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Forum: "Gesamtschulbefürworter"
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| Grundschule = Gesamtschule? | | von: volleythomas
erstellt: 04.04.2008 19:22:53 |
Nachdem ich schon zitiert wurde, denke ich ich sollte auch zu diesem Thema meinen "Senf dazugeben".
Ich habe in der Nähe meiner Heimatstadt eine Gesamtschule gehabt und konnte so die Ergebnisse von Gesamtschulen mit den Ergebnissen "normaler" Schulen vergleichen. Ich kam zu dem Schluss, dass das Gesamtschulsystem, so wie es praktiziert wird, nicht so richtig funktionieren kann, weil eben, wie oben schon angesprochen, aus diesen Schulen Schulbunker für eine riesige Anzahl von Schülern entstehen (müssen).
Interessant daher die Überschrift des "Vorschreibers", der ich zustimmen will.
Das dreigliedrige System hat das Problem, dass einfach erheblich zu früh selektiert wird. Das Gesamtschulsystem hat das Problem dass riesige, unübersichtliche und unpersönliche Schulen entstehen müssten.
Warum orientiert man sich in diesem Zusammenhang nicht an den PISA-erfolgreichen Staaten?
Acht bis neun gemeinsame Jahre, nach denen dann jeder den für ihn geeigneten Weg gehen kann, mit einer Art Realschule und einer Art Gymnasium, die zu den entsprechenden Abschlüssen führen, für die fähigeren Schüler und der Eintritt in das Berufsleben für die, die das eben nicht schaffen, benachteiligen keine Spätentwickler, die ja durch die "Ochsentour" verschiedener Schularten nicht nur mehr Schwierigkeiten haben, das Ziel zu erreichen, als auch zum Teil erhebliche zeitliche Einbußen erleiden.
Dieser neue Schultyp, gepaart mit kleinen Klassen bis max. 15 Schülern pro Klasse bereits ab der ersten Klasse sollte in der Lage sein, innerhalb relativ kurzer Zeit die bestehenden Probleme (von denen jeder hier zu genüge kennt) zumindest zu lindern. Ganz lösen wird man sie nie können.
Liebe Grüße,
Thomas |
| Gesamtschule als Allheilmittel? | | von: rfalio
erstellt: 04.04.2008 19:43:36 geändert: 04.04.2008 19:47:29 |
Nein!
Begründung:
Die Erfolge der skandinavischen Schulen bei Pisa liegen weniger am System, sondern an der personellen und materiellen Ausstattung und der Wertschätzung der Bildung in der Gesellschaft (sonst dürfte der Gesamtschulverweigerer Bayern doch keine Spitzenwerte bei PISA erreichen )
Auch die Auszeichnung mit Schulpreisen für Gesamtschulen ist so kein Argument, denn ich weiß nicht, auf welche Bedingungen beim Bewerten geachtet wurde. Wird z.B. auf eine Ganztagsbetreuung Wert gelegt, wird die Anzahl der Wahlkurse bewertet, werden Einrichtungen wie Schülercafe oder Mensa verlangt...? Alles Dinge, die eine Gesamtschule, die ja meist auch Ganztagsschule ist, a priori schon mitbringt.
Das Argument, dass es auch im gegliederten Schulsystem zu große Schulen gibt, ist auch nicht tragfähig, denn die würden bei einem Gesamtschulsystem ja noch größer.
Da glauben unsere Politiker (und die Leute im Finanzministerium) viel zu stark an die Einsparungsmöglichkeiten durch große Systeme, als dass sich da was ändern würde.
Dazu ein Rechenbeispiel:
Klassenteilungsgrenze 33 (Annahme)
In einer Hauptschule habe ich 81 Schüler, in der Realschule daneben ebenfalls 81 und im Gymnasium 104.
Gibt:
Je 3 Haupt- und Realschulklassen a 27, 4 Gymnasialklassen a 26, also 10 Klassen mit etwa gleicher Klassenfrequenz
Legen wir zusammen: 266 Schüler in 9 Klassen mit Schülerzahlen zwischen 29 und 30.
Da jubelt der Finanzminister! Eine Klasse gespart!
rfalio
Nachtrag: Inzwischen hat volleythomas noch eine Beitrag gebracht.
Zitat:
Dieser neue Schultyp, gepaart mit kleinen Klassen bis max. 15 Schülern pro Klasse bereits ab der ersten Klasse sollte in der Lage sein, innerhalb relativ kurzer Zeit die bestehenden Probleme (von denen jeder hier zu genüge kennt) zumindest zu lindern.
Die 15 pro Klasse wären ein Traum, egal in welchem Schulsystem und die bringen sicher viel mehr als irgendwelche Systemumstellungen. |
| Darauf hab ich hingewiesen... | | von: volleythomas
erstellt: 04.04.2008 19:53:27 |
Wie ich in meinem Beitrag erwähnte wäre (wie in Schweden) eine maximale Schülerzahl von 15 ein wichtiges Mittel zur Förderung der Schüler. Was nützen uns Klassen mit 20-35 Schülern? Individualisierung und Diferenzierung kann nur da stattfinden, wo man individuell mit Schülern arbeiten kann. Bei den Klassen in Schweden sind übrigens zusätzliche Assistenten in den Klassen...
Damit hast du Recht wenn du sagtst dass die Ausstattung den Vorteil der skanidavischen Länder ist. Das liegt genau auf meiner Linie.
Das Ansehen der Bildung zu verbessern wird jedoch kaum gelingen, wenn Lehrer permanent in überfüllten Räumen stehen müssen und ihre Arbeit nicht so machen können wie sie es eigentlich gelernt haben. Wenn die Eltern durch einen Systemwechsel merken dass das "neue System" die Schüler viel besser fördern kann, weil der Lehrer in der Lage ist, jedes Kind da abzuholen wo es steht, wird sich auch das Ansehen des Lehrerstandes verbessern.
Zur Zeit sind wir ja nur diejenigen, die den Schülern und den Eltern das Leben schwer machen, weil wir nicht in der Lage sind, individuell zu arbeiten.
Thomas
P.S.: Noch ein kleines Zitat, dessen Urheber ich aber leider nicht kenne:
"Politiker investieren lieber in Gefängnisse als in Schulen, weil in die Schule müssen sie sicher nicht mehr..." |
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