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Forum: "Hilfe ! Ich bin Lehrerin!"
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| ... | | von: lehrerfan
erstellt: 19.12.2007 12:41:40 |
Ich arbeite als IT Junior Consultant bei Accenture und ich habe "so gerade noch" Urlaub über Weihnachten bekommen. Meine Arbeitszeit von letzter Woche beläuft sich auf ca 65-70h, dabei ist noch nichtmals die Flugzeit eingerechnet, auf der ich Präsentationen u.ä. vorbereite. Ist natürlich kein leichter Job, meine ehemaligen Studienkollegen sind besser dran, sie arbeiten ca. 60h-65h (z.b. bei KPMG und PricewaterhouseCoopers). Lehrer kenne ich allerdings auch genug, da meine Schwester und die Frau von meinem Bruder Lehrer sind. Ich kenne natürlich auch deren Freunde, die ebenfalls fast alle Lehrer sind.
Und ich kann euch nur sagen, freut euch, dass ihr "faule Lehrer" seid, ihr habt nämlich gar keine Ahnung, was in der heutigen Zeit von den Unternehmen gefordert wird.
Und ich möchte euch auch nicht beleidigen, aber die Lehrer, die ich kenne, würden diesen Druck keine Woche aushalten. |
| da hast du's allerdings knüppeldick erwischt... | | von: joqui
erstellt: 19.12.2007 12:55:32 |
Ein Freund von mir arbeitet auch in der IT-Branche. Fliegt viel rum und findet's cool. Für mich wäre die Fliegerei schon die Hölle!!!
Aber dieser Freund verdient auch das Dreifache von mir! Und hat einen Superaudi als Dienstwagen.
Das sind die Vorteile, die er hat. Aber ich käme nicht auf die Idee, zu sagen, der hat's gut, der verdient so viel - weil ich die negativen Seiten nicht geschenkt haben möchte!
Gute Lehrer kommen meiner Meinung nach in der Woche (bei Vollzeitdeputat) auch locker auf 60-70 Stunden. (Ich denke da an einen GY-Kollegen meines Mannes: Deutsch und Französisch LK und Konrektor an der Schule.... Der geht am Wochenende keine Skitour mehr...).
Meine Schwägerin ist Apothekerin. Hat sich ihr Auto ohne Kredit gekauft - auch nicht vom Sparbuch. Verdient eigentlich super. Aber auf den zweiten Blick: Sie haftet für ihren Pachtvertrag die nächsten 10 Jahre mit ihrem Privatvermögen. Durch die Gesundheitsreform hat sie erhebliche Umsatzeinbußen. Inzwischen muss sie zusammen mit einer anderen Apotheke den Einkauf machen, damit sie ihre Verluste minimiert. In dem Ort, wo ihre Apotheke ist (die ihr Opa aufgebaut hat), werden Umstrukturierungen vorgenommen, d.h. die Lage ihrer Apotheke ist in absehbarer Zeit im Abseits, weil die Busverbindungen umgelegt werden und ein Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe errichtet wird. Sie hängt aber noch 10 Jahre in ihrem Pachtvertrag fest. Auch hier möchte ich nicht tauschen - obwohl sie momentan deutlich mehr verdient als ich - aber das Risiko...
Was ich sagen will: Jeder Beruf hat seine Licht- und Schattenseiten. Und jeder kann selber entscheiden. Es jammert hier auch keiner über die Belastung oder die im Vergleich dann doch "geringe" Bezahlung (wenn einer den Beruf ernst nimmt - was die meisten eben doch tun).
Was mich massiv stört ist diese öffentliche Diskussion über die "vielen Ferien", "faulen Säcke" und so weiter. Bei keinem anderen Beruf wird das so öffentlich breit getreten. Und nur weil ich Freunde hab, die Lehrer sind, weiß ich eben vielleicht doch nicht, wie easypisi das Ganze ist.
Das stört mich. Auch an deinem Beitrag!
joqui |
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