gibt auch Seminarleiter, die vollkommen unfähig sind/waren.
2. Bei uns war es so, dass die Hospitationen und vor allem der Prüfungstag ein vielfaches zählte, der wirklich Alltag wurde kaum berücksichtigt. Es gab Refs, die haben sich einen Dreck um ihren Unterricht gekehrt, kam aber Besuch, war alles prima. Da freut man sich schon auf die zukünftigen Kollegen, die nur dann Einsatz zeigen, wenn ihnen evtl. negative Konsequenzen drohen.
3. Die Seminarleiter, die ich hatte, waren allesamt vom Schulrat abhängig, der ebenfalls in der Prüfung saß. Der Schulrat kam nur zur Prüfung, kannte den Ref nicht ... und war ein ungemütlicher Zeitgenosse. Auch hier gab es Seminarleiter, die lieber ihre Klappe hielten, weil sie Sorge hatten, bei der nächsten Abordnungswelle dabei zu sein. Nachher kamen sie bei mir als Ref angekrochen und haben sich entschuldigt. *** besten Dank!
Da wir ja auf großen Lehrermangel zugehen, werden wir uns in Zukunft vielleicht überlegen müssen, ob wir fähige Menschen in unserer Schule unterrichten lassen - ich denke, einige könnten sich bewähren. Dass man nicht jeden in die Schule lässt, sollte trotzdem klar sein.
Von den zusätzlichen Kräften (päd. Mitarbeiter für Vertretungsunterricht, Betreuung etc.) hört man immer wieder, dass sie sich Schule anders und viel weniger anstrengend vorgestellt hätten. Da zieht manch einer dann von selber schon den Hut.
Palim |
| Was lernt man denn? | | von: frosti
erstellt: 24.10.2006 17:04:32 |
Tausend Gründe kann es geben, warum jangjang aus dem
Referendariat rausgeschmissen wird. Vielleicht liegt es ja am
Umfeld und es war einfach nur Pech. So etwas gibt es ja. Mit
einer neuen Chance (neues Bundesland, neue Schule, neues
Seminar ...) kann alles ganz anders laufen. Solche Menschen sind
mir bereits begegnet und es wäre Schade gewesen, wenn sie
nach so einem heftigen Rückschlag aufgegeben hätten.
Doch manchmal gibt es Menschen, die sind nicht wirklich für
den Lehrerberuf geschaffen, so wie nicht jeder Tischler werden
kann, weil manche Leute einfach zwei linke Hände haben. Da
hilft viel Üben auch nicht immer.
Grundvoraussetzungen sind doch, dass ich Wissen muss, was
von mir am Ende des Referendariats erwartet wird (Transparenz)
und das ich regelmäßig darüber reflektiere, ob ich dem näher
komme, ob das reicht und woran ich weiterarbeiten muss.
Aber was muss ich denn an Persönlichkeit und Fähigkeiten
mitbringen um ein guter Lehrer zu werden?
Was kann ich als Referendar lernen, also welche Fertigkeiten
wären das?
Die einzige Voraussetzung die ich bei der Bewerbung zum
Referendariat nachweisen muss, ist dass 1. Staatsexamen und
damit ein gewisses Maß an Fachwissen. Als Seiteneinsteiger
brauche ich noch nicht mal so etwas wie einen Nachweis an
Fachwissen über Didaktik oder Pädagogik.
Man scheint ja ganz wesentliche Dinge im Referendariat
beigebracht zu kriegen. Aber ist das wirklich so? Also ich würde
sagen überwiegend nein. Ich stehe immer alleine vor der Klasse,
außer es ist ein Unterrichtsbesuch. Ich probiere alles Mögliche
aus und lerne den Unterschied zwischen Theorie und Praxis
kennen und versuche die „Verbesserungsvorschläge“ aus den
Nachbesprechungen umzusetzen (und die gibt es ja immer).
Wenn ich Probleme habe, spreche ich mit meinen Mentoren
darüber, was auch nicht immer selbstverständlich zu sein
scheint. Also ist das doch nicht mehr als reine Erfahrungen zu
sammeln und am Ende sagt einer, das waren genug Erfahrungen
um ein richtiger Lehrer zu werden. Ich persönlich komme damit
ganz gut zurecht und meine Probleme halten sich auch in
Grenzen. Es ist halt derzeit der ganz normale Wahnsinn des
Referendariats.
In den Seminaren wird einem dann gesagt, dass man den
Unterricht öffnen soll, also versucht man mit zwei Stunden pro
Woche in einer Klasse Lernen an Stationen, Gruppenpuzzle usw
einzuführen, um sie dann nach 5 Wochen bei einem
Unterrichtsbesuch vorzustellen was oft nicht besonders von
Erfolg gekrönt ist.
Welche Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Kompetenzen habe ich
dann erlernt?
Es gibt zwar so etwas wir Transparenz, d.h. ich habe so
ungefähr eine Ahnung was am Ende von mir erwartet wird, aber
wie ich da hin komme wird einem doch nur selten gesagt. Es ist
schön für alle, die viel vor dem Referendariat mitbringen von
dem, was am Ende erwartet wird. Diejenigen, die viel lernen
müssen und auch wollen bleiben so aber oft im Regen stehen.
Woran kann man also festmachen, ob jemand bereits in der
Hospitationsphase (die ist bei mir ganz am Anfang gewesen)
nicht für den Lehrerberuf geeignet ist? Bzw. was kann man nicht
an Handwerkzeug in 18 oder 24 Monaten in Ansätzen lernen um
ein Lehrer zu werden?
Im Referendariat geht es doch auch noch ums Lernen, oder?
frosti
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| DANKE | | von: jangjang
erstellt: 24.10.2006 20:18:41 |
dass ihr euch alle so Mühe gebt. Ich habe heute selbst sehr viel mit meinen Mitreferendaren geredet, auch noch mal mit dem Rektor. Ich muss sagen, ich bin im Moment selbst zu dem Schluss gekommen, dass es das beste ist, wenn ich erst mal nicht weiter unterrichte, nicht weil es mir kein Spaß macht, oder weil ich den Beruf nicht mehr machen will, sondern weil mir wahrscheinlich etwas ABstand ganz gut tut und wenn ich den gewonnen habe werde ich erneut entscheiden, ob ich das Ref, sofern möglich, noch mal in Angriff nehmen werde, oder ob ich quer einsteige o.ä. Was für einen Beruf, Ausbildun, Job ich machen werde, weiß ich noch nicht und mit Nachhilfe werde ich mich auch erst mal über Wasser halten, da kaum zu erwarten ist, dass ich jetzt gleich etwas finde, zumal in Thüringen.
Zu der Situtation im Ref muss ich sagen, mit meiner einen Mentorin hab ich mich überhaupt nicht verstanden, was sicherlich auch zu einigem beigetragen hat, mit der anderen hab ich mich sehr gut verstanden, die hat sich aber schwer getan, weil sie mich mag, mir das so direkt zu sagen. Das ganze Ref ist sehr Schul-, Seminar- und Mentorenabhängig und das System meines Eractens überholt, aber keiner ändert es. Zur Zeit sind wir an der Schule 6 Refs, demnächst sind es nur noch 5, aber gerade die anderen sagen, dass sie eigentlich nicht mehr an der Schule sein wollen, weil da sKollegium einfach sehr mit Vorsicht zu genießen ist. Zudem ist unser Rektor der Mann unserer Seminarleiterin und selbst erst seit gut einem Jahr an der Schule. Da zuvor nichts gemacht wurde, muss er die ganzen Reformen und Bildungsplanumstellungen jetzt machen und das akzeptiert das Kollegium auch nicht so einfach. Gegen den Rektor geht derzeit einiges vor an der Schule. Ich möchte meine Probleme nicht damit begründen, dass die Schule nicht die richtige für mich war o.ä. aber es war sicher mit ein Faktor. an einer anderen Schule wär ich vielleicht erst zur Prüfung rausgeflogen oder vielleicht hätte ich es geschafft und wäre trotzdem nicht glücklich geworden, wer weiß das schon!
Ich danke euch herzlichst für eure Beiträge!
CU Jangjang
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| man kann dir da wirklich schlecht raten, | | von: christine_sk
erstellt: 24.10.2006 21:20:43 |
du musst hier selbst sehr ehrlich die Situation einschätzen. Wir haben hier in unserer recht großen Schule einige Kollegen, die man, auch zu ihrem eigenen Schutz, im Ref besser davon abgehalten hätte, Lehrer zu werden. Es ist schlimm zu sehen, mit welchen Problemen sie kämpfen und wie das gesamte Umfeld, zum Teil zu Recht, auf sie reagiert. Für keinen eine erfreuliche Lage. Und es gibt keine Möglichkeiten, die Probleme wirklich anzugehen. Es findet ständig eigentlich nur eine Schadensreduzierung statt.
Andererseits hatte ich selbst in der ersten Zeit im Ref mit einigen Schwieriggkeiten zu kämfen und gehöre jetzt nicht zu den Kollegen, die mit Angst in eine Klasse gehen. Im Gegenteil. Mir tat damals ein Wechsel der Schule gut. Allerdings war mir auch damals schon klar, das die Probleme lösbar waren. Es ist eigentlich schlimm, erst nach vielen Jahren des Studiums erkennen zu können, ob man diesem verantwortungsvollen Beruf gewachsen ist oder nicht. Aber trotzdem ist es besser, jetzt einen Schnitt zu machen, ehe du angsterfüllt jeden neuen Morgen erwartest und nie an einer Schule heimisch werden kannst. Du bist noch jung genug, die Weichen noch mal neu zu stellen. Lass dich da vielleicht auch mal über Alternativen beraten, vielleicht in Richtung Heilpädagoge, etc. Ich wünsche dir, dass du für dich die richtige Entscheidung triffst. Sie wird für die Zufriedenheit in deinem Leben enorm wichtig sein. Und das Leben kann lang werden, wenn man nur noch auf die Rente wartet. |
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