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Forum: "Lehrer mit AD(H)S?!"
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| Ich kenne auch | | von: silberfleck
erstellt: 06.11.2006 21:58:30 |
Erwachsene, die von sich aus heutiger Sicht sagen, sei seien ADS Kinder (gewesen).
Ich persönlich bin da sehr kritisch. Viele Symptome, die bei ADS auftreten, können auch völlig andere Ursachen haben.
Und ob wirklich jeder, der sein Leben nicht organisiert bekommt wirklich einen "minimalen Hirnschaden" hat?
So jetzt aber zurück zur konkreten Frage. Wenn ich eine Erkrankung gleich welcher Art abklären möchte, lasse ich dies natürlich über meine Versicherung und Beihilfe abrechnen. Diese darf keine Diagnosen an dritte weiterleiten, außer ich habe sie ausdrücklich von der Schweigepflicht entbunden. Selbst dann darf sie nur über einen bestimmten zurückliegenden Zeitraum (max 5 jahre) Auskunft geben.
Bei der Verbeamtung muss man zum Amtsarzt. Dort muss man zwar wahrheitsgemäß Vorerkrankungen nennen, aber nur solche für die eine gesicherte Diagnose vorliegt!
Und zur Frage, wer sagt einem LAA, dass er eventuell nicht für diesen Beruf geeignet ist, wenn nicht der Mentor oder die Mentorin?
Gerade wenn man ein gutes Verhältnis hat! ich erwarte nämlich gerade von guten Freunden echten Rat und Beistand und kein Gerede um den heißen Brei! |
| kritisch | | von: poni
erstellt: 07.11.2006 04:16:23 geändert: 07.11.2006 04:18:08 |
sollte man immer sein, d.h. neugierig darauf, was wirklich vorliegt oder dahinter steckt.
Eine Bipolare Störung (früher manisch-depressiv) hat im Gehirnstoffwechsel sehr ähnliche Befunde wie eine ADS. Daher sind die Auswirkungen auch ähnlich.
Oder Hochbegabung (heutzutage oft im selben Atemzug genannt) verbunden mit Erfahrungen, komisch und anders zu sein, sich nicht ausgelastet fühlen und vieles mehr.
Die Esotheriker verklären ADS-Kinder (aber vielleicht ja auch Hochbegabte) zu Indigo-Kindern, inzwischen gibt es - glaube ich - wieder irgendwas Neues.
Ein hochinteressantes Thema, das zeigen auch die Beiträge hier.
Viele heute erwachsene Menschen haben unter ihrer ADS sehr gelitten, weil man sie einfach nicht zu nehmen wußte. Die Störung vergeht nicht, aber man kann damit umgehen lernen.
Ganz toll, wenn man als Betroffener einen so tollen Coach wie clausine an der Seite hat, wenn die Umwelt die Qualitäten der Betroffenen über die Mankos stellt. Dann kann das super laufen.
Schwere Wahrnehmungsstörungen sollten allerdings behandelt und therapiert werden, so gut es geht. Manche Behinderungen behindern eben sehr beim Lehrer sein oder verhindern es einfach. |
| meiner Meinung nach ist Pädagogik sehr geeignet | | von: rondra1
erstellt: 05.05.2007 12:07:57 |
Hallo,
auch ich ADS´ler, habe vom Büroalltag in die Pädagogik gewechselt. Das klappt sehr gut.
Vorteile:
- Abwechslungsreiche Arbeit
- man hat sie Möglichkeit sich zu bewegen
- man kann die Umsätzung des Unterrichts nach seinen Können und Defiziten auslegen
- aus eigener Erfahrung kann man mit vielen Situation sehr gut umgehen und "schwierige Kinder" instinktiv verstehen
- die meisten ADSler haben eine sehr hohe Einfühlungsgabe
Nachteil:
- gefahr, dass einige Stunden im Sand verlaufen, da man sich zu sehr vom Thema hat ablenken lassen
- gefahr, dass man zu oft die Klasse allein lassen muß, da man vergessen hat etwas zu kopieren etc.
Im Büro bin ich an der Organisation und an den Routinearbeiten komplett gescheitert. Meine Arbeitsmoral war nach kurzer Zeit immer total daneben. Außerdem kam ich mit den Bürozeiten nicht klar, da meine Konzentrationsphase erst sehr spät beginnt.
Mein Tagesablauf sieht folgendermaßen aus:
Später Vormittag Betreuungsunterricht 1-2 Klasse Grundschule.
Ab 14 Uhr Musikunterricht bei einer Musikschule im Bereich Früherziehung, Blockflöte, Keyboard.
An 2 Tagen die Woche ab 14 Uhr Nachhilfeunterricht bei einer Förderschule und privaten Nachhilfeschülern.
Ab 18-19 Uhr Keyboardunterricht für Erwachsene.
Nebenbei mache ich die Büroarbeit für meinen Selbstständigen Mann.
So habe ich den Streß und die Abwechslung die ich brauche. Termine kann ich einhalten, wenn sie nahe genug zusammen liegen. Also der Adrenalinanteil hoch genug ist.
Seit ich mein Bürodasein beendet habe letztes Jahr, konnte ich die Medikamente absetzen, denn der Streß ersetzt diese vermutlich.
Der Nachhilfeunterricht macht mir besonders viel Spaß, denn dort habe ich meine Erfolge und Mißerfolge schwarz auf weiß. Dieses spornt mich an. Meine Strategie dort ist, dass bei der Nachhilfe die Kinder sitzen, die mit dem Regelunterricht schlecht zurecht kommen. Daher probiere ich es in der Nachhilfe über Spiel und Spaß. Denn die Kinder müssen meist erstmal den Spaß ans lernen wiederentdecken und Wege finden, sich selbst zu unterrichten.
Das klappt super. Aber ich glaube da hilft mir das ADS um kreative und durchgeknallte Ideen zu finden.
Soviel dazu
LG
Rondra1 |
| Nachtrag! | | von: rondra1
erstellt: 05.05.2007 12:24:39 geändert: 05.05.2007 12:26:07 |
Vergessen habe ich:
Wichtig ist, professionelle Hilfe bei Ärzten zu haben. Denn es kommen auch immer wieder Hürden und tiefs. Gerade bei Erwachsenen ADS´ler haben sich über die Jahre immer (!) viele Komorbide Erkrankungen mit festgesetzt, die behandelt werden müssen!
Sehr gut sind auch Rethorikschulungen, dort lernt man seine Mimik und Gestik zu beherrschen. Und die Schulungen im Bereich Büroorganisation für den Chaos Bereich...
Natürlich muß die Diagnosik über die Krankenkasse laufen. Unbezahlbar wenn man eine sachkundige Diagnose selbst bezahlen will. ADS ist eine Differentialdiagnosik. Das heißt alle anderen Ursachen müssen erst einmal ausgeschlossen werden.
Dazu gehören dann im Normalfall auch eine EEG Untersuchung, Konzentrationstest, IQ-Test ( denn nur beides zusammen ergibt einen Aussagekräftigen Wert), und eine Menge Gespräche mit Psychologen und Psychiatern. Um einen Erwachsenen ADS´ler zu diagnostizieren dauert es sehr lange. Meine Mutter hat ihre Diagnose sehr spät bekommen. Sie hatte dafür 3-Tage Neurologische Untersuchungen, 2-Tage Psychiatrische Untersuchungen und 4-Tage Tests beim Psychologen die Auswertungen haben dann insgesammt mehrere Monate gedauert.
Wer kann das denn privat bezahlen?
Von Hau-Ruck-Diagnosen halte ich gar nichts. Meiner Meinung nach gibt es auch viele Menschen im psychiatrischen Bereich mit Fehl-Diagnosen. Die richten mehr schaden als Nutzen an. - Spreche da aus Erfahrung.
Eine Diagnose beraucht ein ADS´ler, denn ein wichtiger Diagnosepunkt ist: keine ausreichende Alttagsbewältigung, Leidensdruck, und bei Erwachsenen Komorbide Erkrankungen.
Daher ist es zu 90% eigentlich so, dass Erwachsene ADS´ler ohnehin bereits häufiger in Psychiologischer oder Psychiatrischer Behandlung waren/sind und dann nur die Diagnose ( und viel wichtiger die Medikamente und Therapien) korrigiert werden. Denn eine Störung kommt ja nicht plötzlich
Bei Erwachsenen ist nur das Problem, dass wenige Fachkräfte die Diagnostik bei Erwachsenen machen und machen können. Die Ärzte, bei denen man in Behandlung ist, sind meist verdammt weit weg.
So far,
Gruß
Rondra1
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