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Forum: "Integration?"
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| Kein Sturm der Entrüstung, | | von: ninniach
erstellt: 16.11.2008 17:46:26 |
aber zwei kurze Einwürfe:
Kinder, die solch große Probleme mit dem Deutschen haben, haben oft schon ihre Herkunftssprache nicht richtig gelernt. Da fehlen in der Herkunftssprache ganze Begriffe (zum Beispiel hatte ich eine Klasse, in der die türkischen Kinder für Schüssel, Topf und Pfanne nur ein Wort kannten und von den verschiedenen Wörtern im türkischen Bildwörterbuch völlig überfordert waren). Wen wundert es da, dass die verschiedenen deutschen Begriffe schwer zu lernen sind?
Andere Sprachen sind dem Deutschen ähnlicher als das Türkische, was es natürlich nicht leichter macht. (Im Türkischen gibt es keine Artikel und Präpositionen, das heißt, dass die Kinder mit zwei völlig neuen Konzepten konfrontiert werden.) Das sind solche Details, die nicht vielen bekannt sind, aber die sicher auch ihren Anteil daran haben, dass es für Türken schwieriger ist, Deutsch zu lernen als beispielsweise für Italiener oder auch Marokkaner.
Das sollte man zumindest im Kopf haben. Außer Frage steht natürlich, dass gerade bei sowas auch das Elternhaus eine Rolle spielt, sogar auf vielfältigen Ebenen. Da gibt es Väter, die fließend Deutsch sprechen, deren Töchter die erste Klasse bei NULL beginnen. Das hätte nicht sein müssen, Moment, das hätte gar nicht sein DÜRFEN, war aber so. Da gibt es Familien, die sich weitgehend ohne Deutsch durchschlagen, die an ihre Kinder weitertransportieren, dass man ohne Deutsch gut zurecht kommt und Deutsch deshalb nicht soooo wichtig ist - für Frauen/Mädchen ja sowieso nicht, denn Mama darf ja gar nicht zum Deutschkurs, denn sie könnte ja selbstständiger werden.
Es hilft immer mal, wenn man mit diesen Eltern ganz deutliche Worte spricht, ihnen auch erklärt, wie ihr eigenes Verhalten auf die Kinder wirkt und sie dahingehend berät, selbst Deutsch zu lernen, um dem Kind ein Vorbild zu sein und an dem Schulleben des Kindes teilhaben zu können. Manche nehmen das (gerne) an und manchen Frauen kann man so auch den Rücken stärken, denn dann ist es nicht mehr ihr eigener Wunsch, sondern etwas was die Lehrerin empfohlen hat, was gegebenenfalls dem kleinen Prinzen helfen wird, Erfolg in der Schule zu haben. Denn das paradoxe ist ja, dass selbst diejenigen, die ihr Kind mit null Deutschkenntnissen einschulen, dann am Ende der vier ihr Kind zum Gymnasium anmelden (wollen).
Ich denke, da kommt man nur irgendwie weiter, wenn man ganz klar transportiert, wie wichtig für den Schulerfolg Sprache an sich und dann auch die deutsche Sprache ist. Wenn Eltern erfahren, dass es für unser Schulsystem wichtig ist, dass schon von Anfang an mit Kindern gesprochen wird, Kinder Fragen stellen dürfen und sie nicht so erzogen werden, dass sie die ganze Zeit über unsichtbar und unhörbar bleiben. Verändern wird sich das wenn überhaupt nur langsam, mit der Zeit, über Jahre. (Ich hätte auch nie gedacht, dass ich als Lehrerin mal teilweise die Stelle einer Sozialarbeiterin abdecken würde, zumindest für einen großen Teil der Elternschaft.)
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| Da ist etwas dran! | | von: bger
erstellt: 16.11.2008 18:07:15 |
Mir ist bekannt, dass das Türkische dem Deutschen nicht ähnlich ist. Andererseits weiß aber jeder, dass kleine Kinder die Sprache ihrer Umgebung quasi "aufsaugen" (und ich sprach anfangs von Kindern, die hier geboren sind!). Ich meine damit, dass es einfach nicht richtig ist, im Endeffekt der Schule das Sprachproblem letztendlich aufzubürden! Das haben die Verantwortlichen ja wohl mittlerweile auch erkannt und schicken die Vierjährigen zum Sprachtest (Delfin) - aber gerade die türkischen Familien entziehen sich dem gern, anstatt darin die Chance für ihr Kind zu sehen. Da haben wir wieder die Verantwortung der Eltern!
Wir sagen den Eltern immer wieder, sie sollen ihre Kinder dazu bringen, mehr Deutsch zu sprechen, hören, lesen usw. und geben entsprechende Tipps. Ich werde daran denken, die Mütter demnächst zu einem Sprachkurs zu animieren, das ist ein guter Gedanke.
Die Tendenz vieler Türken zum Gymnasium habe ich auch schon festgestellt. Übrigens auch bei Eltern ohne Sprachprobleme. Sollten deren Kinder scheitern, was auch vorkommt, aber aus anderen Gründen, versuchen sie mit allen Mitteln (und oft übergroßem Druck), ihr Kind zu entsprechenden Leistungen zu bringen. Und das geht oft schief! |
| Richtigstellung zu Delfin 4 | | von: clausine
erstellt: 16.11.2008 18:17:45 |
bger, vielleicht habe ich dich falsch verstanden, aber dem Test können sich Eltern nicht entziehen. In unserem "Schulbezirk" (die gibt es ja nicht mehr, aber jede Schule, die testet, bekommt Kindergärten und Kinder, die keinen KiGa besuchen, zugeordnet) gab es schon Bußgeldverfahren, weil Eltern sich geweigert haben, ihre Kinder zu schicken.
Wie schon gesagt, die Folgen aus dem nicht bestandenen Test sind noch nicht festgeschrieben, keiner weiß konkret, wie die Sprachförderung aussehen soll. Dafür ist ja Delfin 5 im Gespräch.... das auch wir GS-LehrerInnen wieder durchführen sollen. Wenn ich Verbesserungen feststellen könnte, würde ich die Sache lockerer sehen, aber im Moment bedeute die Einführung von Delfin 5 weitere Zeitaufwendung während der Unterrichtszeit, die den Schulkindern letztendlich fehlt! |
| Von wegen Entrüstung! | | von: lupenrein
erstellt: 16.11.2008 20:50:37 geändert: 16.11.2008 23:04:34 |
Stellt euch nur bitte einmal vor, die lieben Kleinen vor euch sollen später einmal - wie in einer Solidargemeinschaft üblich - eure Renten/Pensionen bzw. die eurer Kinder, wenn ihr etwa so alt seid wie ich - bezahlen.
Mit dem Lohn/Gehalt welches qualifizierten Jobs wollen sie das denn tun?
Na? Hat da immer noch jemand die Blauäugigkeit zu glauben, ohne massiven Z W A N G zum Erlernen der Sprache des Landes, in dem diese Menschen schon in der dritten Generation leben, eine Lösung zu finden?
Ich bin für
- Kindergartenzwang bei Gebührenfreiheit
- Kopplung der sozialen Transferleistungen an nachgewiesene erfolgreiche Bemühungen zur Vervollkommnung der deutschen Sprache.
Wenn ich sehe, dass die meisten Menschen, die in jungen Jahren erst vor 3 bis 5 Jahren zu uns kamen, jetzt nahezu perfekt deutsch sprechen und das mit den leider viel zu oft armseligen Deutschkenntnissen der Migranten der dritten Generation mit türkischem Hintergrund vergleiche, kann ich nur zu dem Schluß kommen:
- Sie wollen nicht, weil wir ihnen das Nicht-Wollen zu einfach gemacht haben und sie dafür auch noch alimentieren.
Aber, meine lieben Gutmenschen:
"Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.
Wenn jetzt nicht ganz schnell gehandelt wird, war es das mit Deutschland als
- Land der Dichter und Denker
- Land der hervorragenden Ingenieurleistungen
- Export-Weltmeister
- einem der Länder mit dem höchsten Lebens-Standard der Welt.
Und die Renten/Pensionen sind nur dann in vergleichbarer Höhe sicher, wenn wir unsere wirtschaftliche Position halten oder verbessern.
Dann werden die Menschen hier für einen Hungerlohn die T-Shirts für China und Indien nähen
Leider keine |
| Migration als Chance | | von: missmarpel93
erstellt: 17.11.2008 08:29:31 |
Vielleicht sollte die Bundesrepublik einfach die Tatsache anerkennen, dass sie, um die sozialensicherungssysteme dauerhaft stabilisieren zu können, Einwanderer braucht, die sie sich nach bestimmten Kriterien aussucht.
Die Migranten, die derzeit im Land sind, sind lediglich wegen ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit hier. D.h., die Kriterien für deren Aufenthalt sind von Betrieben diktiert worden, denen billige Arbeitskräfte gefehlt haben. Dies geschah zu Zeiten als die produktionsverlagerung in andere Länder noch nicht envogue war.
Jeder, der hier lebt, ist aber nicht nur Bestandteil des Wirtschaftlebens sondern auch Teil der (politischen) Gemeinde, und als solcher ist er mit Rechten und Pflichten ausgestattet.
Wer sich also den staatlichen Pflichten wie dem Erlernen der Verkehrssprache entziehen will, der muss eben auch mit Einsschränkungen seiner Rechte konfrontiert sehen.
Überspitzt kein Deutsch gelernt, kein Anspruch auf Kindergeld. |
| @clausine | | von: rhauda
erstellt: 17.11.2008 16:08:13 geändert: 17.11.2008 16:08:40 |
Das kann ich nur unterstützen.
Mittlerweile gilt es in mehr und mehr muslimischen Familien als erstrebenswert, sich möglichst hermetisch von der westlichen Kultur abzugrenzen.
Was mir in den muslimischen (vor allem türkischen und arabischen) Gemeinden fehlt ist eine Neudefinition des Ehrbegriffs.
Der Koran hält sehr deutlich dazu an, sich Wissen zu erwerben (und das gilt explizit auch für Mädchen).
Leider liegt für viele sozial auffällige Türken und Vorderasiaten die Ehre zwischen den Beinen ihrer Frauen und bei echten oder eingebildeten Herabsetzungen.
Warum schaffen es denn die Vietnamesen und Chinesen, innerhalb kürzester Zeit erfolgreich zu sein? Überspritzt gesagt: Sie kommen her, fragen nach den Regeln und haben nach 6 Monaten einen kleinen Laden am Laufen,die Tochter in der Jugend-forscht-AG für Fortgeschrittene und den Sohn beim Geigenunterricht.
Das hat was mit dem Ehrbegriff zu tun. In diesen Kulturen macht man der Familie und sich selbst Ehre dadurch, dass man hart arbeitet und erfolgreich ist, nicht dadurch dass man in der U-Bahn den dicken Macker raushängen lässt und nach "Ey, wasguckstu? Isch weiß, wo dein Haus wohnt, du, isch schwör!" die Leute anmacht.
Warum in den Moscheen und offiziellen türkischen Gemeinden diesem falschen Ehrbegriff nicht mehr entgegengesetzt wird - ich weiß es nicht.
Gerade in den Moscheen kann man doch den Koran als moralische Instanz bezüglich der Bildungsverpflichtung heranziehen.
Übrigens gibt es noch eine hervorragende Art, das Deutsch zu fördern - geht aber nur mit Einsatzbereitschaft und Unterstützung der Eltern:
Kein türkisches Fernsehen!
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| Koran | | von: ninniach
erstellt: 17.11.2008 21:34:39 |
Mit dem Koran ist es ein wenig wie mit der Bibel im Mittelalter: Es gibt keine offiziell anerkannte Übersetzung und das macht es denjenigen, die ein Interesse daran haben, sehr leicht, ihren Schäfchen das zu erzählen, was sie ihnen erzählen wollen.
Wenn ich in ganz seltenen Situationen mal von ehemaligen Schülerinnen höre, welche Schauergeschichten in der Koranschule erzählt werden, wundert mich beispielsweise kein bisschen, dass sie alle freiwillig ein Kopftuch tragen. Ähnlich, wenn nicht extremer, wird das wohl auch auf andere Bereiche des Lebens zutreffen.
Da das ganze von Männern geführt wird, haben die natürlich ein Interesse daran, die Situation aufrecht zu erhalten. Gott bewahre, dass ihnen ihre Frauen auf der Nase rum tanzen so wie die deutschen Frauen ihren Männern.
Auch hier ist es nicht ganz so leicht, was zu ändern oder einzugreifen, weil über allem dann der Deckmantel der Religionsfreiheit liegt und der Koran in der Religion eine andere Stellung hat als die Bibel. (Es kann richtig interessant sein, sich mal mit aufgeklärten, kritischen Moslems zu unterhalten. Leider gibt es die zu selten. Im Mittelalter gab es solche Leute unter den Christen auch selten, aber da sollten deren Kinder ja auch nicht in einem anderen Land ohne Sprachkenntnisse zum Gymnasium gehen.) |
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