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Forum: "Bitte um Hilfe - LDS-Methode"
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| 2 Jahre danach ... und wieder eine 1. Klasse | | von: palim
erstellt: 28.10.2006 16:38:33 geändert: 28.10.2006 16:39:15 |
Vor 2 Jahren habe ich mich letzendlich doch für eine Fibel entschieden - die Tobi-Fibel.
Nie wieder würde ich mit Fu- und Fara arbeiten wollen - aber das ist ein anderes Thema.
Die Tobi-Fibel bietet sehr viel differenzierendes Material und im Anhang des Arbeitsheftes Seiten, mit denen man Kindern schnell den Gebrauch der Anlauttabelle erklären kann.
An dieser Stelle stehe ich nun mit einigen Schülern. Durch das Hören von Lauten und Verschriften erster Wörter auf den üblichen Arbeitsheftseiten kann man - wenn man genau beobachtet - erkennen, welche Kinder das Prinzip der Sprache verstanden haben. Diese sind meist offen für die Arbeit mit der Anlauttabelle und können LDS leisten.
Abgesehen von den Kindern, die ohnehin schon lesen konnten, hat bei einigen in den ersten 6 Wochen der Funke gezündet ... also los, sie werden jetzt ihre Fähigkeiten ausprobieren wollen.
Andere Schüler sind noch nicht so weit, sie benötigen die Anleitung, eine andere Form der Rückmeldung, ein viel größeres Maß beim Üben einzelner Buchstaben, bei der optischen oder akustischen Differenzierung etc.
Ich kann damit gut arbeiten und fühle mich wohl - ich hoffe, den Kindern kommt es entgegen.
Meine Kollegin, die sonst LDS gemacht hat, probiert dieses Mal auch den fibelgstützten Weg aus, da beim letzten Mal gerade die schwächeren Kinder große Probleme hatten. Ich bin gespannt, was sie in einigen Wochen/Monaten sagt. Vielleicht ist ihr das System zu eng.
Palim
P.S.: Mich würde auch interessieren, wie es bei drvolker weiter gegangen ist. |
| . | | von: palim
erstellt: 29.03.2008 12:43:18 |
Bei LdS schreiben die Kinder ihre ganz eigenen Texte. Da sind die Themen nicht vorgegeben, es kommen unterschiedlichste Ergebnisse und der Freiraum, der gelassen wird, lässt alle Möglichkeiten offen.
Lehrer, die diese Methode nutzen, sind sich dessen bewusst, sie fördern die Individualität, sind darauf eingestellt. Sie gehen erst mal davon aus, was die Kinder schaffen und fördern sie dann - ebenfalls möglichst individuell. Ich denke, das ganze Konzept ist darauf eingestellt, dass man viel individueller arbeitet.
Bei einer Fibel ist es auch möglich, mit der Anlauttabelle zu arbeiten, meistens gibt aber die Fibel mit ihren Figuren doch einen Rahmen.
Durch die Fibel, die Geschichte darin, das dazugehörige Material ist dieser Rahmen mal weiter und mal enger gesteckt. Immer aber wird der Blick eher auf die Fibel gerichtet, denke ich, als auf das, was die Kinder in ihren Köpfen mitbringen.
Im Förderunterricht habe ich mit Kindern gearbeitet, die nur mit der Fibel gearbeitet hatten. Sie reproduzieren vorgegebene Wörter und Sätze und halten sich in großen Teilen an das, was in der Fibel als Sätze steht. Eigene Ideen kommen nicht so leicht vor, weil sie auf das eigene Schreiben nicht vorbereitet wurden.
Wenn man mit der Fibel und einer Anlauttabelle arbeiten möchte, ist es ein Spagat zwischen diesen Formen. Schüler ahmen Fibeltexte nach, sie schreiben evtl. das, was sie dort finden.
Gleichzeitig muss man im Unterricht dann auch Raum für die Anlauttabelle, das Einüben der Anlautbilder, den Umgang mit dem Schreiben geben.
LdS nutzt alle Buchstaben von Beginn an. Es gibt auch Fibeln oder Material, die dies aufgreifen und ich weiß von Kolleginnen, dass sie fast ein halbes Jahr nur mit Anlautbildern gearbeitet haben - ohne eigentlich zu schreiben. Die Kollegin war unzufrieden, die Kinder auch, weil sie ja in die Schule gingen, um schreiben zu lernen (Der Unmut der Kollegin könnte sich auch auf die Kinder übertragen haben.)
Bei den Fibeln gibt es viele, die die Buchstaben in einer bestimmten Reihenfolge einführen. Inzwischen sind die meisten Verlage zu einer Reihenfolge übergegangen, bei denen zunächst die Buchstaben geübt werden, die im Deutschen am häufigsten vorkommen. Die ersten 10 Buchstaben sind bei den meisten Fibeln gleich - mal wird erst das s und dann das t eingeführt, mal umgekehrt.
Außerdem gibt es inzwischen Fibeln, die Ganzwörter mit integrieren. In der Leporello-Fibel wird z.B. das Wort ich und das Wort und gesondert eingeführt, ohne die Buchstaben genau zu thematisieren. Diese Wörter nutzen einem aber bei vielen Texten, die geschrieben oder gelesen werden.
Andere Fibeln legen Wert darauf, dass alle verwendeten Wörter aus den gelernten Buchstaben synthetisiert werden können. Dem kommt entgegen, wenn gerade mit den ersten Buchstaben viele Wörter zusammengesetzt werden können. Durch die immer neuen Zusammensetzungen werden Schüler geschult, genau hinzusehen und das Prinzip des Lesens anzuwenden. Auswendiglernen von Fibelsätzen ist dort kaum noch möglich.
Der Kick?
Der Kick ist vielleicht, dass man sich bei freieren Methoden an dem freut, was Kinder von sich aus schaffen, entdecken, leisten. Man guckt bei jedem Kind, was es mitbringt. Jedes Kind entwickelt sich mit eigenen Ideen, eigenem Tempo etc.
Es ist faszinierend, was Kinder sich selbst und einander beibringen.
Die interessanten Aspekte kann man aber nur entdecken, wenn man sich auf die Kinder und ihre Schreibweisen einlässt. Meister fallen nur selten vom Himmel und die Schreibentwicklung bringt auch Schreibweisen zu Tage, die für Erwachsene mit Regelsystem nicht immer gleich zu lesen sind.
Vielleicht ist der Schwerpunkt auch verlagert auf das, was jeden Einzelnen ausmacht, was jeder erzählen kann. Die Fähigkeiten und Ideen jedes Kindes stehen in der Mitte und weniger eine fertige Idee der Fibel.
Während die Fibel als Geschichte die Kinder miteinander an der Schrift und an Geschichten teilhaben lässt und sie gemeinsam an einer Geschichte das Lesen und Schreiben erlernen,
steht bei LdS die Vielfalt, das sich Mitteilen und Austauschen im Vordergrund.
Aber da gibt es sicherlich LehrerInnen, die faszinierter sind als ich von der LdS Methode, und die mehr über den Kick berichten können.
Ansonsten kann ich nur empfehlen, dass du in umliegenden GS anrufst und dort vielleicht in einer 1. Klasse hospitieren kannst.
Mir ging es mit Montessori so, dass ich es mir während des Studiums nicht recht vorstellen konnte, im Ref. aber an einer Schule mit Montessori-Zweig war, wodurch sich meine Sichtweise sehr geändert hat.
Palim |
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