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Forum: "Kreationisten"
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| Religion und Naturwissenschaft | | von: vogelschurl
erstellt: 28.10.2018 01:11:37 |
In der Dokumentation "Adam, Eva und die Evolution" erklärt Erzbischof Gianfranco Ravasi, dass die Bibel ein religiöses Buch ist. Sie erklärt die Fragen nach dem Sinn der Dinge, aber nicht "wie" sie entstanden sind oder funktionieren. Man kann ergänzen, dass die Naturwissenschaften die Fragen nach dem "wie" zu beantworten versuchen, und auch können. Fragen nach dem Sinn, also dem "warum" hier nicht funktionieren. Das versuche ich meinen Schülerinnen und Schülern klar zu machen. Was Kreationisten versuchen ist, Religion wissenschaftlich zu begründen. Und mit diesem dummen Vermischen machen sie sich lächerlich. Kreationisten mit Fakten zu überzeugen ist, glaube ich, sinnlos und bringt nichts. Was wir Lehrenden aber auf jeden Fall schaffen sollten ist, dass sich unsere Kunden wirklich kritisch mit dem Thema auseinander setzen. Da können Fakten sehr hilfreich sein. Was aber schon einige Male unglaublich gut funktioniert hat, ist wenn man den Spies umdreht. Also; die Evolutionstheorie kann die Entwicklung der Arten und des Menschen erklären. Jetzt wird aber behauptet, dass das nicht stimmt. Na gut - erklären aber die Kreationisten wie es gegangen ist. Ja Gott hat alles erschaffen. Aus einem Klumpen Lehm Adam erschaffen. Aber wie? Welche Form von Energie kann ungeordnete Atome in einen fertigen Organismus verwandeln? Wie wurde aus einem göttlichen Gedanken Materie? Wie soll das alles funktioniert haben? Diese Fragen können von religiöser Seite nicht beantwortet werden und werden es auch nicht. Wenn sie es versuchen, degradieren sie ihren Gott zu einem schlichten Hokuspokus-Zauberkünstler. |
| Glaube | | von: fruusch
erstellt: 28.10.2018 12:35:30 geändert: 28.10.2018 12:36:26 |
kann man nicht widerlegen. Das macht ja die Kreationisten in ihrem eigenen Weltbild so stark, da sie alle Kritik mit dem Totschlagargument "Gott ist halt allmächtig und jeder Zweifler ist des Teufels" erledigen können. Fakten interessieren einen Glaubenden halt einfach nicht, solange sie nicht 100% in sein Weltbild passen. Ich versuche meinen Schülern immer zwei Dinge beizubringen: 1. Eine wissenschaftliche Theorie muss mehreren Kriterien genügen. Sie muss mit Fakten belegt sein, in sich stimmig sein und fähig sein, korrekte Vorhersagen zu treffen. 2. Genau darum sollte man jede Theorie immer wieder hinterfragen. Die Wissenschaft käme nie auch nur einen Millimeter weiter, wenn nicht immer wieder Theorien hinterfragt, widerlegt und angepasst werden würden. Kreationisten versteifen sich in ihrer selektiven Wahrnehmung nur auf Punkt zwei und behaupten einfach, alles was angezweifelt werden kann, wäre falsch. Dass ihre eigene Theorie der Welt weder auf Fakten basiert, noch in sich stimmig ist, geschweige denn wahre Vorhersagen treffen kann, wollen sie nicht sehen. Das Problem ist, dass diese Sorte Menschen auch sehr charismatische Redner beinhaltet, die mit pseudowissenschaftlichen Argumenten sehr geschickt ihr Publikum umgarnen und manipulieren können. Gerade Schüler in der Pubertät, die sich ja sowieso schon in einer Selbstfindungsphase befinden, sind sehr verwundbar für diesen Ansatz, da er sie emotional packt und ihnen irgendwie einen Sinn in ihrem chaotischen Entwicklungs-Stadium bietet. Noch dazu besitzen sie noch nicht genug Faktenwissen, um sich gegen die "Argumente" wehren zu können, getreu dem Motto "wer nichts weiß, muss alles glauben". Und das ist es, was ich allen meinen Schülern immer wieder predige: Lernt, was das Zeug hält, sonst kann euch später jeder Vollidiot betrügen! |
| Ich unterrichte Evolution... | | von: mordent
erstellt: 28.10.2018 19:01:41 |
... immer so, dass wir die Genesis gemeinsam lesen. Dann stellen wir ein paar wichtige Fragen, wie z. B. warum Gott so viele Tiere erschaffen hat, die seine Sintflut nicht überlebt hätten; warum er nicht alle Tiere in ein Hochgebirge getrieben hat; wie schwer alle Tiere der Welt als Pärchen wohl wären, und ob ein Holzschiff das wohl gepackt hätte; warum von Gott erschaffene Tiere vor der Sintflut gerettet wurden und dann trotzdem irgendwie ausgestorben sind... Schnell suchen wir dann nach anderen Erklärungen... Sollte jemand mir gegenüber äußern, dass er das alles nicht glaubt, weil er Kreationist sei (warum auch immer), sage ich: "Wir bringen euch bei, wie schädlich Rauchen ist. Ob du es mit 18 anfängst oder nicht, ist deine Entscheidung. Wir bringen euch bei, wie wichtig gesunde Ernährung ist. Ob du es beherzigst oder nicht, bleibt deine Entscheidung. Und wir bringen euch unsere biologische Sicht auf die Biodiversität bei. Was du glaubst, bleibt deine Sache. Bei vielen Dingen gibt dir dein Körper die Quittung für die unvernünftigere Variante... In Sachen Evolution gebe ich sie dir, wenn du in der Klausur nicht auf die Frage atwortest, denn da steht dann nicht:"Erkläre die Entstehung der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten", sondern:"Erkläre die Entstehung der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten nach Charles Darwin." Natürlich gehe ich auf alle Theoretiker kurz ein und stelle auch zu diesen Aufgaben, aber zu verinnerlichen für weitere Diskussionen ist Darwin. Punkt. |
| Bei den Beiträgen .. | | von: amann
erstellt: 29.10.2018 19:12:26 |
spüre ich z.T. eine Überheblichkeit, die mich unruhig macht, weil "die Kreationisten" in sehr vereinfachender Weise als Idioten und als eine einheitliche Gruppe mit einer einheitlichen Theorie dargestellt werden. Falls ihr das wirklich glaubt, solltet ihr euch bitte fortbilden, um die verschiedenen Ansätze unterscheiden zu können, die von der Evolutionstheorie abweichen. Natürlich gibt es die "Gott hat alle Arten in 7 Tagen erschaffen"-Baptisten. Aber es gibt eine Reihe weiterer Konzepte und Ansätze, z.B. "intelligent design" von Michael Behe, z.B. die Unterscheidung von Mikro- und Makroevolution, die von Biologen der Biologie vorgetragen und durchaus wissenschaftlich ernsthaft sind, auch ernsthaft-inhaltlich diskutiert werden sollten. In diesem Sinn gefällt mir mordents Beitrag gut. Leider haben auch Biologen die Neigung, Inquisition zu spielen und jeden zu exkommunizieren, der die Überzeugungen der übergroßen Mehrheit anzweifelt. Das ist unwürdig, selbst wenn die Mehrheit recht hat und sich der einzelne irrt. Der heutige wissenschaftliche Standard kann in 10 Jahren schon völlig überholt und durch neue Erkenntnisse korrigiert sein. Naturwissenschaft sollte darum keine Glaubensbekenntnisse formulieren oder fordern, sondern auf experimentelle Fakten und logische Folgerungen konzentriert sein. Evolution ist eine Theorie, die viele Dinge gut erklärt. Als Glaubensinhalt oder Orientierung zum Sinn des Daseins finde ich sie aber sehr ungeeignet, auch wenn die Feuilletons das mittlerweile so sehen. |
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