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Forum: "Ausstieg aus der Klasse"
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| Nicht aufgeben! | | von: ivy81
erstellt: 08.04.2008 19:51:03 |
Deine Suche nach Hilfe und das was du schreibst (Faustlos, Freiere Arbeit...) klingt so, als hättest du auf jeden Fall Ahnung davon, was du tust. Das ist doch schon mal eine super Grundlage.
Wenn du als Klassleitung nur 14 Stunden hast, ist es sicher nochmal zusätzlich schwer, weil viele in der Klasse zusammenarbeiten.
Ich hatte im Ref anfangs ein ähnliches Problem. Ich hab mich erst mal mit den anderen Kollegen besprochen, damit wir in der Klasse wirklich konsequent dieselbe Linie fahren und jedes Kind weiß, woran es ist. Wir haben einen Maßnahmen- Katalog erarbeitet. Diesen haben wir dann mit den Eltern an einem Elternabend besprochen, geändert und ausgeweitet. Dadurch hatten wir die auch voll mit im Boot, was sich am Ende als extrem wichtig und entscheidend herausgestellt hat. In einem Elternbrief haben sie es dann nochmal alle schriftlich bekommen.
Das war zwischen Herbst und Weihnachten. Es hat dann noch etwa bis Fasching gedauert. Dann hatte sich die Situation prima eingespielt und wir kamen bis zum Jahresende (von kleinen Ausreißern abgesehen) super klar!
Also mach damit weiter, dir jede Hilfe zu holen, die du bekommen kannst. Es kann für dich und die Kinder nur besser werden!
Kopf hoch!
ivy |
| @zufriedenheit | | von: indidi
erstellt: 08.04.2008 22:26:44 |
Die Hinweise von ivy81 sind sicher ein Überlegung wert.
Wenn viele Lehrer (Wie viele sind es denn bei dir?) in der Klasse sind, sind die Unterrichtstile, Regeln und Rituale oft sehr unterschiedlich.
Die Kinder probieren da immer wieder aus und "testen" ob die Regeln auch wirklich gelten.
Toll wäre es natürlich, wenn du mit den Kollegen an einem Strang ziehen könntest.
Wenn nicht, musst du es halt alleine für deine Stunden hinkriegen.
Die Schüler müssen ganz klar die Regeln (wenige!) kennen, die bei dir gelten und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung.
Probier da nicht mehr rum, sondern entscheide dich und zieh das konsequent durch.
Freu dich über kleine Erfolge.
Rechne mit Rückschlägen und
versuch trotzdem immer auch das Positive bei den Kids zu sehen.
(Was können sie schon, wo kannst du sie loben, was machen sie gut...)
Und lass dir mit dem "freieren Arbeiten" halt einfach Zeit.
Öffne nur kleine Phasen.
Lass sie vielleicht erst mal nur mit einem Kind zusmmenarbeiten, mit klaren Arbeitsaufträgen.
Lass sie nur aus ein paar Möglichkeiten was auswählen.
Meine "Kleinen" sind immer auf "Stempel" abgefahren. Sie hatten einen kleinen Zettel mit Kästchen. Und für jede Arbeit (z.B. 1x1 üben mit verschiedenen Materialien) die sie erledigt hatten und mir gezeigt hatten bekamen sie einen Stempel.
Schreib doch noch ein bissl was über die Kinder und deinen Unterricht,
dann können wir dir vielleicht noch mehr Tipps geben.
Wie viele Schüler hast du denn? |
| Plätze wechseln | | von: anne1320
erstellt: 08.04.2008 22:39:30 |
Ich habe etwas mehr Ruhe in meine Klasse bekommen, nachdem die Sitzplätze durch Zufallsprinzip zustande kommen. Jede Woche wird die Sitzordnung neu zusammengestellt. Ich gehe dabei so vor: Die Tische stehen in Hufeisenform. Die Namen meiner Schüler/innen habe ich auf farbigem Papier ausgedrucht (blau für die Jungen, rot für die Mädchen), Den ersten Schüler(die erste Schülerin) ziehe ich selbst. Dieser darf dann seinen (gleichgeschlechtlichen Nachbarn ziehen). Neben ihm sitzt dann ein Mädchen, dass auch als direkte Nachbarin ein Mädchen ziehen darf. Nun wird wieder ein Junge gezogen... Jeden Montag wird so die Sitzordnung neu zusammengestellt.
Dieses Verfahren hat mehrere Vorteile: Die SuS plaudern nicht so viel, wenn sie nicht neben dem Freund/der Freundin sitzen, sie arbeiten in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, kein SuS fühlt sich bei der Sitzplatzwahl ausgeschlossen ... und da ich jede Woche wechsele, wird auch akzeptiert einmal neben jemandem zu sitzen, den man nicht so gerne mag (und vielleicht stellt man in dieser Woche sogar fest, dass man ganz gut zusammen arbeiten kann). ... übrigens meine Kids freuen sich jedesmal auf die "Sitzplatzverlosung". Sie finde es sehr spannend.
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| Hallo Rolf | | von: molly12
erstellt: 09.04.2008 16:36:03 |
Ich kenne auch Kinder, die selbstständig und intensiv arbeiten und mit denen es auch klappt, sie aus Aufgaben frei wählen zu lassen. Leider sind in der Realschule viele Kinder dazu nicht oder nicht mehr in der Lage. Kinder, die einem Arbeitsauftrag wie, "Schreibt das von der Tafel ab!" nicht nachkommen und Freiarbeit als "frei von Arbeit" verstehen.
Und selbstständig lernen/sich selbst etwas erarbeiten klappt bei den allermeisten schon gar nicht. Falls ich in einem Anfall von Waghnsinn versuche, sie in Mathematik ein Unterthema selbst erarbeiten zu lassen (auch handlungsorientiert), kommt sofort von allen Seiten: "Versteh ich nicht!", "Was sollen wir machen?" und in allen Lebenslagen besonders beliebt: "Sie haben uns die Aufgabe nicht erklärt, also können wir sie nicht!"
(Die zig gleichartigen Aufgaben werden nicht als solche erkannt.)
Und ich kann auch nicht sagen, dass ich den Schülern misstraue, ich probiere es auch immer wieder, allein schon, damit diejenigen, die selbstständig arbeiten können und wollen auch mal zum Zuge kommen.
Trotzdem gibt es gerade in Mathematik Phasen, wo ich den Stoff/die Aufgaben erklären muss. Und das geht nicht, wenn die halbe Klasse nicht zuhört und stattdessen lieber mit dem Nachbarn quatscht.
Vielleicht sind die Probleme in der Grundschule noch nicht so da. Das kann ich nicht beurteilen. Bei meinen Hospitationen in der Grundschule habe ich die Klassen auch weit selbstständiger arbeiten sehen, als ich das aus meiner Realschulpraxis kenne. In den Sommerferien nach der 4. Klasse müssen die Kinder die Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten verlieren, denn schon ab der 5. Klasse klappt es gar nicht mehr. Ein Grund ist mit Sicherheit, dass meine Schüler viele verschiedene Lehrer haben, die alle nur am hetzen sind, so dass man nicht dazu kommt sich abzusprechen, welche Arbeitsformen geübt werden sollen. Und wenn ich eine Klasse nur 4 Stunden in Mathematik oder gar nur eine in Physik habe, komme ich auch nicht dazu.. Innerhalb kürzester Zeit ist dann alles weg, was sie in der Grundschule gelernt haben. Schade! |
| selbstständig lernen und arbeiten | | von: rolf_robischon
erstellt: 10.04.2008 09:43:05 geändert: 10.04.2008 10:39:50 |
Hallo molly, Du schreibst:
...Leider sind in der Realschule viele Kinder dazu nicht oder nicht mehr in der Lage. Kinder, die einem Arbeitsauftrag wie, "Schreibt das von der Tafel ab!" nicht nachkommen und Freiarbeit als "frei von Arbeit" verstehen.
Und selbstständig lernen/sich selbst etwas erarbeiten klappt bei den allermeisten schon gar nicht....
Das glaub ich durchaus. Kinder die nicht erfahren haben, dass sie selbstständig und miteinander an etwas arbeiten können, sondern Schule erlebt haben als die Einrichtung in der man Aufträge bekommt, die "richtig" gegen Punkte abgeliefert werden sollen, überlegen nur noch, was "verlangt" wird und was es dafür gibt und wie man so einen Auftrag umgehen kann. Das tun sie dann auch.
Die sogenannte Freiarbeit überlässt Kindern doch nur die Zeiteinteilung bei der Erledigung von Aufträgen ("Das musst du machen, egal wann, Hauptsache in dieser Woche")
Ich denke mal, dass ein Übergang zu Freiheit im Lernen allerhand Zeit braucht (nach einem Bericht aus der Sudbury Valley Schule "Vom Übergang zur Freiheit" dauert es etwa ein Jahr)
Lehrer geben oft schon nach ein paar Tagen auf.
Zur "Sitzordnung": Bei mir konnten Kinder sich jederzeit ihren Platz aussuchen.
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