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Forum: "Beamtentum"
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| Beamte sind privilegiert??? Nun wirklich nicht ..... | | von: pschyremberl
erstellt: 23.02.2004 08:58:23 geändert: 23.02.2004 08:59:09 |
Hallo Alexandra,
ich bin Lehrer geworden, weil ich mit Kindern arbeiten wollte, nicht, weil mich der Beamtenstatus lockte. Der war für mich schon immer abschreckend, weil ich daheim von meinem Vater, einem Beamten bei der Zollverwaltung, gesehen habe, welche Einschränkungen dieser Status mit sich bringt. Ich habe aber, weil ein Arbeiten im Angestelltenstatus nicht möglich war, den Beamtenstatus in Kauf nehmen müssen.
Unter dem Strich habe ich nun, als Beamter in Bayern, sehen müssen, welche Einschränkungen dieser Status mir bringt: Mein Dienstherr kürzt mir einfach mit einem Federstrich meine Bezüge, verlängert meine Arbeitszeit, ordnet Mehrarbeit ohne (finanziellen/Freizeit-) Ausgleich an, verschlechtert durch Kürzung der finanziellen Zuweisungen an die Schulen die Arbeitsbedingungen, läßt mich mit problematischen Situationen im Regen stehen, fällt mir dann auch noch in den Rücken ... und läßt mich zuletzt unter Hinweis auf meine Dienst- und Treueeid, den ich abgeleistet habe, auch noch nicht einmal kündigen, weil dieser Kündigung dienstliche Belange entgegenstehen. Modernes Sklaventum???
Auch was die Privilegien angeht, so ist´s damit nicht toll - meine Freundin, alleinerziehende Mutter mit einer 4jährigen Tochter, ist als Kriminalkommissarin bei der Kripo teilzeitbeschäftigt. Sie arbeitet 3/5 der regulären Arbeitszeit (24 Stunden pro Woche). Unter dem Strich ist sie aber schlechter gestellt, als eine angestellte Schreibkraft, ebenfalls alleinerziehende Mutter, die auf einer halben Stelle arbeitet. Aufgrund der höheren Abzüge bekommt die nämlich Zuschüsse für Kindergartenplatz, Wohngeld, pp., die meiner Freundin nicht zustehen, da ihr Nettoeinkommen auf dem Gehaltszettel zu hoch ist, Abzüge wie Krankenkasse aber nicht weiter berücksichtigt werden.
Bei uns Lehrern bin ich der Meinung, dass erst mit dem Fallen des Beamtenstatus auch durchgreifende Reformen zu Wohle unserer Schüler möglich werden, da wir die dann mit den entsprechenden Maßnahmen (z.B. Streiks) auch durchdrücken können. |
| Offensichtlich ist Bayern doch modern .... (@galerina) | | von: pschyremberl
erstellt: 24.02.2004 01:05:31 |
Ich wär froh, nicht verbeamtet zu sein und zwar aus vielen Gründen. Aber irgendwie lief das ganz automatisch vor sich hin und ich wusste gar nicht, dass es auch anders geht (und was Beamtentum bedeutet), als ich vor über 20 Jahren anfing zu studieren.
... denn als ich meine Ernennungsurkunde (Grabstein) zum Beamten auf Lebenszeit aufgenötigt bekam, war ich noch im Saarland. Als ich zur Übergabe der Urkunde eingeladen wurde, äußerte ich damals gegenüber dem mir die Urkunde aushändigen wollenden Schulrat als Vertreter des System meine Bedenken, nämlich dass ich mich mit Annahme der Urkunde verkaufen und somit zum Handlanger eines Systems machen würde, dessen Ziele ich möglicherweise nicht unterstützen könnte, und bat um eine Bedenkzeit von zwei Wochen. In diesen zwei Wochen bekam ich dann so nach der Hälfte der Zeit einen Anruf vom Referenten für den Bereich der Sonderschulen im Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft in Saarbrücken, der mich fragte, was mir einfallen würde, diese Urkunde nicht anzunehmen. In diesem Telefonat erklärte er mir, dass ich unter der Bedingung des Beamtenstatus überhaupt eingestellt worden sei und mit einer Ablehnung dieses Status meine gesamte Einstellung hinfällig wäre, ich obendrein sogar noch Bezüge zurückzuzahlen hätte.
Was macht also ein Lehrer, der nach Studium und Referendariat sich mit seinem Geld so eben über Wasser halten kann und froh ist, die BAFöG-Gelder zurückgezahlt zu haben? Er nimmt notgedrungen diese Urkunde an, verkauft damit seine Seele und versucht fortan, das Beste daraus zu machen ... |
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