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Forum: "Wieder mal Disziplinlosigkeit! (Sorry, lang!)"
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 | Hallo reliente |  | von: caldeirao

erstellt: 29.02.2008 17:59:39 |
Erst einmal finde ich es gut, dass Du den Mut hast dich hier so zu äußern. Das ist schon mal der 1. Schritt. Es ist eine verzwickte Situation und vielleicht hast Du viel zu lange gewartet.
Gut wäre es, wenn Du über die Schule allgemein mal etwas schreiben würdest. Zwei Sachen sind mir aufgefallen, wo ich mich frage, ob die von Schulleitungsseite ganz fair sind.
1. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, gibst Du an der Schule 4 Stunden. Wieso musst Du dann Aufsicht machen. Du bist ja durch die Fahrerei schon sehr belastet. Ist die Situation an der Schule wirklich so prikär, dass Du diese Aufsicht machen musst?
2. Ist der LER-Lehrer so kurzfristig erkrankt, dass man Dich nicht vorher informieren konnte?
Ich würde Dir empfehlen, die Situation an der Schule genauer zu analysieren.
Wie ist die Schulleitung? Kannst Du Hilfe erwarten?
Wer ist der/die Klassenlehrer/in? Kannst Du Hilfe erwarten? Lass Dir die Situation der Klasse allgemein erklären. Was kannst Du von welchen Eltern erwarten? Welchen "Hintergrund" haben die Kinder? Welche Maßnahmen ziehen bei den Kindern? Wie wird mit Erziehungsmaßnahmen, Schulstrafen bzw. Ordnungsmaßnahmen umgegangen? Gibt es einen Sozialarbeiter und könntest Du ihn zur Lösung des Problems heranziehen.
Irgendwie muss reagiert werden, denn hier wird absolut Deine Würde verletzt und das darf laut Grundgesetz niemand, aber es lohnen sich auch nur Reaktionen, die etwas bringen. Hat man einen Schulleiter, den man in den Skat drücken kann, brauche ich mir auch keine Hilfe holen usw. Deshalb überlege Dir gut, was Du machst und bloß nichts ankündigen, was nach hinten los geht.
Übrigens hat der Schulleiter für Dich eine Fürsorgepflicht. Da es hier ernsthaft an Dein Wohl geht, ist er verpflichtet, sich bei Kenntnis einzuschalten.
Eine Variante, um aus der Nummer herauszukommen, ist, mit Dir, einer Autoritätsperson und der Klasse zu überlegen, wie der Unterricht für alle erträglich gestaltet werden kann, welche Wünsche SuS an Dich haben, was aber auch Deine Mindestanforderungen sind, um mit Dir zu arbeiten.
Im Allgemeinen ist es schon richtig Provokationen zu ignorieren, aber ich denke, hier geht es zu weit. Erzählen würde ich denen von mir auch nichts, weil das nur Futter für neue Beleidigungen sind.
Und lass Dich von den SuS nicht zu Bemerkungen provozieren, die man sich als Lehrerin lieber verkneifen sollte.
"Wir sind doch nicht in der Grundschule“ „Ihr benehmt euch aber so und deshalb mache ich es"
Eigentlich hat der S. recht, dass das Grundschulmethoden sind. Die SuS sind 13 manche sogar schon 14 oder 15. Wenn sie nicht "lieb" sind, bekommen sie die rote Karte. Du lässt Dich dann noch zu der blöden Bemerkung hinreißen.
„Ihr benehmt euch aber so und deshalb mache ich es"
Das ist eine Beleidigung für die meisten Grundschüler/innen. Die benehmen sich nämlich normal. Warum sagst Du dann nicht lieber "Benehmt Euch und ich kann diese Grundschulkarten wegpacken" oder "Mach einen besseren Vorschlag, wie ich euch mitteilen kann, dass mich Euer Verhalten zum Weiterarbeiten stört"
Du kennst mit Sicherheit die 4 Seiten einer Nachricht. Ihr habt beim Studium sicherlich gelernt, dass man Botschaften immer auf der Sachebene nehmen soll, ansonsten kann es sehr problematisch werden.
Auch "Schreien" ist immer ein Zeichen von Schwäche und Hilflosigkeit. Lass es. Schreien bringt nur etwas, wenn Du es so selten tust, dass die SuS schokiert sind, wenn Du mal schreist. Das klappt nur, wenn das L-S-Verhältnis i.O. ist.
Du fasst die S an, stehst vor dessen Klotür. Was machst Du, wenn einer provokativ die Hosen runter lässt. Wenn Du Pech hast, bekommst Du eine drübergebraten, weil Du die Intimsphäre verletzt hast. Vielleicht findest Du mich gemein, weil ich Dir das jetzt so schreibe. Ich will Dich aber damit nicht kritisieren oder fertig machen, sondern ich möchte Dir zeigen, dass Du dieses Spiel aktiv mitspielst. Wenn Du da heraus willst, musst Du den Teufelskreis durchbrechen.
Ich finde es gut, dass Du erst mal Arbeitsblätter das nächste Mal machen möchtest. Aber gestalte die so, dass sie 1. sinnvoll sind (keine sinnlosen Abschreibübungen), und 2. machbar, sowohl inhaltlich als auch zeitlich. (Vielleicht ist das für dich selbstverständlich, aber ich habe diesbezüglich schon schlechte Erfahrungen gemacht) Durch die AB hast Du auch Zeit Dich voll auf die Klasse zu konzentrieren. Beleidigt Dich jemand, schreibe genau den Wortlaut auf. Machen sie sich es dann zum Sport, sage ihnen, du hättest jetzt 3 Dinge, das reicht Dir und die wären aussagekräftig genug. Er könne aufhören.
Bedenke auch immer, es sind Hauptschüler/innen. Viele kommen aus der Unterschicht und haben dann leider auch das Unterschichtsdenken. Das unterscheidet sich gravierend von unserem Mittelschichtsdenken. Da prallen Welten aufeinander. Stell Dir vor, Du müsstest eine Woche bei der Königin von England mit all ihren Sitten und Bräuchen leben. Wenn ich von mir ausgehe würde die Sache ganz schön eskalieren.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Erfolg. Gib nicht auf, du kannst dadurch nur lernen. Es wird dir für die Zukunft helfen.
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 | Zwischenbericht |  | von: reliente

erstellt: 03.03.2008 22:41:11 |
Heute war wieder Montag und ich bin mit sehr gemischten Gefühlen in die Schule gefahren....
In meinem Gepäck einige Arbeitsblätter, die ich für die Schüler vorbereitet hatte.
Aber es kam mal wieder anders als gedacht.
Auf dem Vertretungsplan 1. Stunde wieder mein Name, diesmal allerdings für die andere Klasse 7, die "ohne" Chaoten. Aber für mich als Anfänger ist es natürlich eine Herausforderung 10 Minuten vor Unterrichtsbeginn eine Vertretungsstunde aus dem Ärmel zu schütteln... Eigentlich müsste ich doch gewarnt sein: 4 Wochen an der Schule, 3 x Vertretung...
Insgesamt verlief die Stunde besser als erwartet. Meine Doppelstunde in der 5./6. Klasse war ebenfalls eine Vertretungsstunde, die Schulleitung hatte als Vertretung die beiden Klassen einfach aufgeteilt.
In meiner Freistunde habe ich einem Lehrer mein Problem mit der Klasse und der Pausenaufsicht geschildert und ihn gefragt, ob er mir etwas raten kann. Ob ich die Ratschläge so übernehmen möchte ... ich weiß nicht. Als Frau könnte ich meine Betroffenheit besser zeigen, eine Kollegin habe sich vor die Schüler gesetzt und geweint. Sie sei dann sogar von den schlimmsten Chaoten getröstet worden...
Er selber arbeitet mit "Schokolade für Alle". Alle Schüler bekommen etwas, egal ob gut oder nicht.
In der Pause (die Schule hat viel zu wenig Aufsichtspersonen, deshalb muss ich Aufsicht machen) habe ich schon vom Fenster aus gesehen, dass ich wieder mal Spaß haben werden, denn die Schüler hatten Papprollen (diese Dicken, von großen Papierrollen) und prügelten sich damit. Besonders schön knallte es, wenn man diese Dinger direkt auf die Bank haute oder auf den Rücken eines Mitschülers....
Daraufhin habe ich den Direktor angesprochen, dass ich mich nicht in der Lage fühle, diese Rollen zu konfiszieren. Er meinte dann, dass ich schon mal vorgehen soll und er nachkommt.
Also habe ich mich schon mal mit einem Schüler beschäftigt und ihm ganz fest und ruhig gesagt, dass ich seine Rolle haben möchte. Er hat sie dann einem Mitschüler gegeben, der hörte das gleiche. Als er sich wegdrehte und gehen wollte, meinte ich nur ganz gelassen: Wenn es dir lieber ist, kannst du das Ding auch nachher bei deinem Klassenlehrer abgeben. (Wenn der Schüler gewusst hätte, dass ich weder seinen Namen, geschweige den des Lehrers gewuußt hätte.... ) Aber es funktionierte! Er nahm sie und warf sie in den Mülleimer!
Als ich mich der zweiten "Rolle" zuwenden wollte, kam mir der Direktor zu Hilfe. Das ging dann schneller, außerdem warf er die Jungs aus den Toiletten, die sich dort wieder mal versteckt hatten.
Er meinte, dass ich ihn gerne rufen kann, wenn es Schwierigkeiten gibt (oder Schüler schicken), es sei leider sehr schwierig mit der Pausenaufsicht. Das geht nicht nur mir so.
Insgesamt bin ich heute etwas ruhiger aus der Schule gegangen, allerdings immer noch mit diesem Gefühl: Na, welche Katastrophe erwartet mich als nächstes?
Ich möchte mich noch mal bei euch allen für die vielen wertvollen Tipps bedanken!
DANKE! |
 | Nun ja, |  | von: ishaa

erstellt: 03.03.2008 22:56:26 |
ich muss doch sagen, dass da anscheinend einige an der Schule Probleme haben. Oder zumindest keine Lust, diese anzugehen. Zu wenig Aufsichtspersonen? Kann ja nur heißen, keiner will eine Aufsicht mehr machen als unbedingt nötig. Und wer bestimmt, was nötig ist? Und wenn es schon der Chef meint, dass das "schlimm" sei mit den Aufsichten, müsste man nicht mal drüber nachdenken, ob auch ein "weniger schlimm" möglich ist??
Einen hohen Krankenstand scheint es auch zu geben. Manchmal (nicht immer!) ist das ein Zeichen dafür, dass sich einige innerlich abgemeldet haben. Und dann werden immer in Religion die Gruppen zusammengelegt? Lassen sich da vielleicht auch mal andere Lösungen finden?
Zu Weinen und Schokolade als Bewältigungsstrategie fällt mir ja nun gar nichts mehr ein...
Mit 4 Stunden in der Woche wirst du da nicht viel "reißen", wenn's so aussieht. Mit dir hat das jedenfalls meiner Meinung nach recht wenig zu tun.
ishaa |
 | @lupenrein |  | von: reliente

erstellt: 06.05.2008 22:19:35 |
Als Mann scheint man in einer Hauptschule wirklich bessere Karten zu haben. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich in den Pausen zeige, um Kontakt mit den Schülern zu bekommen. Eher habe ich das Gefühl, dass ich "kleinere Pflänzchen" des Unterrichts wieder zerstöre, in dem ich mich lächerlich mache, weil ich es nicht schaffe, Schüler daran zu hindern, mit gefüllten (und geöffneten!!) Wasserflaschen zu werfen oder sie über unschuldigen Schülern auszukippen. Ich nerve sie höchstens, weil ich ihnen hinterher laufe, um schlimmeres zu verhindern...
Und ich habe nicht gerade das Gefühl, dass ich einem Siebtklässler ( mit ca. 90 Kilo) gewachsen bin, der meiner Aufforderung nicht nachkommt.
Also, was mache ich: Ich informiere nach der Pause den Klassenlehrer und komme mir natürlich total bescheuert vor....
Da ich einen Schulhof beaufsichtige, der überwiegend von Jungs genutzt wird, finde ich es nicht leicht, Kontakt zu finden. Wahrscheinlich kommt dazu, dass ich manchmal schon mit der Angst zu tun bekomme, wenn die Älteren aufeinander losgehen. |
 | Muss |  | von: bolly

erstellt: 07.05.2008 15:51:08 geändert: 07.05.2008 15:51:40 |
mich kurz an diesen Beitrag anhängen.
Ich habe ein ähnliches Los wie reliente. Ich unterrichte Religion mit 26 Stunden. Eigentlich bin ich ausgebildete Grundschullehrerin, aber von den 26 Stunden, die ich jetzt halte, sind es gerade 2 in der ersten Klasse. Der Rest verteilt sich auf die Klassen 5 und überwiegend 9 bis 10.
Ein besonderes "highlight" ist eine 7. Klasse. Heute habe ich den Film "Luther" mit ihnen angeschaut. Gut, ich gebe zu, er ist nicht immer einfach zu verstehen. Dazu gab es kurze Beobachtungsaufgaben.
Jedenfalls, 15 Minuten vor Stundenende hat es keinen mehr interessiert. Es wurden Papierfetzen herumgeworfen, geratscht und weiteres. 3 Minuten vor Schluss stehen sie auf, räumen auf, ratschen ungeniert und bei Gongschlag würden sie am liebsten ohne Gruß nach draußen, wenn ich nicht mit einer Donnerstimme dazwischen gehen würde.
Gespräche mit einzelnen, wie der Unterricht vielleicht so sein könnte, dass sie mitmachen führen immer ins Leere. Eigene Vorschläge zur Verbesserung der Situation machen sie nicht.
Den Tip vom Schulleiter, Mitteilungen und Verweise auszuteilen ist nicht ganz umsetzbar, weil es eine relativ große Gruppe ist, die immer stört. Dabei bin ich mir auch unsicher: Wo endet die Grenze, ab wann kann ich einen Verweis ausstellen und ihn auch gegenüber den Eltern vertreten, die in dieser Klasse von der Mustergültigkeit ihrer Kinder überzeugt sind. Obwohl mir der Schulleiter sagte, dass die Klasse letztes Jahr noch schlimmer war.
Da dann, Prost Mahlzeit.
Über Tips würde ich mich sehr freuen.
Gruß, bolly |
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