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Forum: "Kriterien für die Empfehlung an die weiterführenden Schulen"
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| Danke, liebe KollegInnen, | | von: clausine
erstellt: 29.10.2006 16:16:48 geändert: 29.10.2006 16:26:38 |
Ihr habt mir durch Eure kritischen Anmerkungen sehr viel weiter geholfen. Ich stimme Euch zu, dass es eine furchtbare Situation ist, nach 4 Jahren Grundschule (von denen ich meine Klasse noch nicht einmal ein einziges Jahr hatte..) eine Prognose über den weiteren Bildungsweg eines jeden Schülers abzugeben. Meine Klasse, und so bestätigen es viele meiner Kolleginnen, könnte es gut brauchen, noch ein paar Jahre gemeinsam mit- und voneinander zu lernen. Verstehe da genauso wenig wie viele von Euch, dass aus PISA da noch nichts gelernt wurde, sondern statt dessen mit dem neuen Schulgesetz in NRW eher ein Schritt in die Verhärtung des dreigliedrigen Schulsystems inklusive der frühen Aufsplitterung der Grundschulklassen gegangen wird.
Das Gespräch unter Grundschulkollegen und denen der aufnehmenden Schulen wird bald stattfinden (danke noch mal für die Bestätigung, veneziaa), denn bei "uns" fällt die Entscheidung schon VOR dem Halbjahreszeugnis. Wir haben in der nächsten Woche (deshalb mein dringender Aufruf) Elternsprechtage, bei denen die Eltern natürlich nähere Informationen über die angedachte Tendenz haben wollen und auch ihren Wunsch äußern werden. Der Elternwille ist in diesem Jahr erstmalig eingeschränkt, da bei großer Abweichung von L und Eltern ein dreitägiger Prognoseunterricht für die Kinder (arme Würmchen...) stattfinden wird, der dann "Klarheit" bringen soll. Daran werden wir GS-Lehrer plus Schulamtsmitglied plus Lehrer der jeweiligen Schulform beteiligt, wir haben ja sonst nix zu tun.
Mir ist klar geworden, dass es DIE Kriterien nicht geben kann (obwohl rfalios Ansatz schon sehr hilfreich ist, danke dir!), das ganze Verfahren hängt von den örtlichen Gegebenheiten sprich: dem Niveau der jeweiligen Schüler und Schulen ab. Da ich aus einer "Mittelstandsschule" zu einer Schule mit eher hohem "Unterschichts-"Anteil gewechselt habe, merke ich es am eigenen Leib.(Ich "darf" das so sagen, weil ich selber aus diesem Vorort stamme und mich gut in die Lage der Eltern und gerade der Kinder versetzen kann.....) Daher bin ich, glaub ich, umso verwirrter. Die Wissens- und Fähigkeitsniveaus könnten unterschiedlicher nicht sein....
Bin gespannt und ein bisschen zittrig vor den Elterngesprächen und hoffe, die Eltern überzeugen zu können, so dass möglichst niemand von diesem Prognoseunterricht betroffen sein wird.
Danke nochmals!!! Clausine
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| Mich regt immer auf, | | von: rfalio
erstellt: 29.10.2006 19:14:11 |
dass hier 2 Sachen in einen Topf geschmissen werden:
Die Länge der gemeinsamen Schulzeit und die organisatorische Möglichkeit zur Differenzierung.
Es gibt laut Pisa viele Länder mit langer gemeinsamer Schulzeit, die weit hinter deutschen Verhältnissen zurückliegen und grad im deutschen Vergleich hinken die Länder mit langer gemeinsamer Schulzeit hinterher.
Die Erfolge liegen also m.E. weniger in der Dauer der gemeinsamen Schulzeit begründet, sondern in der Förderungsmöglichkeit durch entsprechende Schüler-Lehrerrelation, ausreichende Stundenzahl, überschaubare Schule usw.
Wenn ich mir Bemerkungen in Übertrittszeugnissen anschaue, treffen die Aussagen bei mehr als 80% der Schüler auch in der 10.Klasse; also ist die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt bei den meisten Schülern nicht zu früh.
Wer allerdings die Hauptschule als " Restschule" schlechtredet, statt sie als praxisorientierte Schulart zu sehen, der übersieht, dass das System der beruflichen Bildung in Deutschland durchaus mit manchen "Universitäts-"Studiengängen in anderen Ländern mithalten kann. Wenn man hier ausbauen würde ( z.B. Meisterprüfung = Fachhochschuleignung), wäre das eine zielgerichtete Verbesserung unseres Schulsystems.
Die Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit führt zu größeren Schulen ( schon wegen der notwendigen Differenzierung ) und es ist sehr einfach auszurechen, dass dadurch fast automatisch die durchschnittliche Klassengröße steigt ( Beispiel: In Bayern darf man an der RS mit 17 Schülern eine Klasse bilden und soll ab 33 Schülern teilen => wenn wir einen Schüler mehr als die Höchstzahl haben, ergeben sich bei 3 Parallelklassen Durchschnitte von 22,3, bei 5 Parallelklassen aber schon Durchschnitte von 26,6, bei 10 Klassen wären wir bei 29,8).
Es ist nicht alles schlecht, was sich schon länger bewährt hat.
Noch ein Mosaiksteinchen: In Bayern gibt es an den Hauptschulen die sogenannten Praxisklassen für Schüler, die sich in der Schule sehr schwer tun. Aus der letzten Praxisklasse im Nachbarort fanden nach der 9. Klasse mehr als 90 % sofort einen Ausbildungsplatz!
Ich möchte jetzt nicht das bayerische Schulsystem als das einzig seeligmachende preisen, das überlasse ich Leuten mit anderen Ansichten
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Nur wir reden uns in Deutschland grundsätzlich alles schlecht, statt Bewährtes zu bewahren und wo es geht zu verbessern ( kleinere Klassen, zusätzliche Differenzierungsmöglichkeiten usw.).
Das musste mal raus, auch wenn mich jetzt einige kreuzigen
rfalio |
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