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Forum: "Adventkalender 2007"
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| Türchen Nr. 11 | | von: pmu
erstellt: 11.12.2007 14:09:00 geändert: 11.12.2007 14:09:26 |
unter der webadresse:
www.adventskalender.net/mp3-adventskalender/index.php
fand ich folgende Weihnachtssprüchlein:
Wenn Frauen ein Weihnachtsgeschenk bekommen,
freuen sie sich zweimal:
Beim Entgegennehmen und beim Umtausch.
(Wim Thoelke)
Weihnachten: Eine Zeit der Stille und Besinnung,
bis jemand auf die Idee kam,
dass Geschenke sein müssen.
(Autor unbekannt)
Mann: Lebewesen, das die Fußballkarten für
drei Monate im voraus kauft und mit den
Weihnachtseinkäufen wartet bis Heiligabend.
(Autor unbekannt)
Die Ware Weihnacht
ist nicht die wahre Weihnacht.
(Kurt Marti)
Weihnachten kommt und geht.
Menschsein und die Liebe
ist eine tägliche Herausforderung.
(Gudrun Kropp)
Ich wünsche euch allen noch eine schöne Adventszeit!
pmu |
| Türchen Nr. 13 | | von: karina
erstellt: 13.12.2007 06:42:38 |
Von mir gibt es heute eine „haarige Geschichte“, die wirklich vor 12 Jahren kurz vor Weihnachten passiert ist…
Neugierde ist nicht immer gut (1)
Vielleicht stelle ich mich euch erst einmal vor. Ich heiße Lajosz, bin ein Kuwasz-Golden Retriever-Mischling und stamme aus Ungarn. Mein Herrchen und Frauchen haben mich bei einem Urlaub entdeckt und schwupps war ich im Auto und los ging die lange Reise nach Deutschland. O Mann…so viele neue Eindrücke, neue Gerüche und die Sprache von Herrchen und Frauchen verstand ich ehrlich gesagt auch noch nicht. Dafür machte ich die erste Zeit sämtliche Bäckereien unsicher, weil es dort soooo lecker nach Weißbrot roch und ich doch aus Ungarn gar kein anderes Fressen kannte. Jetzt fresse ich natürlich auch Hundefutter, aber gegen eine Weißbrotschnitte mit Wurst habe ich bis heute nichts einzuwänden. Die ersten Wochen brachte ich mein Frauchen halb zur Verzweiflung, denn ich war noch nicht stubenrein. Aber seid mal ehrlich, würdet ihr im zarten Alter von einem Vierteljahr ständig 5 Etagen runter und wieder hoch steigen, nur weil ihr mal müsst und es in der Wohnung doch schöne Auslegware gibt? Meine anderen Untaten verschweig ich lieber – top secret. Na ja, mein Frauchen hatte viel Geduld mit mir und wenn ich meinen treuen Hundeblick zeigte, verflog der Ärger gaaanz schnell. Mindestens genauso schnell wie die Zeit zwischen meinem ersten Tag in Deutschland und dem nahenden Winter.
Wow, ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich zum ersten Mal Schnee sah. Wir gingen gerade spazieren, als so merkwürdige kleine weiße Wölkchen auf mich rieselten und komischerweise verschwanden sie gleich wieder auf meiner Nase. „Was wollten die von mir? Mit mir spielen?“ Ich jedenfalls musste sie unbedingt versuchen zu fangen. Das machte richtig Spaß und vor lauter Herumtollen merkte ich gar nicht, dass der Boden allmählich weißer und weißer wurde.
Ziep, ziep autsch…meine Pfoten wurden ja immer größer. „Hey, was soll das?“ Ständig musste ich mir den Schnee zwischen den Krallen meiner Pfoten herausschlecken. Bald gewöhnte ich mich an das weiße Zeug und es machte sogar richtig Spaß, nur die ständig verklebten Pfoten nervten mich mächtig. Ob ich mir auch solche Dinger zulegen sollte, die Herrchen und Frauchen immer anzogen, wenn sie die Wohnung verließen? Schmecken tun sie jedenfalls nicht, das hatte ich schon zur Genüge probiert. Nein, nicht schimpfen, ich hab nur die alten Babyschuhe zerpflückt und das durfte ich. Die Schuhe von Herrchen und Frauchen hab ich nur ab und an versteckt.
Die Tage wurden kürzer und in den Menschen ging etwas Seltsames vor. Bei jedem Spaziergang bemerkte ich mehr und mehr geschmückte Fenster. Selbst beim letzten Gassi- gehen, wo normalerweise viele Fenster schon dunkel waren, brannten überall kleine weiße und bunte Lichter in den Fenstern. Und auch mein Herrchen und Frauchen wurden davon angesteckt und irgendwie breitete sich Hektik aus.
Manchmal verschwand Herrchen im Arbeitszimmer, dann raschelte es und er tauchte wieder auf. Ein anderes Mal betrat Frauchen dieses Zimmer, wieder raschelte es und kurz darauf kam auch sie wieder heraus. So sehr ich auch meine Nase bemühte und schnüffelte…riechen konnte ich nichts. „Seltsam dieses Rascheln. Was trieben sie da bloß immer?“ Ich strengte mein Hundeköpfchen an, konnte mir aber einfach keinen Reim darauf machen. „Ob ich einfach mal nachschauen sollte?“ Türen öffnen war kein Problem mehr für mich, denn ich war mächtig in die Höhe geschossen. „Nein, lieber nicht! Oder doch?“ Letztendlich siegte meine Neugierde. Zeit dazu war genug, denn Herrchen und Frauchen mussten ja arbeiten und ich sollte auf die Wohnung aufpassen und machte es mir dazu meist gleich hinter der Eingangstür bequem. „Es gibt nichts Schöneres, als einfach vor sich hin zu dösen.“
Also, es war an einem Freitag kurz vor Weihnachten und beide längst auf Arbeit. Vorsichtig lauschte ich noch einmal an der Wohnungstür. Nichts zu hören im Hausflur. „Na dann, wäre doch gelacht, wenn ich nicht herausbekäme, was es mit diesem Rascheln auf sich hat.“ Juhuuu, die Tür zum Arbeitszimmer war nur angelehnt. Leise schlich ich mich hinein. Hmmm, eigentlich sah alles wie immer aus. Nein, Halt, etwas war anders als sonst. Auf dem Regal lag ein Päckchen. „Was da bloß drin sein mochte? Und vor allen Dingen, wie könnte ich da rankommen?“ Na klar – da war sie die Idee: „Ich klettere einfach auf das Regal, bei Katzen funktioniert das ja auch. Also wird es auch bei mir gehen.“ Ohne lange zu überlegen, sprang ich auf Frauchens Schreibtisch und von dort aus auf das Regal, zumindest an das Regal.
Oje ..jetzt ist das hier schon sooo viel geworden, ihr müsst es bis morgen aushalten. Wer neugierig geworden ist auf das dicke Ende, kann es sich morgen durchlesen. Frauchen ist bestimmt so lieb und stellt es für mich ein.
euer Lajosz
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| Türchen Nr. 14 | | von: karina
erstellt: 14.12.2007 06:45:45 geändert: 14.12.2007 07:53:52 |
Fortsetzung:
Neugierde ist nicht immer gut (2)
Irgendwie war das Ding viel zu schmal für mich und für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich mich mit meinen Vorderpfoten daran festklammern. Aber dann landete ich genauso schnell wieder unten und zu meinem Leidwesen kamen zahlreiche Bücher hinterher geflogen, aber zum Glück auch das Päckchen. Das gab vielleicht einen ohrenbetäubenden Lärm. „Au Backe, das gibt Ärger“, ging es durch mein Hundehirn. Die Bücher lagen verstreut auf dem Boden. Rückgängig machen ging nicht mehr, also sagte ich mir: „Was soll’s, jetzt kann ich wenigstens das Päckchen beschnüffeln.“ Gesagt- getan. Ein bisschen enttäuscht war ich dann doch, denn es roch nach nichts Besonderem. Immer wieder stellte sch mir die Frage, was drin sein möge. „Eigentlich bin ich ja clever, die Dinger krieg ich doch auf. Wozu hab ich Zähne und Krallen?“, sagte ich mir. „Ärger gibt es so und so.“ Also begann ich das Weihnachtspapier abzureißen. Das hat richtig Spaß gemacht und auf dem Boden wurde es immer bunter. Jetzt konnte ich den Karton sehen. Er hatte einen Deckel und mit viel Mühe und Feingefühl stupste ich immer wieder meine Nase an den Deckelrand. Das war ganz schöne Schwerstarbeit und allmählich tat mir mein Näschen weh. Dann hatte ich es endlich geschafft, der Deckel kippte zur Seite und ich konnte hineinschauen. Schon wieder Papier, dieses Mal ganz feines und irgendwie waren darin runde Dinge eingepackt. Also begann eine erneute Schwerstarbeit. Ich kippte den Karton einfach mit meinen Vorderpfoten um und da kullerten auch schon die ersten verpackten runden Dinger raus und rollten in alle Ecken des Zimmers. Also musste ich wieder meine Nase bemühen und stupste sie vorsichtig in die Mitte des Zimmers. Hier gab es genügend freien Platz. „Ob das was zum Essen ist?“ Einige waren kleiner als andere und richtig schön maulgerecht. „Sind das vielleicht so ähnliche Sachen wie Herrchen und Frauchen gestern mit so einem komischen Ding einfach aufgeknackt haben und dann in den Mund schoben?“ Ich musste es einfach probieren. Knack. „Aber was war das?“ Ich spuckte das ganze Zeug sofort wieder aus. Es schmeckte scheußlich und das Schlimmste war, dass es in meinem Maul auf einmal so merkwürdig warm wurde. Upss, ich hatte mich geschnitten und vor mir lag keine kleine Kugel mehr, sondern viele kleine Scherbchen. Jetzt hatte ich aber die Nase voll von meiner Erkundungstour und verkroch mich wieder in den Flur, lieber gleich in meine Hundehütte. Es dauerte auch gar nicht allzu lange und dann kam Frauchen von der Arbeit. Ich hörte sie schon im Flur und normalerweise wartete ich dann immer hinter den Eingangstür und mein Schwanz wedelte wie ein Propeller. Heute aber blieb ich doch lieber in meiner Hundehütte. Das Türschloss ging und die Tür öffnete sich. Ich hob mein Köpfchen etwas, blieb aber liegen. „Nanu“, sagte Frauchen, „ keine Begrüßung heute. Bist du krank, Lajosz?“ Wieder hob ich nur kurz mein Köpfchen. Sie beugte sich zu mir und streichelte mich. Dann ging sie geradewegs in das Arbeitszimmer, um die Tasche abzustellen. Und jetzt kam das dicke Ende. „Ach du meine Güte, was hast du wieder angestellt“, rief sie aus dem Arbeitszimmer. „Hier sieht es ja aus wie nach einer Schlacht.“ Ich verkroch mich weiter nach hinten in meine Hundehütte. Aber eigentlich hab ich ja das beste Frauchen der Welt. Natürlich bekam ich Schimpfe und das Schlimmste war, dass sie wirklich einen ganzen langen Tag nicht mehr mit mir sprach, kein liebes Wort, keine Streicheleinheiten. Sie ignorierte mich einfach. Das tat weh. Am Weihnachtsnachmittag gingen wir alle zu Oma und Opa. Herrchen und Frauchen hatten ein paar Päckchen dabei, unter anderem auch das Päckchen, was ich geöffnet hatte, natürlich wieder neu verpackt. Stunden später erfuhr ich, was ich da kaputt gemacht hatte. Es waren wunderschöne Weihnachtskugeln für den Weihnachtsbaum bei Oma und Opa- natürlich nicht vollständig, wie ihr wisst. Im Nachhinein tat es mir richtig leid, denn bei Oma und Opa gab es immer so dolle Leckerli und ich schwor mir, nie wieder neugierig zu sein. Nur leider hielt das nicht lange an…
Ich wünsche euch allen eine ruhige, besinnliche Adventszeit
karina |
| Türchen Nummer 15 | | von: aloevera
erstellt: 15.12.2007 14:17:21 geändert: 15.12.2007 14:43:04 |
FRÖHLICHE WEIHNACHTEN
Er saß, wie jeden Tag um diese Zeit, auf seiner zerschlissenen Wolldecke vor dem großen Kaufhaus und kraulte den Rücken von Terry, seinem Schäferhund. Es begann bereits zu dämmern, die Straßenlaternen gingen an und die Einkaufspassage zeigte sich in vorweihnachtlichem Lichterglanz. Hektisch strömten die Menschen um ihn herum in die Geschäfte, um die letzten Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Nur wenige bemerkten den Mann mit dem verfilzten grauen Bart, dessen dünnes, strähniges Haar unter einer schwarzen Pudelmütze versteckt war.
Hin und wieder fielen ein paar Münzen in den ausgebeulten Hut, der vor ihm lag und ein verhaltenes „Frohes Fest“ kam über einige Lippen. Diese Worte verhallten so schnell im Wind oder gingen im allgemeinen Geräuschpegel unter, wie sie gesprochen waren.
Er zog sich den Kragen seines abgetragenen Mantels enger um den Hals. Es schien nun doch Winter zu werden, so kurz vor dem Fest. Weihnachtslieder erklangen um ihn herum, doch er hörte sie nicht.
Heute war sein fünfzigster Geburtstag. Wie so oft in der letzten Zeit, wenn es ihm nicht gut ging und die Schmerzen im ganzen Körper ihn fast bewegungsunfähig machten, wanderten seine Gedanken in die Vergangenheit. Fast zwanzig Jahre lebte er nun schon auf der Strasse.
Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder aus vergangenen, glücklichen Tagen auf. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein Gesicht, als er an seine damals fünfjährige Tochter dachte, wie sie mit ihren langen blonden Haaren fröhlich im Garten schaukelte. Dann wurde sein Gesichtsausdruck schmerzlich und düster. Sie war gerade in der ersten Klasse, als dieser schreckliche Unfall geschah und sie brutal aus einem Leben gerissen wurde, das gerade erst angefangen hatte. Lange Jahre hatte er seinen Schmerz im Alkohol ertränkt, ohne zu begreifen, dass er auch nach und nach alles andere verlor. Als er das begriff, war es zu spät. Familie, Haus, Arbeit – davon blieb nur noch eine vage Erinnerung. Nach etlichen Anläufen hatte er es geschafft, trocken zu werden. Die Rückkehr in ein bürgerliches Leben schaffte er jedoch nicht mehr.
So zog er durch die Straßen der Stadt, erbettelte sich zu dem, was er als Minimum vom Sozialamt bekam, ein bisschen Geld und half einigen, denen es noch schlechter ging als ihm über die Runden.
Nun wurde es Winter und er musste sich eine geschütztere Übernachtungsmöglichkeit suchen. Wegen seines Hundes konnte er nicht ins Obdachlosenasyl. Terry war der einziger Gefährte, der ihn auch ohne große Worte verstand, treu und anhänglich immer an seiner Seite war.
Mühsam erhob er sich, packte mit klammen Fingern seine Decke zusammen und nahm die Münzen aus dem Hut. So kurz vor den Festtagen waren die Menschen immer sehr großzügig mit ihren Spenden. Aber er kannte auch Kommentare wie „ … arbeitsscheues Pack…“, „…eine Schande für das Straßenbild… , „…geh arbeiten, du Penner…“. Er hatte viel in seinem Leben gearbeitet. Sein Jurastudium hatte er mit kleinen Jobs nebenbei selbst finanziert. Das Haus, bezahlt vom Erbe seiner verstorbenen Eltern, hatte er mit seiner Hände Arbeit umgebaut und modernisiert und als er seine erste kleine Anwaltskanzlei hatte, dauerte sein Arbeitstag nicht selten zehn bis zwölf Stunden.
Gegen Bemerkungen dieser Art war er inzwischen immun geworden. Seine Lebensplanung hatte an einem bestimmten Punkt eine tragische Wende genommen und alle seine Vorhaben zerstört. Er lebte nun auf der Straße, hatte sich mit seinem Schicksal arrangiert und so würde er sein Leben weiter leben bis zum Tod.
Auf dem Weg zu seinem Schlafplatz musste er noch einige Besorgungen machen. Terry brauchte was zu Fressen und sein Kumpel etwas Warmes. Seit Tagen machte ihm eine fiebrige Erkältung zu schaffen und sein Allgemeinbefinden wurde immer bedenklicher.
Gleich morgen früh wollte er beim Roten Kreuz um wärmere Kleidung für Kalle bitten.
In wenigen Tagen war Hl. Abend. Er hatte noch keine Weihnachtskerze für seine Tochter. Jedes Jahr am Hl. Abend besuchte er sie auf dem Friedhof und stelle eine rote Kerze auf ihr Grab. Für ihn war sie immer noch seine 6jährige Prinzessin, mit strahlend blauen Augen, einem verschmitzten Lächeln und einer langen blonden Mähne.
Seine Frau hatte Deutschland nach der Scheidung verlassen und niemand, außer ihm, hielt das Grab einigermaßen in Ordnung.
Mit müden, schweren Schritten ging er durch hell beleuchtete Straßen, entlang an weihnachtlich geschmückten Fenstern. Dieser ganze Rummel wurde ihm von Jahr zu Jahr mehr zuwider, Hektik und Eile schienen sich das Jahr über im Hintergrund zu halten, um dann in der Vorweihnachtszeit wie ein eitriger Pickel aufzuplatzen. Jeden Tag beobachtete er die Massen von Menschen, wie sie dick bepackt aus den Geschäften strömten, mit flackernden Augen schon den nächsten Laden in Augenschein nahmen, um eifrig zum nächsten Einkauf darin zu verschwinden .
„Na, du bist aber heute spät dran“ empfing ihn die Kellnerin vom Wienerwald. Jeden Abend um die gleiche Zeit kam er hier vorbei und holte sich Essensreste für sich und seinen Hund ab. „Kalle ist krank. Ich habe ein bisschen Geld und würde ihm gern eine heiße Hühnersuppe mitbringen.“
Terry konnte es kaum erwarten und tänzelte aufgeregt um die Plastiktüte mit den Essensresten herum. Er näherte sich dem still gelegten Fabrikgebäude, in dem er seit einiger Zeit mit einigen anderen Obdachlosen wohnte. Die Stufen hinauf zur alten Halle knarrten ihrem Alter entsprechend. Als er die Halle betrat, kam ihm Anna aufgeregt entgegen gehumpelt. „Gut, dass du endlich da bist. Kalle hat hohes Fieber. Er muss in ein Krankenhaus, sonst stirbt er.“
Kalle lag auf seinem Lager aus Pappkartons und Zeitungen, bis zum Kinn in seinen Mantel und einer alten Wolldecke gehüllt und blickte ihn mit fiebrig glänzenden Augen müde an. Er röchelte. Jeder Hustenanfall kostete ihn fast seine ganze Kraft.
Hilflos standen alle um ihn herum. „Geh und schau, ob der Pfarrer daheim ist. Wenn einer dafür sorgen kann, dass Kalle in ärztliche Behandlung kommt, dann er“ flüsterte er Anna zu.
Er stützte Kalles Kopf und versuchte ihm die warme Suppe einzuflößen. Die anderen begaben sich zu ihren Schlafplätzen.
Was sollten sie auch tun? Sie waren eine Gruppe in dieser Gesellschaft, mit der niemand etwas zu tun haben wollte, um die sich niemand kümmerte, für die es keine Perspektive mehr gab. Für sie galt es, den nächsten Tag zu überleben, nicht zu verhungern und zu verdursten und einen Platz zum Schlafen zu haben.
Viele aus ihren Reihen waren bereits gegangen, andere sehnten das Ende herbei. Nur wenige hatten noch einen starken Lebenswillen, Humor und Optimismus.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis Anne zurück kam. Sie hatte den Pfarrer der angrenzenden Gemeinde bei sich, ein Mann, der es nicht müde wurde, sich für Obdachlose einzusetzen.
Oft schon hatte er die Not dieser Menschen bei den Politikern kund getan und war dabei meist auf taube Ohren gestoßen.
Immer, wenn einer von ihnen ging, setzte sich der Pfarrer dafür ein, dass der Verblichene ein ordentliches Begräbnis bekam. Nun stand er wieder vor einem sterbenden Menschen, dessen Schicksal ihm nur zu gut bekannt war.
Kalle erhielt die Sterbesakramente. Ruhig lag er auf seinem Schlafplatz, öffnete die Augen und hob kaum merklich die Hand, als wolle er noch etwas sagen. Während er die Lippen öffnete, sackte sein Kopf zur Seite und er verließ diese Welt.
OBDACHLOSER AN LUNGENENTZÜNDUNG INFOLGE UNTERKÜHLUNG GESTORBEN
stand am nächsten Tag als kleiner Beitrag in allen Tageszeitungen.
Wie gewohnt hasteten die Menschen auch wenige Tage vor Heiligabend in die Geschäfte, kauften hektisch die letzten Geschenke und Lebensmittel ein und bereiteten sich auf das Fest der Liebe vor.
Einen schönen dritten Advent wünscht Euch
aloevera
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| Apfel Muffins Tür 17 | | von: frauschnabel
erstellt: 16.12.2007 21:39:52 |
So ihr lieben, weil ich morgen mal wieder den ganzen Tag unterwegs bin und ihr nicht bis zum späten Abend warten sollt.
Muffins mache ich immer wieder gerne, weil sie schnell und unkompliziert sind! Viel Spaß
350 g saftige Äpfel, geschält und in kleine Würfel geschnitten
250 g Mehl
1 TL Backpulver
½ TL Natron
75 g Zucker
1 Pk Vanille Zucker
1 TL Zimt
150g Joghurt (keinen fettarmen)
2 Eier
75 ml. Kakao
3 El ÖL
Mehr, Backpulver, Zimt, Natron, Vanillezucker mischen, (eine Schüssel)
Zucker und Eier schaumig rühren, Öl und Kakao dazu (eine weitere Schüssel)
Dann alles zusammen mit den Äpfeln mischen
In Muffinförmchen setzen und 25 min bei 175 Grad backen.
Mhhh, Lecker
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| Zwei Gedichte im Türchen 19 | | von: feul
erstellt: 18.12.2007 21:53:55 |
zunächst ein nachdenkliches gedicht (das auch vertont wurde und unser chor bereits bei weihnachtsaufführungen gesungen hat):
Weihnachtsstille
In Straßenschluchten leuchten Sterne
und „Stille Nacht“ erklingt’s von Ferne
und dazu noch in Stereo
recht laut „In dulci jubilo!“
Durch die Geschäfte drängen Massen
es klingelt froh in allen Kassen
die Straßen sind von Duft erfüllt,
der aus den Auspufftöpfen quillt,
und alle können nur mehr denken:
Was werde ich denn heuer schenken?
Und niemand nimmt das Wunder wahr:
Das ist die stillste Zeit im Jahr.
Dieses Gedicht stammt von Franz Neudorfer, dem verstorbenen Bürgermeister unsrer Gemeinde, ehemaliger Hauptschullehrer und auch ehemaliger Bezirksschulinspektor meines Bezirks. Die Erlaubnis, dies zu veröffentlichen , habe ich von seiner Gattin, auch ehemalige Lehrerin. Sie hat vor 3 Jahren (mit 80) die Leitung unsres Chores zurückgelegt und war in meinen ersten Dienstjahren hier am Land meine Chefin an der Hauptschule .
Franz Neudorfer war auch ein sehr humorvoller Mundartdichter und deshalb noch was in österreichischer Mundart (ich denk, die Bayern können da noch mithalten , aber es ist eh gemäßigte Mundart, vielleicht verstehen’s einige mehr):
Vorm heilign Abend
Alle Jahr um d’Weihnachtszeit
sagt mei Frau: „Glei is’s so weit!
Draußn is schoan olls vaschneibt!
Hoff ma, dass da Schnee liegnbleibt!
Kerzn haben ma eh nu gnua?
Na, a paar kauf i dazua! -
Stell en Bam auf in da Stubm!
Hoffentli fallt er net um
wia vor drei Jahr, woaßt’s eh!
Mei, da war i auf da Höh! -
Hast schoan’s Krippal auffatragn?
Kunntst d’ di a a wengal plagn!
woaßt as eh, de Batterie
für des Krippal is scho hi! –
Olls sollt i toan, meiner Seel! –
Wo steht denn des Notengstell?
Hast d’ de Flötn umabracht?
Wia spüln ma denn de „Stille Nacht“? –
D’Spritza muasst nu auffitoan!
Durt, de Kerzn is do z’kloan,
nimm a neue! Dann zündt an,
dass ma endli feiern kann!
Wer lest’s Evangelium?
Jessas na, da Bam fallt um!“
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