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Forum: "dumm, faul, unfähig"
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| Ich kann wirklich nicht sagen, dass mir einige SuS an meiner Hauptschule im Ruhrgebiet, insbesondere | | von: lupenrein
erstellt: 28.10.2008 00:25:08 geändert: 28.10.2008 00:26:48 |
in der 6. und in der 8. Klasse, das Leben besonders leicht machen, aber schließ lich bin ich der Lehrer und sie die Kinder.
Es dauert eben immer eine Weile, bis man sich den Respekt der Schüler verdient hat.
Das geht nach meiner Erfahrung weder durch Arroganz, durch Ignoranz noch durch Kumpanei, sondern nur durch Konsequenz und durch Fairness.
An allen bisherigen Schulen war ich übrigens meist, außer zum Kaffeetrinken, sehr oft auf dem Schulhof zu finden - auch wenn ich keine Pausenaufsicht habe - .
Manchmal frage ich mich, worauf sich einige Kollegen eigentlich etwas einbilden:
- auf ihre Ausbildung?
- auf ihre "Überlegenheit" gegenüber Schülern?
- auf ihr Elternhaus?
- auf ihren Ausbildungsgang?
- auf ihre Intelligenz?
Wer sich selbst fragt, wieviel davon wirklich dem eigenen Bemühen und Streben entsprang und was quasi mitgegeben bzw. vorgezeichnet war, wird angesichts mancher Schülerschicksale hoffentlich weniger großkotzig und mehr demütig und erinnert sich hoffentlich, was das Ziel eines jeden Lehrers sein sollte:
- Menschen zum selbsbestimmten und selbständigen Leben zu ertüchtigen und ein wenig daran mitzuarbeiten, sie "gesellschaftsfähig" zu machen - mehr nicht - und genau das überfordert leider viele von uns - |
| Genau das meine ich! | | von: janne60
erstellt: 28.10.2008 16:43:37 |
Was für ein schönes Lied, kannte ich nicht.
Und genau diese Haltung fehlt mir überhaupt bei vielen. Es klang hier schon an, oft sind es die Jüngeren, die mit einer Eiseskälte auftreten, als hätten sie nicht gerade ihre Schulzeit erst hinter sich. Die meiste Herzenswärme, Güte und Geduld findet sich bei den Älteren. Und damit ist nicht gesagt, dass die nicht autoritär wären (kann natürlich nur für meine Schule sprechen, vielleicht ist es anderswo ja umgedreht).
Bei den Praktikanten und Referendaren, die ich zuweilen betreue, waren auch schon welche drunter, die ich gefragt habe, ob sie diesen Beruf aus Überzeugung gewählt hätten und ob sie überhaupt Kinder mögen. Eine brach in Tränen aus und meinte, ihre Eltern wollten, dass sie Lehrerin wird (dass es sowas heute noch gibt......). Einer brach mitten im Praktikum ab (Gottseidank!) und befand den Beruf für ungeeignet. Eine war sehr beleidigt und erschien nicht mehr zum Abschlussgespräch. Was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Und warum so viele andere, die keinen Draht zu Kindern haben, in die Schulen drängen, weiß ich auch nicht |
| Lanze für die Junglehrer | | von: aurin1
erstellt: 28.10.2008 20:56:29 |
Die Junglehrer sind oft strenger als die alten. (Bin selber einer der ersteren Art) Das stimmt, das finde ich aber nicht unbedingt einen Fehler der Junglehrer, sondern der Sache an sich.
Als Junglehrer ist man immer noch ein Wackelkandidat, der seine Verbeamtung noch nicht sicher hat und auf dessen Notenbild mehr geschaut wird. Wenn es nicht ruhig in der Klasse ist, sieht man die Schuld immer bei sich, und denkt sich, dass die Kollegen sicher bei einer stärkeren Lautstärke meinen, man hätte die Klasse nicht unter Kontrolle. Und deshalb wird man streng und reglementiert mehr.
Zudem haben ältere Lehrer eine Autorität, die sie sich mit den Jahren erworben haben. Sie sind eben sichtbar älter als die Schüler. Diese Autorität haben Junglehrer, de manchmal sogar noch von den Kollegen für Schüler gehalten werden und im Pausenhof von älteren Schülern mit "Du" angeredet werden nicht. Woher auch? Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich von der Klasse soweit abzugrenzen, dass sie einen als Lehrer akzeptiert, wenn schon nicht durch das Alter.
Fachwissen ist eine solche Methode. Und das kann eben in solch geballten Wissenkonfrontationen gipfeln, dass man den Schülern - aus Bosheit, Verzweiflung oder Unbedacht - zeigt, dass man eben mehr weiß als sie und sie noch "dumm" sind.
Ich hoffe aber, dass sich das mit der Zeit auch gibt und man eben andere Methoden lernt, an Autorität zu gewinnen. Gerade bei Junglehrern habe ich da etwas mehr Hoffnungen. |
| @ janne60 und aurin1 | | von: hesse
erstellt: 29.10.2008 16:30:50 |
Ich kann Euch nur zustimmen, wobei janne ein grundsätzliches Problem anspricht, das ich ja auch schon weiter oben angerissen habe, und somit gar nicht im Widerspruch zu aurin steht:
"Wer Schüler nicht mag, wird nie ein guter Lehrer (und sollte es am besten gar nicht erst versuchen!)!"
Sei Du selbst, d.h. zu den Schülern freundlich, setze aber klar und bestimmt die Grenzen (sprich: konsequent sein) und gib ihnen gleichzeitig das Gefühl, daß Du sie magst bzw. ernst nimmst.
Wenn Du das beherzigst, dann brauchst Du nicht den harten Hund raushängen zu lassen bzw. den "Ich-weiß-alles-Ihr-nichts"-Typen.
Schüler bewundern durchaus Lehrer, die kompetent sind, aber sie rebellieren (erst recht) gegen sie, wenn sie von ihnen als blöd dargestellt werden (unabhängig davon, ob dies der Realität entspricht).
Und sie kriegen sehr schnell mit, wenn man (fachliche) Unsicherheit mit autoritärem Gehabe zu überspielen versucht.
LG
Hesse (der übrigens kein Weichspüler ist) |
| @aurin1 | | von: janne60
erstellt: 29.10.2008 20:35:23 geändert: 29.10.2008 20:37:04 |
Ich kann deine Gründe für "gespielte Strenge" gut nachvollziehen. Dennoch überlege ich gerade, wie das bei mir damals war (bin mit fast 48 , na sagen wir, mittelalt). Es gibt einfach Dinge, die ich mir in keinem Alter hätte bieten lassen, auch von meinen eigenen Kindern nicht. Da fällt mir ein, ich hatte die Kinder schon, als ich in den Schuldienst ging, d.h. ich konnte 6 Jahre daheim "üben". Vielleicht macht das einen Unterschied.
Was ich weiter überlege: Es gibt ja sowas wie angeborene Autorität. Wenn sich nun jemand Autorität aneignet (geht das überhaupt?), wird das nicht vom Schüler durchschaut? Die sind doch sehr sensibel, wenn jemand nicht authentisch rüberkommt (das weiß ich ja sogar noch aus meiner eigenen Schülerzeit).
Also was Selbstsicherheit und Erfahrung betrifft, wächst da mit den Jahren einiges heran, aber Autorität?
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| @Janne60 | | von: aurin1
erstellt: 30.10.2008 07:09:15 |
Um nicht vom Thema weg zu kommen - auch ich finde es ziemlich daneben, wenn Lehrer über Schüler herziehen und sie nur durch das Notenbild in einem Fach, schon in Schubladen mit der Aufschrift "doof" stecken. Dass der Schüler z.B. daheim massive Probleme hat, und sich in der Schule einfach nicht konzentrieren kann, wird oft übersehen.
Um aber auf deinen Beitrag zurück zu kommen: Ja, ich denke, dass sich auch Autorität aufbauen muss.
Ich merke es an mir selbst ganz deutlich. Referendariat vor kurzem abgeschlossen. Und mit jedem Jahr merke ich an mir, wie ich entspannter in Konfliktsituationen werde, sie z.B. eher wahrnehme (vorher hatte ich einfach kein Auge dafür, weil ich zu sehr mit mir selbst in der neuen Stunde beschäftigt war). Und wer Konflikte frühzeitig erkennt, muss nicht am Ende streng reglementieren und mit der Keule kommen, sondern kann sanft intervenieren. Das muss man noch lernen (Wenn man keine eigenen Kinder hat :) ).
Auch das trägt meiner Meinung nach zur Autorität bei. Auch das Selbstbewusstsein, dass sich eben auch noch aufbauen muss. Das ist eigentlich deine Authentizität. |
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