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Forum: "Was ist bei Euch ein normaler Notendurchschnitt?"
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| . | | von: ing_08
erstellt: 09.03.2008 15:18:25 |
Die Durchschnitte stehen und fallen mit der Lerngruppe, oder?
begleitende Stoffwiederholung für 12. Klasse, Matheleistungskurs (bald sind Prüfungen )
Klausur Okt 07:
8,5 Notenpunkte
ergo zwischen 3 und 3+ (~ 2,85)
Klausur Dez 07:
10,3 Notenpunkte
ergo 2- mit schwacher Tendenz zur 2 (~ 2,2)
Klausur Feb 08:
2,3 Notenpunkte
also 5 mit schwacher Tendenz zur 5+ (~ 4,9)
Die Klausur vom Februar kommt hier bald online, ich bin gerade am Schreiben der Lösungen für das PDF. Sie war ausgewogen & schwer, aber bisher am besten der Prüfungssituation angepaßt.
Zensuren muß man sich verdienen, gute wie schlechte. |
| ... | | von: piramia
erstellt: 09.03.2008 15:52:40 |
Die Kinder wollen den Schnitt wissen - aber sie fragen danach, bevor ich die Tests zurückgebe - was erfahren sie daraus? Die Schnitte in der Grundschule liegen meist zwischen 2,6 und 3,0. Für meine Kollegen und mich ist es ein kleiner Anhaltspunkt über den Stand der Klasse, die Kinder die besser als der Schnitt sind freuen sich und die anderen, die immer unter dem Schnitt liegen, sind mal wieder frustriert - deshalb gebe ich ihn in der Regel nicht an die Kinder weiter.
Abgesehen davon, dass ich Noten nicht mag, kann es für eine Kind, das immer 5er schreibt eine tolle Leistung sein, mal auf 3,5 zu kommen und das versuche ich dem einzelnen Kind dann auch zu vermitteln. |
| . | | von: ing_08
erstellt: 09.03.2008 23:58:53 |
Das sehe ich ähnlich.
Die '6' ist einfach überflüssig, fünf Notenstufen mit Tendenz (+, -) reichen zu.
Die '6' hatte nach der Einführung spürbar dazu beigetragen, den Zensurenmaßstab nachhaltig aufzuweichen. Während bis dahin die '3' geduldet wurde, und immer Anlaß für die Lehrerin gab, sich subtil, anstachelnd, motivierend zu äußern, daß man sich doch eigentlich auf eine "gute" Zensur verbessern möchte, hat die '6' die '3' in eine breite Akzeptanz geführt.
Die Älteren betonen den Spruch "Die 3 ist die 1 des kleinen Mannes." immer mit Ironie, heutzutage ist das tatsächlich ernstgemeint!
Für mich persönlich ist schon die universitäre Aufsplitterung - die ich auch selber nur zum Vergleich bei der Zensierung benutze und die auch hier in meinen Materialien zu finden ist - grenzwertig.
In der Realität sieht es so aus, daß durch die hochgradig willkürliche Notenvergabe an der Universität nicht nachvollziehbar ist, ob denn nun bei dem einen die 1,3 wirklich berechtigt war im Vgl. zur eigenen 1,7 oder sowas eben.
Das eine ist "sehr gut" (keine Entsprechung im schulischen Maßstab), bzw. "excellent", während das andere "gut" (im schulischen Maßstab "sehr gut"), bzw. "very good" sein soll.
Im Nachhinein kommt bei Gesprächen in unserer Truppe eigentlich immer nur zum Vorschein, daß die Abstufungen seltenstenfalls realistisch getroffen wurden. So ziemlich alle hätten sich die klassische Skala von der '1' bis zur '5' gewünscht - allerdings mit an den Unimaßstab angepaßten deutschen Bezeichnungen:
1 - "hervorragend"
2 - "sehr gut"
3 - "gut"
4 - "ausreichend"/ "bestanden"
5 - "nicht ausreichend"/"durchgefallen"
Wenn ich an die Gymnasialzeit zurückdenke, war diese sezierende Notenpunkteskala auch viel zuviel. Bei einer zu feinen Stufung verliert man sich doch in Nichtigkeiten, muß übertriebene Grabenkämpfe mit den eigenen Prioritäten führen und kann eine ausgewogene Zensierung nicht gewährleisten.
Wo ein Schüler jeweils mit seiner Leistung landet, entscheidet doch absolut nicht die Notenskala!
Sondern ich entscheide das. Als Lehrer. Indem ich verantwortungsvoll bewerte. Vorher ordentlich Gedanken anstrengen zur Punktevergabe, vorher die Prioritäten klären, was ich sehen möchte für eine "gute" Leistung, was auf keinen Fall mehr eine "ausreichende" Leistung sein darf, welche Mängel ich mit meinem persönlichen Mut zur Zensur '1'
vertreten kann, welche unkonventionelle Herangehensweise mir an ein Problem noch als statthaft erscheint, und was aus welchen Gründen auch immer Abzüge nachsichziehen sollte.
Mit dieser für mich wichtigen intellektuellen Vorleistung kommen die Schüler dann auch ziemlich genau an die Zensur, die sie sich redlich verdient haben. Durch + oder - kann ich doch sogar die Tendenz der Leistung wunderbar angeben. Zum Schluß rechnet man + und - gegeneinander auf - je nachdem was überwiegt, hat man eine solide Grundlage zum Runden von Abschlußzensuren, erhält man Überblick, in welche Richtung die Leistungskurve nach längerer Zeit gebogen ist, und und und.
Wie wöllte ich denn solche Gedankengänge mit einer überfeinen Notenskala bewältigen? Manche Lehrer haben anscheinend nichts Beßres in ihrer Zeit auszukaspern, als "Ach, ist das nun eine 2,3 oder doch eher eine 2,4. Aber wenn das eine 2,4 wird, dann hätte der andere in Relation statt der 3,5 eigentlich doch eher eine 3,6 bekommen müssen".
Das ist doch Lesen im Kaffeesatz!
(Und lächerlich noch nebenbei.)
Aus einer Skala mit fünf Stufen holt man immer mehr heraus, als aus ultrafeinen Sprüngen. Doch hauptsächlich vermeidet man die Bewertungsungerechtigkeit, die immer dann auftritt, wenn die gleichmäßige Vergabe der einzelnen Zensuren über lange Zeitspannen hinweg nicht sichergestellt ist.
Vergebe ich zum Schuljahresanfang für ein bestimmtes Niveau eine 2+, so muß ich einfach dafür sorgen, daß es am Schuljahresende für ein vergleichbares Niveau auch noch die 2+ gibt.
Das wird umso unwahrscheinlicher, je feinere Zensuren ich gebe. Zensierung im Zehntelbereich (häufiger zu finden, als man denkt) zweifle ich deswegen schon aus Prinzip an.
So eine Zirkusnummer geht eine Woche gut, bei der nächsten Arbeit sind die detaillierten Überlegungen aber schon vergessen, also das Maßnehmen, wie man denn nun die 2,1 von der 2,2 unterschieden hatte. (Und weswegen!)
Bei Uninoten wie Komma drei, Komma sieben ist eine etwas differenziertere Zensierung vielleicht sogar von allen Alternativen zu einer klassischen Stufung am günstigsten, da man Komma sieben einfach wie ein + ansieht und Komma drei wie ein -.
Die Zensurenskala ist jedenfalls das unerheblichste Glied in der Kette, was die Leistungseinschätzung eines Schülers betrifft. Hauptsächlich liegt es am Lehrer, genauer gesagt, wieviel Gedanken der Lehrer bereit ist, in einen Leistungsnachweis zu stecken, damit Ideale wie Ausgewogenheit, Fairneß und realistische Leistungsabbildung gewährleistet werden kann.
Wie man sieht: Es ist zugleich Verantwortung und Freiheit. Dieses wunderbare Recht von Gottes Gnaden lasse ich mir aber bestimmt von keiner überfeinen Zensurenskala kaputtmachen, indem ich jeden Überblick verliere, warum ich am Tag X für den Gedanken Y eine 3,9 vergeben habe. Am Ende frage ich mich dann noch, weshalb ich so einen Quatsch fabriziert habe und auf welcher Grundlage ich mir das ausgekaspert hatte.
1 bis 5 reichen völlig.
Schlußendlich ist die Zensierung eine der wenigen echten Freiheiten des Lehrerberufes, die man auch entsprechend würdigen sollte.
(Es ist eine Form des Entscheidungstreffens, wovon man ja auch behauptet, es sei die einzig wahre Freiheit, die der Mensch besäße.)
Ahoi |
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