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Forum: "Gretchenfrage: Wie hältst du's mit der Transparenz?"
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| Bin zwar an einer GS | | von: janne60
erstellt: 04.09.2008 20:35:41 |
mit nur 12 Klassen (kenne also so große Systeme nicht), aber die Stimmung, die rhauda beschreibt, greift auch bei uns immer mehr um sich. Transparenz ist bei uns in allen Bereichen gegeben, da unsere SL sehr gesprächig ist und auch nicht sehr diskret. Wir wissen um die Verteilung der Deputatsstunden genauso gut Bescheid wie über die Magen-Darmverstimmung der krank gemeldeten Kollegin
Das Gemaule und Gezerre um Vorteile und Vorzugsbehandlungen rührt meiner Meinung nach daher, dass unsere Chefin es ständig jedem Recht machen will (was bekanntlich nicht geht)und von daher permanent Entscheidungen trifft, verwirft, ändert usw. Sobald ein anderer kommt und seine Argumente vorbringt, kippt sie die soeben getroffene Veränderungsveränderung wieder um. Das ist insgesamt schon nervig genug (weil man sich auf nix verlassen kann), aber dadurch bekommen eben manche Kollegen das Gefühl, sie könnten die Dinge in ihre Richtung bewegen und zwar auch da, wo der Dienst über dem Privatleben steht. Manchmal komme ich mir im Lehrerzimmer vor wie im Kindergarten (und muss dann denken: Und Ihr geht nachher in eure Klassen und scheißt eure Kinder zusammen, weil die sich genauso verhalten) |
| Mütter | | von: rhauda
erstellt: 04.09.2008 22:25:36 geändert: 04.09.2008 22:27:20 |
Wer zurzeit besonders aggressiv auftritt, ist die Gruppe der Mütter.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es manchmal ist, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen. Man tut ja auch, was man kann, um den Frauen, die Kinder haben, entgegen zukommen.
Mittlerweile habe ich aber solche Forderungen auf dem Tisch:
Bei 19 Wochenstunden einen freien Tag, und der muss am Dienstag sein, weil ich da keine Betreuung habe.
20 Wochenstunden: Jeden Tag die 6. Stunde frei.
Wenn es dann aber nur 3 Mal die Woche klappt, ist Holland in Not. Da gibt es dann Weinkrämpfe im Rektorenzimmer, Drohungen "dann muss ich halt mal häufiger krank sein" und der Vorwurf, kinderfeindlich zu sein.
Betreuungstage bei Krankheit von Kindern stehen jedem zu. AUCH dem Ehegatten, der in einem anderen Beruf arbeitet. Warum ist es eigentlich selbstverständlich, dass immer die Lehrerin aus dem Unterricht genommen werden muss? Ist Schule kein normaler Arbeitgeber? Ist die Arbeit des Sachbearbeiters im Automobilwerk (mit Jobgarantie) so viel wichtiger als 30 Schüler, die morgens ohne Lehrkraft dastehen?
Was mich dann daran ärgert, ist, dass im Kollegium jede Menge Leute sauer über diese Forderungen sind (die ja meistens als Konsequenz schlechtere Bedingungen für alle anderen bedeuten), es den betreffenden Personen aber nicht selbst gesagt wird. |
| Das ist nur zu toppen | | von: veneziaa
erstellt: 05.09.2008 07:01:21 geändert: 05.09.2008 08:37:20 |
durch Ehepaare mit Kindern, die das Geld für eine Tagesmutter sparen wollen...
DAS verkraften wir zur Zeit in mehreren Fällen, eine wahre Unverschämtheit. Das beginnt beim Bauen des Stundenplans. Immer will einer früher, der andere später, nachmittags höchstens gleichzeitig usw. - und sehr oft ist einer "krank", wenn das Kind krank ist. Verständlich, aber bei Häufung für Klassen und Kollegen eine Belastung.
Dennoch haben alle keine Abneigung, ihr Gehalt regelmäßig zu kassieren...
Es ist richtig: Es gereicht sehr zum Nachteil anderer Kollegen, wenn einigen Leuten die Pläne nach Wunsch zusammengestellt werden.
Übrigens: Wenn man anfallenden Vertretungsunterricht den befreundeten Kollegen aus dem LZ überträgt, kann man nach einiger Zeit bemerken, dass die Kollegen DOCH miteinander rumzackern. Wenn man immer wieder jemanden vertreten muss, von dem man weiß, der fehlt schon wieder wegen seines Kindes, weil er das Geld für eine Betreuung sparen will, dann kommt es automatisch irgendwann zu Diskussionen im LZ.
Ich habe auch zwei Kinder, die ich mir jedoch nicht auf Kosten meiner Kollegen "geleistet" habe!
(Sorry, passt nicht ganz zum Thema)
Ich frage mich jedoch:
Warum ergeht der Schrei nach mehr Transparenz?
Drückt das nicht das Misstrauen aus, das man gegenüber einer Schulleitung hat? Oder zeigt es wahres Interesse? |
| Laiendarsteller im Job | | von: bakunix
erstellt: 05.09.2008 16:12:41 |
Nach diesen Beiträgen drängt sich mir folgende These auf: Ich vermute, eine der Hauptursachen, weshalb unser Beruf nicht professionell sich entwickelt, liegt darin, dass nahezu jedes Deputat angestrebt werden kann, weil man nicht immer seinen Lebensunterhalt davon bestreiten muss. Mit professionell meine ich das Verhalten außerhalb des Klassenzimmers in der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Wenn jegliche Art von Befindlichkeit eingebracht werden kann, weshalb man nur bis zur 5. Stunde unterrichten kann, weshalb Nachmittagsunterricht ganz unmöglich ist, weshalb Doppelstunden eine Zumutung sind etc., dann kann sich kein Denken entwickeln, das von berufsständischer Qualität ist bzw. schulpolitische Dimensionen in den Blick nimmt. Dann bleibt man im privat-familiären Meinen verhaftet und legt diesen Maßstab für den Arbeitsplatz Schule an. Wenn das so bleibt, befürchte ich, werden wir von den pädagogischen Laien kaum noch zu unterscheiden sein und weiterhin alles abnicken oder ignorieren, was schulpolitisch von uns verlangt wird.
Ich neige zunehmend der Auffassung zu, eine verbindliche Präsenspflicht an der Schule, etwa bis 15 Uhr, würde der Professionalisierung unseres Berufsstandes sehr förderlich sein. Das ganze Geschwätz, wie oben von mir angeschnitten, wäre dann hinfällig.
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| Schließe ich mich gern an | | von: janne60
erstellt: 05.09.2008 16:28:02 |
und weiß jetzt schon, wer meiner KollegInnen mich für diesen Vorschlag steinigen würde.
Dieselben, die um jede freie Stunde feilschen, die sich totärgern, wenn mal ein Feiertag auf den Donnerstag fällt, an dem sie nur 3 Stunden gehabt hätten ("der Mittwoch hätte sich doch gelohnt, da wären 6 Std. ausgefallen"), dieselben, wegen denen nicht durchzukriegen ist, dass unsere 1. Dienstbesprechung noch in den Ferien stattfindet statt am 1. Schultag
wegen denen die Idee einer regelmäßigen "Teamsitzung" nicht zu realisieren istundundund...
Ach du meine Güte, nur nicht aufregen jetzt, is doch Wochenende
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