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Forum: "Wertschätzung der Arbeit im deutschen Schulsystem ein Fremdwort?"
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| Vielleicht | | von: veneziaa
erstellt: 11.07.2007 16:27:33 geändert: 11.07.2007 16:42:53 |
Doch, für eine Stundenzuweisung seitens des Schulamts ist es schon entscheidend, welche Aufgaben du übernimmst. Sind es z.B. vorgeschriebene Fördermaßnahmen (LRS o.ä.), könntest du diese Stunden regulär als voll gezählte U-Std. halten und angerechnet bekommen.
Auch AGs sollten eigentlich angerechnet werden, wobei ich weiß, dass manche Schulen sie nur halb anrechnen (mit dem Hinweis oder dem Gedanken im Hinterkopf, dass da jemand eh seinem Hobby frönt)... Merkwürdig!
Wenn du aber eine Zusatzqualifikation erworben hast, die in der regulären Stundentafel nicht existiert, müsste man eine andere Möglichkeit suchen dich zu entlasten. In diesem Falle dürfte es schwieriger werden.
Ganz ehrlich: ich verstehe dich jetzt nicht mehr so ganz. Du suchst Hilfe, magst aber nicht richtig sagen, wofür. Ich könnte dir sicherlich mehr helfen, wenn ich Genaueres wüsste.
Ich habe auch im Laufe meines Lehrerlebens mehrere Zusatzqualifikationen erworben, die alle für die Schule von Nutzen sind. Große Dankbarkeit habe ich bisher eigentlich nicht erwartet, ich habe mich ja freiwillig und für mich selbst dazu entschieden. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, sie im Plan einer Schule unterzubringen.
Also, du siehst: Wenn du genauere Angaben dazu machen könntest, könnte ich dir auch konkretere Tipps geben oder sagen, dass ich dir NICHT helfen kann.
Ganz brutal könnte ich jetzt sagen: Nur wer sich außergewöhnlich engagiert, wird gefrustet. Wer nichts macht, macht nicht nur keine Fehler, sondern wird deine Gefühle niemals haben ...
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| Anerkennung/Aufmerksamkeit | | von: silberfleck
erstellt: 11.07.2007 21:09:49 |
Jeder von uns möchte für das was er tut (oder auch unterlässt) die Anerkennung seines Umfeldes.
Diese Anerkennung möchte ich haben, wenn ich meinen Job gut mache, auch wenn ich dabei "nur" meinen Job mache. Wenn ich mehr mache, als von mir ursprünglich erwartet wurde, erwarte ich mehr Anerkennung.
Wenn ich die Anerkennung, die ich mir wünsche nicht bekomme, habe ich mehrere Möglichkeiten:
1.Ich poche auf mein Recht nach Anerkennung- das ändert in der Regel aber nichts an der Situation!
2. Ich mache andere schlecht, werfe ihnen nicht-können, nicht - wollen... vor. Das ändert die Situation zwar, aber leider meist nicht zu meinem Vorteil.
3. Ich ändere meine Situation.
Was heisst das für die geschilderte Situation?
Zuerst einmal genau analysieren. Welche Ziele hast du (was möchtest du gerne machen). Was bist du bereit dafür zu tun? Was erwartest du von deinem Umfeld?
Verhandle mit deinem SL z.B. "Die AG X ist sehr wichtig für das Image unserer Schule. Ich bin bereit sie weiterzuleiten, wenn die Zeit als Lehrerstunden angerechnet werden."
Wichtig ist auch an seine eigene Gesundheit zu denken! Wenn ich die Aufzählungen höre, kann es dir auch nicht gut gehen. Du machst viel zu viel! Wirf Balast ab!
Eine Schule hat nur eine bestimmte Zahl von Entlastungsstunden, aber die Verteilung ist durchaus verhandelbar! Also verhandle! |
| @silberfleck | | von: kimcorinne
erstellt: 11.07.2007 22:24:15 |
Hallo,
mich nicht missverstehen - ich habe verhandelt und bin kein Duckmäuser. Ich stehe fast täglich auf der Matte - sowohl bei der SL wie auch bei der Schulaufsicht. Ich forder ein - aber es ändert sich nichts. Ich kann dir nicht sagen, woran das liegt. Ich habe aber sehr wohl etliche Rückmeldungen von Kollegen bekommen, deren Erklärungen immer in die gleiche Richtung weisen. Ich mag das ganze aber nicht austreten, denn zu einem gewissen Grad nimmt mir das die Anonymität.
Was ich an meiner Situation bereit bin zu ändern? Ab übernächstem Jahr bin ich nicht mehr an dieser Schule, sondern wieder dort, woher ich komme: im Ausland in meinem alten Job. Aber darum geht es letztendlich nicht. Ich bin mit meinen Erlebnissen ein Exemplar für viele Bereiche dieses Schulsystems. Ist es Sinn und Zweck, dass man geht? Ich denke nicht. Es gibt viele begeisterte junge Lehrer, die sich in die Arbeit stürzen und diese Erfahrung zu Hauf machen. Sie sind vom Schulsystem enttäucht und resignieren. Zumindest ist dies das, was ich erlebe. Ich kann nicht beurteilen, ob dies nur ein Phänomen unseres Schulbezirks ist, aber ich nehme es nicht an. Wie kann man so viel Potential in den Wind schießen? Da ist es kein Wunder, dass sich hie rnichts bewegen lässt.
Ich soll Mündigkeit lehren? Wie, wenn die meisten ihren Mund halten.
Ich soll Respekt und Menschlickeit weitergeben? Gerne, aber wie, wenn ich täglich bei meinen Vorgesetzen das Gegenteil erlebe. Kinder sind doch nicht blind und ihnen begegnet genau das gleiche.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir alle als Maschine funktionieren müssen. Was geben wir den Kindern mit? Genau das Gleiche. Dabei sind wir an einer Schnittstelle, an der wir vieles anders weitergeben könnten. Aber dazu braucht es Vorbilder. In unserem schulsystem wird dies nicht unterstützt.
Wie du sagst: jeder will ein bisschen Anerkennung. Und wenn ich den Job eines Vorgesetzten ausübe, dann brauche ich keine besondere Ausbildung, sondern nur ein wenig Menschenverstand, um Wertschätzung den Menschen um mich herum weiterzugeben. Ich zumindest weiß, was es heißt Vorgesetzte zu sein. Soziale Kompetenz ist hier eine Schlüsselqualifikation.
Was ich traurig finde? Dass ich mich für meinen Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung auch noch rechtfertigen muss, als sei dies überhaupt nicht selbstverständlich.
Für mich ist es keine gute Alternative einen Ort zu verlassen, an dem das Kollegium, die Eltern und die Schüler stimmen. Letztendlich lasse ich genau die im Stich, die mich jahrelang unterstützt haben. Aber ich weiß auch nicht, wie lange ich noch aufstehen muss, bis sich etwas ändert.
Liebe Grüße von Corinne |
| . | | von: palim
erstellt: 11.07.2007 23:13:13 |
Ich habe inzwischen alles mitgelesen und weitergelesen und muss sagen: ein Schulwechsel kann helfen - oder auch nicht.
Vielleicht ist es einfach so, dass du zu jung bist. Ich kenne ähnliches. Da kommt jemand mit Kraft, Elan, Ideen und wirbelt alles durcheinander, wo man sich doch schon so schön aufs Altenteil gefreut hat. Die neuen Ideen fordern mehr Handeln und Einsatz und schaffen bei Schülern und Eltern Begehrlichkeiten, die die älteren Lehrer nicht erfüllen können oder wollen.
Ich verstehe inzwischen die älterne KollegInnen, die schon Jahre lang für Verbesserungen gekämpft haben - und sie waren wohl vor 30 Jahren wirklich aktiv, aber sie mussten die Erfahrung machen, dass es nichts bringt, dass viel Protest nicht bewirkt weil Lehrer keine Lobby haben, dass Änderungen im Schulgesetz die Legislaturperiode kaum überdauern bzw. sich am Ende ihres Lehrerlebens sogar alles zum alten Stand zurück entwickelt.
Dennoch bin auch ich jetzt vor den Ferien gerade ziemlich sauer auf die Kollegen, die rein gar nichts tun, die nie Zeit haben und sich immer mit ihren Stunden, Familien, Arztbesuchen, Verpflichtungen rausreden sobald Arbeit verteilt werden muss, bei Feierlichkeiten aber keinen Termin versäumen.
Von anderen jungen Kolleginnen hört man ähliches - Kompetenzen werden erst mal angezweifelt und man bekommt von allen Seiten Steine in den Weg gelegt, gleichzeitig darf man aber als Jüngste mit so viel Schwung auch gleich die vielen zusätzlichen Aufgaben übernehmen - dazu reicht dann die vielbeschworene 30jährige ERfahrung offensichtlich nicht aus.
Ich freue mich auf die jüngeren Kollegen, die in den nächsten Jahren wohl hinzu kommen und hoffe, dass man mit mehreren einfach bessere Bedingungen schneller umsetzen kann.
Du schreibst doch auch, dass es mehrere jüngere Kollegen gibt. An einer großen Realschule vielleicht auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein - aber vielleicht könntet ihr auch gemeinsam in Verhandlung treten, weil du dann nicht als Einzelkämpfer und ständig Fordernde auftrittst, sondern ihr gemeinsam mehr Gewicht und mehr Gehör findet.
Palim
P.S.: Ja, ich weiß, dass nicht alle KollegInnen mit 30 Jahren Berufserfahrung so sind. |
| Ich glaube nicht , dass Lehrer keine Lobby haben. | | von: hugo11
erstellt: 11.07.2007 23:47:01 geändert: 11.07.2007 23:49:34 |
Sie sprechen nur nicht immer mit einer Stimme. Auch in diesem Forum wurde das Thema "zusätzliche, freiwillige AGs und Anerkennung" schon kontrovers diskutiert. Es werden oft die Lehrer, die besonderes Engagement zeigen, von den eigenen Kollegen mit Argwohn bedacht. Ein weiteres Problem ist sicherlich die oft fehlende Zusammenarbeit mit den Eltern. Ich kann mir schon vorstellen,dass etwas erreicht werden kann, wenn die ganze Schule und die Elternschaft Öffentlichkeit erzeugen. Es herrscht nur leider oft die Angst vor: der Rektor bangt um seine Karriere, einige Lehrer wollen aus verschiedenen Gründen nicht an der Front kämpfen und die Eltern haben Angst, dass sich ein Engagement, das vielleicht nicht von allen gewollt wird, negativ auf die Schullaufbahn der Kinder auswirken kann. So blockieren wir uns gegenseitig. Zu wenige haben den Mut zu kämpfen und wenn es dann doch einer mal wagt, wird er im Regen stehen gelassen. Und jeder hat eine andere Begründung oder Ausrede dafür, warum er nicht hilft. |
| @palim Darum geht es mir nicht! | | von: kimcorinne
erstellt: 12.07.2007 07:06:56 |
Hallo,
darum geht es mir überhauopt nicht!!!!! Wenn du mitgelesen hast, hast du leider nicht genau genug gelesen. Denn ich bin auf gar keinen Fall verärgert über meine Kollegen!!!!!!!! Man kann kein Komplettpaket der Situation in einem Beitrag liefern. Unser Kollegium ist engagiert - egal ob jung oder alt. Ich rede hier von einer Gruppe von 5 Kollegen, die sich besonders engagieren und keine Wertschätzung erhalten und zwar in der Form von Zeit bezüglich der vorgesetzten Seite. Wenn ich meine Kollegen, die Eltern, die Kinder nicht hätte, dann Gute Nacht. Zudem haben wir an unserer Schule eine sehr gute Lobby - auch aufgrund unseres Engagements. Davon kann also gar nicht die Rede sein. Und das macht ja die Situation so unglaublich! Es ist doch nicht Aufgabe des Kollegiums, der Lehrer oder der Kinder diese Gruppe zu motivieren, weiterzumachen, sondern schlicht Chefsache, sich einmal einzusetzen und Stunden einzufahren oder sich an einen Tisch zu setzen und die Situation zu klären und gemeinsam zu überlegen, was man verbessern kann, denn er weiß, ob und wie etwas zu bewegen ist. Schließlich badet er sich ja in diesem Ruf. Aber zu sagen: Ich bin der Schulaufsicht etwas schuldig und deswegen erst gar nicht anzuklopfen, ist für mich ein beweis - wie hier auch schon gesagt wurde; Dass er kein Rückrat beweist. Man kann nicht immer nur nehmen ohne etwas dafür zu tun.
Liebe Grüße von Kim |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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