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Forum: "Zwei Klassen mit jeweils mehreren verhaltensauffälligen Schülern"
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| Hast du schon... | | von: keepcool
erstellt: 26.11.2008 18:09:41 |
mal überlegt, wie es diesem Kind geht? Wie es ist, sich nicht unter Kontrolle zu haben? Diese Kinder wollen gar nicht so sein, wie sie sind. In solchen anstrengenden Momenten spüren sie sich gar nicht mehr.
Setz dich doch mal mit dem Kind zusammen und frag es, wie es ihm geht. Was es bei solchen Ausbrüchen empfindet? Warum es in bestimmten Situationen so handelt? Sag ihm, wie es für dich aussieht, was du in diesen Momenten empfindest, dass du dann nicht weiter weisst, weil du nicht sicher bist, ob es extra sich so benimmt, oder sonst ein Auslöser war.
Danach würde ich besprechen, wie ihr beide in Zukunft mit solchen Situationen umgeht. Ein Zeichen, Time-out-Vereinbarung, stille Ecke? Was auch immer. Dann würde ich mit dem Kind abmachen, dass die Klasse darüber informiert wird. Damit keine Missverständnisse entstehen, wenn Sonderregeln durchgeführt werden.
Wenn ihr einen Weg gefunden habt, würde ich danach mit dem Kind und den Eltern darüber reden, wie es läuft.
Solche Eltern sind mit ihrem Latein am Ende und sind einfach froh, wenn irgend jemand auch mal positiv über ihr Kind berichtet. Das erhoffen sich ja eigentlich alle.
Bleib dran, du findest sicher einen Weg!
keepcool |
| Toll, | | von: marelle
erstellt: 26.11.2008 19:20:27 |
Wieviel sich in den letzten Jahr(zehnten) veraendert hat in der Schule und der Besorgnis der Lehrer (ich gehoere auch fast dazu). Als ich selbst zur Grundschule ging (das war Mitte der 70er Jahre), hatte ich immer Magenschmerzen, Angst, "dranzukommen" und nix zu wissen, Angst vor der Lehrerin und ihren Fragen...meine Mutter hatte viele Probleme, mich morgens ueberhaupt dazu zu bringen, im Unterricht zu bleiben. Nachdem sie die Lehrerin um Rat gefragt hat, was denn zu machen sei, riet diese ihr, eine Arbeit anzunehmen, damit das Kind "selbststaendiger" wuerde...von da an hatte ich auch Angst, alleine zu Hause zu sein, weil ploetzlich niemand mehr da war...
Gott sei Dank ist ja was auch mir geworden
Bezug zum Thema: Da hat sich doch einiges getan und ich merke heute selbst, wie genau ich auf die Kinder schaue und mir denke: Ist mit dem denn wirklich alles in Ordnung? Interessante Entwicklung...auch die vielen ADS-Kinder, die dann mal voellig hyperaktiv, mal voellig abwesend im Unterricht sitzen. Und ich komme immer wieder auf den Gedanken, dass die Schule sich da um Dinge kuemmert, die wirklich eher ins Elternhaus und die Obhut und Sorge der Eltern gehoert - denkt eine zugegeben noch unerfahrene (angehende) Lehrerin, die aber ziemlich genau hinguckt und sich viele GEdanken macht...
marelle |
| Elternsache? | | von: ninniach
erstellt: 26.11.2008 19:57:03 |
Natürlich gibt es einen Anteil, der Elternsache ist. Dazu gehört zum Beispiel, dass man die medizinische Seite abklären lässt. Ich frage mich manchmal, weshalb das Eltern nicht tun, wenn es schon im Kindergarten riesige Probleme gab und sicher vernachlässigen viele da etwas, vielleicht weil sie die Probleme nicht wahrhaben wollen.
Aber trotzdem muss ich doch in der Schule auch mit den Kindern umgehen und dafür muss man Wege entwickeln. Bei "meinem Fall" ging der Verstärkerplan völlig nach hinten los, weil sich das Kind so sehr unter Druck gesetzt hat, dass sie noch stärker ausgerastet ist, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Deshalb haben wir das dann wieder gelassen. Zur Zeit üben die Eltern wohl einen ziemlich starken Druck aus und dadurch wird es in der Schule wieder sehr schwierig. Aber deshalb gibt es dann morgen eben wieder ein Elterngespräch. Diese Eltern bekommen es auch alleine gar nicht hin mit dem Kind, weil sie sehr seltsam mit ihren Kindern umgehen. Wenn ich mich jetzt hinstellen würde und würde sagen, dass das alles Elternsache ist, dann müsste dieses Kind vom Unterricht ausgeschlossen werden oder wie?
Gleichzeitig finde ich es aber auch gerechtfertigt, dass sie abgeholt wird, wenn es gar nicht anders geht. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich nicht mit ihr auseinandersetzen möchte, sondern eher damit, dass sie sowieso schon einen großen Teil meiner Aufmerksamkeit bindet und nur schwer damit klarkommt, dass da noch andere Kinder in der KLasse sind. Aber die anderen Kinder haben genauso ein Recht auf mich und sie bekommen ziemlich wenig, wenn ich den ganzen Tag neben diesem einen Mädchen sitzen muss, damit nur ja alles glatt läuft. (Und nein, das ist nicht überspitzt, das ist tatsächlich so. Sie hat mich schon gefragt, warum ich nicht alle anderen Kinder heimschicken kann, damit ich mich nur um sie kümmern kann.)
Aber gleichzeitig ist es auch völlig klar, dass sie, wenn sie ausrastet, gar nicht anders kann. Dann hat sie sehr, sehr viel Druck, ist pure Emotion und muss diese ganze Anspannung abbauen, weil sie das Gefühl hat, sonst zu platzen. Das kann ich ihr gar nicht übel nehmen. Sie kann wirklich nicht anders und ihr geht es dabei auch alles andere als gut.
(Ich empfinde die Situation als sehr extrem, habe aber das Gefühl, dass da mehrere ungünstige Komponenten aufeinander treffen. Ein Elternhaus, in dem man nicht viel mit den Kindern spricht, vermutlich ADHS (obwohl ich noch von keiner Diagnose weiß), Eltern, die lieber verdrängen als etwas zu tun und die dem Kind lange Zeit einfach nichts entgegengesetzt haben. Jetzt ist sie plötzlich in der Schule, da sind viele andere Kinder und es gibt Ansprüche an das Verhalten und auch an Leistung, jeder erwartet irgendwas von ihr, überall gibt es recht klare Linien, das überfordert sie total.)
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| Als betroffene Mutter | | von: clausine
erstellt: 26.11.2008 20:16:30 |
eines ADHS-Sohnes muss ich folgendes dazu sagen: von dem Ausspruch einer Erzieherin "dein Kind ist nicht normal!" bis zur Diagnose ist es oft ein weiter Schritt. Ich bin mit meinem Kind von Beratungsstellt zu KInderarzt, zu Frühförderstelle, Neuropädiatrie, einer zweiten und einer dritten Beratungsstelle gelaufen, um letztendlich mit ihm in einer psychiatrischen Praxis zu landen, die mir endlich klar etwas aussagen konnte. Vorher habe ich Sachen gehört wie "das Kind ist halt ein bisschen zappelig!", "das wächst sich aus...", "Machen Sie mal einen Elternkurs mit ..." usw. (Den hab ich dann gemacht, kann ich auch Lehrern von ADHS-Kindern empfehlen!)...Mein Sohn hat starke Wahrnehmungs- und Konzentrationsprobleme und eckt im wahrsten und im übertragenen Sinne ständig an. Die Schwierigkeiten in der Schule waren teilweise immens, trotz oder gerade wegen hoher Intelligenz.Hilfe von Lehrern haben wir so gut wie gar nicht bekommen, und sei es nur in Form der Berücksichtigung einer bestimmten Sitzordnung, Einforderung von Regeln ("das können wir nicht leisten") Schade ist, dass durch die "falschen" Diagnosen oder Unsicherheiten auf Seiten der Ärzte / Therapeuten viel Zeit ins Land gegangen ist, in der nur wenig passiert ist. Heute ist mein Sohn fast volljährig und lehnt jede Medikamenteneinnahme ab. Dafür ist er bereit, eine Therapie zu machen. Ob´s hilft? |
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