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Forum: "Weihnachtsmann contra Christkind"
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| Abschaffen! | | von: rhauda
erstellt: 01.11.2006 19:31:46 |
selbst der Weihnachtsmann (oder der St. Nikolaus)wird ja jetzt schon re-amerikanisiert.
Da bekommt man Werbeprospekte, in denen "Santas" angeboten werden und "Angels-Figuren".
Es ist eben halt cool. Alles im Sinne von noch mehr Kaufanimation.
Ich kann mich sehr wohl daran erinnern, wie wir als Kinder (ich bin Jahrgang 1962) in der Vorweihnachtszeit EINEN Adventskranz hatten und dann Strohsterne bastelten für den Tannenbaum. Das war alles and Deko. Es wurden Kekse gebacken. Jeden Adventssonntag wurde eine Kerze entzündet und wir sangen Adventslieder oder lasen Geschichten, die einen echten Bezug zum Sinn des Weihnachtsfestes hatten. Es war eine kurze und intensive Vorweihnachtszeit.
Neben dem christlichen Sinn von Weihnachten bedeutete die Advents- und Weihnachtszeit auch eine Einteilung der Zeit, der Lauf der Jahreszeiten wurde einem besonders bewußt,
so wie früher das Aussäen und Ernten im eigenen Garten auch ein Zeitgefühl gab.
Wenn heute schon am 20. September (so geschehen in unserem örtlichen Edeka) die Leute in Shorts und Spaghetti-Top die Spekulatius kaufen und man 3 Monate lang Jingle-Bells-Gedudel ertragen hat, ist das Weihnachtsfest selbst ohne den christlichen Hintergrund auch für die Kinder nur noch eine Beliebigkeitsveranstaltung.
Leider habe ich mir häufig von den Übermuttis anhören müssen, wie benachteiligt mein Kind ist, weil es vor dem 1. Advent keine Weihnachtskekse gibt oder weil ich mich weigere, mein Haus schon Mitte November mit schweineteurer Weihnachtsdeko made in Taiwan auszustatten. Kein nahtloser Übergang von Halloween-Masken (gibts bei mir auch nicht!)zu Christkindkrippen. Ich bin eben wirklich eine Rabenmutter.
Mir persönlich würde es nichts ausmachen, alle Weihnachtsmärkte abzuschaffen (das wäre doch mal eine schöne Referenz auf die Räumung des Tempels)und ebenso das Geschenkemachen. Mein Mann und ich machen uns schon lange keine Geschenke mehr zu Weihnachten. Dafür planen wir zusammen ein Wochenende, das wir nur für uns haben. Ganz in Ruhe.
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| Alle Jahre wieder... lädt rfalio uns zu dieser Diskussion ein. | | von: palim
erstellt: 03.11.2006 19:11:21 geändert: 03.11.2006 19:23:52 |
Das Weihnachten immer stärker kommerzialisiert wird, finde ich auch schlimm. Ich weigere mich ebenfalls standhaft, vor dem 1. Advent Weihnachtsgebäck zu kaufen oder zu essen. Ebenso kann ich in der traurigen Kirchjahresendzeit traurig und bedächtig sein und in der Fastenzeit fasten ... ohne der katholischen Kirche dabei huldigen zu müssen.
Ich verstehe aber nicht, warum gerade das Christkind allerorten die Geschenke bringen muss.
In den Niederlanden bringt der Nikolaus die Geschenke, mal ist es Väterchen Frost, mal Lucia und selbst in Ländern wie Italien und Spanien, die nicht gerade als protestantisch einzustufen sind, bringen die Hexe Befana oder die Heiligen Drei Könige die Geschenke.
Wenn nun in Bayern das kleine, gerade geborene und frisch abgenabelte Jesuskind aus der heimeligen Krippe entrissen wird, um durch die Kälte und Dunkelheit in jedes Haus die Geschenke zu schleppen - und das an seinem Geburtstag, den ja alle Welt feiert, muss das doch nicht plausibler sein als andere Bräuche, oder?
Im übrigen war es Martin Luther, der das Christkindl erfunden und mit Flügeln versehen hat ... weil er die Heiligenverehrung (des Nikolaus von Myra) eindämmen wollte. http://www.4teachers.de/url/479
Wem sich da wohl nun die Zehennägel hochheben?
Palim |
| *g* | | von: ninniach
erstellt: 03.11.2006 22:31:20 |
Um das zu übertreffen:
Bei uns kam früher immer das Christkind. Allerdings war es in meiner Vorstellung nicht das Jesuskind, sondern eigentlich ein Kind, etwa fünf Jahre alt, mit Flügeln und Kleidchen, nämlich ein Mädchen.
Ich kann jetzt nur noch raten, wie ich zu dieser Vorstellung vom Christkind kam: Das eine, was mir im Gedächtnis ist, ist ein Bild, auf dem das Christkind ein Hemdchen anhatte, dass ich damals wohl als ein Kleidchen gedeutet habe. Das andere ist wohl, dass mich der Name "Christkind" sicher an meinen eigenen Vornamen erinnert hat. Und dann muss es mir wohl wirklich etwas abwegig vorgekommen sein, dass ein neugeborenes wirklich die Geschenke bringen soll. Aus all dem habe ich mir dann was zusammengereimt, unabhängig davon, dass ich sehr wohl wusste, warum Weihnachten gefeiert wird. Irgendwie so eine typisch kindliche Interpretation der ganzen Einzelteile.
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| Tradition?! | | von: ysnp
erstellt: 04.11.2006 11:41:28 geändert: 04.11.2006 11:43:39 |
@ninniach:
Auch ich hatte als Kind diese Vorstellung vom Christkind - ein kindlicher Engel mit Flügeln - und meine Eltern und Verwandtschaft unterstützten diese Vorstellung, obwohl sie sehr relgiös waren. Ich glaube, das war nicht so abwegig, sich das Christkind so vorzustellen, sondern Tradition.
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Auch der Nikolaus mit Knecht Ruprecht hatten wenig mit dem ursprünglichen Heiligen zu tun. Zu uns kam meist der Knecht Ruprecht (war wohl einfacher von der Verkleidung her ) , den irgendein Verwandter spielte.
Alles in allem denke ich, dass diese Tradition, die ich als Kind in den 60iger Jahren erfahren hatte, nicht viel mit dem ursprünglichen christlichen Sinn zu tun hatte und irgendwie hatte man keine Probleme das Religiöse mit dem Traditionellen zu verbinden. (Außerdem wurden ja viele heidnische Bräuche von der christlichen Religion adaptiert und christlich umgedeutet.)
Für mich als Kind war es wie im Märchen.
Das Kirchliche besetzte auch eine Nische und wurde integriert, ohne dass es Schaden daran nahm.
Wenn wir uns so im Kirchenjahr umschauen, da gibt es auch den Osterhasen - eine lange Tradition.
Ich persönlich finde, dass die Kommerzialisierung der Weihnachtszeit viel vom "Zauberhaften" nimmt und das finde ich sehr schade.
ysnp
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