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Forum: "Sich selbst ins Abseits stellen"
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| Wie heißt es manchmal so schön salopp | | von: silberfleck
erstellt: 20.12.2008 18:57:25 geändert: 20.12.2008 19:12:41 |
"Nicht die Schüler sind das Problem, sondern die Eltern!"
Sagt die Schülerin eigentlich selbst etwas zu ihrer Situation? Ist irgendeine Form von Kommunikation möglich?
Ich würde mir von den Eltern haarklein erklären lassen, wie ihre Tochter gemobbt wurde und dann anhand einer Liste mit Kennzeichen des Mobbings mit ihnen klären, ob tatsächlich Mobbing vorlag. Das Wort Mobbing wird nämlich inflationär und oft falsch gebraucht. Ein Gemobbter verfällt häufig in Depressionen und ist Suizid gefährdet und damit auf jeden Fall behandlungsbedürftig!
Dann würde ich ihnen Situationen genau schildern und auch dabei wieder herausarbeiten, wie ihre Tochter reagiert.
Könnte es nicht auch sein, dass die Eltern einerseits schon genau merken, was mit ihrer Tochter los ist, aber es nicht wahrhaben wollen?
Gibt es bei euch die Möglichkeit einen Sozialpädagogen und den Schulpsychologen einzuschalten?
Denn wichtig finde ich vor allem, das dem Mädchen geholfen wird, denn es selber wird in dieser Situation sehr leiden.
Und zu der Situation eine Frage: Wie hätte sie reagiert, wenn du ihr einen Raumwechsel angeboten hättest?
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| Genau so einen Fall habe | | von: kajakwolfi
erstellt: 21.12.2008 03:53:24 geändert: 21.12.2008 03:55:12 |
ich auch in meiner Klasse.
Es ist ein Junge, der so nicht beschulbar ist.
Wir haben alles eingeschaltet, was einzuschalten war:
Vom Jugendamt bis zum Schulamt.
Die Familie bekam eine Betreuerin zugeordnet, die im guten Sinne eine Art Supernanny ist und sehr intensiv mit und an der Mutter arbeitet.
Die war erst dazu bereit, nachdem wir den Leidensdruck unglaublich erhöht haben, mit zeitweiligen Ausschlüssen und intensivster Kontaktaufnahme wegen jeder Kleinigkeit, Vorladungen zu Gesprächen ohne Ende etc.
Der Junge bekam zunächst eine mehrwöchige stationäre Aufnahme in die Jugend-Psychiatrie und ist jetzt in einer besonderen Beschulungsmaßnahme. Dort versucht man eine Persönlichkeitsstärkung zu erreichen, die es verhindern soll, dass er stets seinen Willen durchdrücken muss, indem er sonderbare Aktionen startet und somit die gesamte Welt um sich herum zu Reaktionen zwingt, die er lässig provozieren kann: Seine Art, Macht auszuüben, und das zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort, der ihm passt.
Das Ziel ist eine sukzessive Rückgliederung in seine alte Klasse, was aber nur Sinn macht, wenn er selbst diesen "Selektiven Mutismus" in den Griff bekommt.
Wenn nicht, dann kann er nicht in meiner Klasse bleiben, weil mit ihm nichts, aber auch gar nichts anzufangen ist, wenn er sich verweigert.
Er stellt eine latente Gefahr für sich und seine Umwelt dar, die nicht zu unterschätzen ist.
Behandlungsbedarf solcher Kinder? Aber ja!
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| Aussage des Psychologen | | von: ninniach
erstellt: 21.12.2008 08:53:24 |
Gab es da zwischen dir und dem Psychologen irgendeine Form der Kommunikation, einen Bericht von ihm oder etwas in der Art? Denn sonst könnte ich mir vorstellen, dass die Eltern gar nicht wirklich dort waren oder der Psychologe ihnen etwas ganz anderes gesagt hat als sie dir. Es klingt ja ein wenig so, als würden die Eltern immer wieder (wenn es zu deutlich wird) das Kind die Schule wechseln lassen, vielleicht in der Hoffnung, dass sie irgendwann schon irgendwo fertig wird, ohne dass man sich eingestehen muss, dass da ein Problem ist.
Falls du natürlich selbst schon mit dem Psychologen in Verbindung warst, erübrigt sich das, aber wenn mir ein Lehrer erzählen würde, mein Kind hätte eine Störung und der Psychologe hätte tatsächlich nichts festgestellt, würde ich dafür sorgen, dass dem Lehrer dieser Befund auch zukommt. Allein um ihm ganz deutlich zu zeigen, dass da irgendwas nicht stimmt. |
| Psychologe | | von: bger
erstellt: 21.12.2008 14:03:58 |
Nein, die Aussage eines Psychologen haben wir nicht. Ich ging auch davon aus, dass das nur geht, wenn ihn die Eltern von der Schweigepflicht entbinden.
Eine andere komische Sache ist das mit dem Sportunterricht. Sie hat nie daran teilgenommen und immer wieder Atteste anderer Ärzte beigebracht, sodass die Sportlehrerin eigentlich schon den Amtsarzt einschalten wollte (das haben wir jetzt beim Schulleiter beantragt). Das letzte Attest war besonders merkwürdig. Ein Spezialist bescheinigt ihr da, dass ihr bei Anstrengung die Luftröhre zuschwillt. Wenn man sie dann unter Druck setzt, bekomme sie eine Panikattacke, bei der sie das Gefühl habe, ersticken zu müssen. Sie soll nur so viel mitmachen, wie sie sich zutraut. Also im Prinzip entscheidet das Mädchen, ob sie mitmachen kann oder nicht. Damit kann die Sportkollegin aber nicht umgehen, was ich irgendwie nachvollziehen kann.
Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, weil unsere Neuntklässler nach den Ferien den ganzen Januar lang im Praktikum sind. Ich bin schon gespannt, wie sie da zurechtkommt. Vermutlich wird sie, sobald es ein Problem gibt, sich krank schreiben lassen. |
| Entbindung von der Schweigepflicht | | von: ninniach
erstellt: 21.12.2008 22:11:14 |
Ist klar, dass der Psychologe das braucht, um Informationen an dritte herauszugeben, aber solange ich nicht schwarz auf weiß sehe, dass ich falsch liege (besonders wenn man eindeutig merkt, dass etwas nicht stimmt), glaube ich den Eltern gar nichts. Der nächste Schritt wäre wohl, dass du den Eltern vorschlägst, den Psychologen von der Schweigepflicht zu entbinden und dir einen Bericht zukommen zu lassen. (Wenn sie nämlich die Wahrheit sagen, dürfte das kein Problem sein.) Ich sehe immer wieder, wie Eltern einen Besuch beim Psychologen vermeiden, weil es da eine recht große Hemmschwelle gibt ("Mein Kind spinnt doch nicht!")
Oder sie waren ein(ige) Mal(e) dort, der sagte etwas, was ihnen nicht passt, und sie gingen nie wieder hin. In solchen Situationen fühle ich mich sehr hilflos, weil ich darauf angewiesen bin, dass die Eltern kooperieren wollen.
Wie ist das bei euch mit Schulpsychologen? Wir haben auch keinen an der Schule, aber es gibt jemanden, der für einen größeren Bezirk zuständig ist. Kann man den hinzuziehen? Braucht man wieder das Einverständnis der Eltern?
Es ist schwierig, da Dinge zu finden, die die Eltern so unter Druck setzen, dass sie schließlich mitarbeiten. Bei mir (Grundschule Hessen) könnte ich die Eltern mit einer Überprüfung auf besonderen Förderbedarf vielleicht dazu bewegen, etwas zu unternehmen. Falls es dich tröstet, ich warte auch schon seit zwei Monaten auf Unterlagen vom SPZ, von den Eltern, aber es kommt nichts. Ich weiß gerade mal, dass sie dort waren und dass angeblich nicht das gefunden wurde, was wir vermuten. Es gibt allerdings berechtigte Zweifel, wobei es immer noch sein kann, dass die Eltern in diesem Fall einfach nur etwas missverstanden haben. |
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