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Forum: "Neue Grundschulordnung RLP"
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| Weihnachtsferien = Arbeitszeit | | von: bakunix
erstellt: 23.12.2008 09:48:44 |
Vor einigen Wochen, also nicht zu Beginn des Schuljahres, wurde uns GS-Lehrer/innen in RLP das neue Zeugnisformular präsentiert. Jedes Fach muss nun detailliert verbalisiert werden, auch in den Klassenstufen 3 und 4. Neu ist ebenso, dass die Lehrer/innen der Klassenstufe 2 mit jedem Kind und einem Erziehungsberechtigten im Januar ein Gespräch zu führen haben, das zu protokollieren und sowohl von der Lehrkraft als auch von dem Vater bzw. der Mutter zu unterschreiben ist. Davon ist eine Kopie anzufertigen, die in die Schülerakte wandert.
Die Texte zur Mitarbeit, zum Verhalten, zur Schrift etc. sind von den Klassenkonferenzen festzulegen. Die müssen alle sofort nach den jetzigen Ferien einberufen werden, da am letzten Freitag des ersten Monats im Jahr die Zeugnisse auszugeben sind.
Da bleibt nichts anderes übrig, als den ganzen Textsalat, den sowieso niemand mehr lesen wird, in den Ferien anzurichten. |
| Einfach nur genervt! | | von: utchen
erstellt: 23.12.2008 11:10:51 geändert: 23.12.2008 11:15:39 |
Die neue GSO wird das Niveau unser Gs nicht heben! Alles...aber nicht das!
Richtig, bakunix! Wer liest bitte schön den Schmodder, den ich mir jetzt in den Ferien für 28 Schüler aus den Fingern saugen kann? Oder besser gefragt, wen interessierts? Wer nimmt es sich zu Herzen, arbeitet daran oder mal ganz lapidar gefragt: Wer versteht meine Verbalbeurteilung, die ja das Positive in den Vordergrund rücken soll, wirklich RICHTIG?
Die neue GSO ist nichts anderes als ein Sparkonzept. Schulkindergärten werden abgeschafft bzw. diese Kinder werden vorerst noch mit samt ihrer Pädagogin in die 1. Klassen integriert. Wie sich diese Pädagogin allerdings dreiteilen soll, möge man mir erklären. Schließlich wird der Schulkindergarten gleichmäßig auf Stufe 1 verteilt. Und geht besagte Pädagogin in Pension, wird ihre Stelle logischerweise nicht neu besetzt, sondern die Integration und Weiterbildung der Kinder, die man früher in den Schulkindergarten übergab, obliegt von da ab der Lehrkraft.
In Klasse 1 darf niemand mehr sitzen bleiben, überhaupt, alle Schüler sind bestmöglich ins Folgejahr mitzunehmen, denn Lernschwächen und -störungen diagnostiziert von nun an die Lehrkraft, die schließlich auch für die Erstellung individueller Förderpläne zuständig ist und somit die alleinige Verantwortung für das Vorankommen oder Versagen des Schülers trägt.
Es werden in den Fächern D und MA keine Test oder HÜs erlaubt, wenn eine Lernstandsüberprüfung erfolgt, dann kommt darunter eine verbale Beurteilung, die aber nicht in die Note einfließen darf (bewertungsfreie Zeit). Hat in meiner Klasse zur Folge, dass auf einmal (wenn ich böse Lehrerin, für mich einen Notenspiegel ermittle) 2/3 der Schüler unter 4 abrutschen und mir dann im Sitzkreis die Begründung nennen: "Sie ham doch gsacht es gibt ke Note, was soll ischn dann lerne?" Hier liegt ja der Hase im Pfeffer: Sowohl Eltern als auch Kinder sind im Moment noch darauf gedrillt für Noten oder die Lehrerin zu lernen, wie soll man 9-jährigen auch klar machen, dass sie für sich und ihre Zukunft lernen? Für einen Beruf, für Geld, für Wohlstand.
Vielleicht ändert sich diese Lerneinstellung in den nächsten vier Jahren, wenn dann der neue Schub in die Grundschule kommt und von Anfang erlebt, dass es Noten erst ab Klasse 4 verbindlich gibt. Ob sich dadurch die Qualität unserer Schülerschaft bzw. deren Lerneifer wirklich positiv verändert...ich bezweifle es.
Und da können mir wieder irgendwelche Pädagogen-Pädagogen mahnend den Zeigefinger erheben und mich davor warnen, die freie Entwicklung der Kinder mit Noten und Schuldruck zu zerstören. Später, wenns um Arbeit und Lebensgestaltung geht, interessiert sich in der Wirtschaft keiner dafür ob Hänschen im Lernatelier seinen individuellen Fähigkeiten nachgehen konnte oder ob Linchen drei Jahre lang super tolle Mandalas anmalte.
Alles mit Maß und Ziel!
Was nützt es einem in Watte gepackten Schulübergänger, wenn ihn die weiterführende Schule eben nicht da abholt wo er steht und auf einmal Diktate ohne Lernwörter geschrieben werden, keiner mehr da ist, der ihm den Hintern hinterher trägt? Bis wann (und ob sich überhaupt) die weiterführenden Schulen an diese GS-Wischiwaschi-Pädagogik anpassen steht sowieso in den Sternen.
Und wer behauptet, die GS solle ein eingenständiger Lebensabschnitt sein und nicht als Vorarbeiter der weiterführenden Schulen angesehen werden....na erzählt das mal den lieben Kollegen, die im Sommer die Hände überm Kopf zusammenschlagen und sich darüber beschweren welch miese Vorarbeit die GS-Tanten und Onkels mal wieder geleistet haben.
Mit vorhweinachtlichen und besinnlichen Grüßen
Utchen (welches sich nun wieder den Verbalbeurteilungen widmet!)
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| Mal etwas Praktisches | | von: ysnp
erstellt: 23.12.2008 11:23:13 geändert: 23.12.2008 11:27:38 |
Gebt mal unter foren:
Zeugnis Grundschule Bayern ein oder sucht das Forum:
Zeugnis - Grundschule - Bayern von fitforflo.
Oder hier der Link:
http://www.4teachers.de/?action=showtopic&sid=&dir_id=2640&topic_id=7492
Da haben wir uns ebenfalls über unsere damals neuen Grundschulzeugnisse in Bayern aufgeregt.
Aber: Da gibt es auch einen guten Link zu Formulierungshilfen (isb).
Ich könnte euch noch anbieten, meine gesammelten Bemerkungen, die ich in mehreren Worddateien nach Themengebieten geordnet habe, zukommen zu lassen. Falls die sich eignen, könnt ihr einzelne Sätze einfach übernehmen oder umändern. Schickt mir diesbezüglich eine pn.
LG: ysnp |
| erschreckend? | | von: rolf_robischon
erstellt: 15.01.2009 15:58:32 |
Ich bin da vor allem an dem Satz hängengeblieben: Der Lehrer .......... muss sich wohl jetzt auch noch vor den Schülern rechtfertigen
Ins Zeugnis hab ich jedem Kind geschrieben, was es besonders gut kann, in Briefform. Die Arbeit konnte ich mir über viele Wochen verteilen. Vor dem endgültigen Ausdrucken ergaben sich höchstens kleine Änderungen.
Wenn sich Grundschule von der Lehranstalt zur Lernumgebung verändern soll, muss man sich auf andere Bedingungen einlassen. Dass solche Veränderungen kommen, daran hab ich sehr lange gearbeitet.
www.selbstbestimmteslernen.de
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| Generell | | von: utchen
erstellt: 15.01.2009 18:20:04 |
gebe ich Rolf Recht. Durch die Verbindlichkeit, nun Prozessbeobachtungen schriftlich zu dokumentieren, ergibt sich ein Sammelsurium verschiedenster Eindrücke.
Ob das Sinn macht oder positiv zu werten ist, will ich hier jetzt gar nicht breit treten.
Problematisch ist für mich das Zeugnisschreiben alleine schon deshalb, weil ich die Klasse erst seit November habe und z.B. in Musik gar nichts lief. Die Lehrkraft vor mir hat mir ein Chaos im Raum, in den Kindern, in den geschriebenen Arbeiten und im Lernstoff hinterlassen...
Dank ysnp bin ich gerade dabei einige Floskeln zu verfassen und dann eben auf die einzelnen Kinder umzuändern. Das fällt mir leichter als vor einem leeren Blatt zu sitzen.
Trotzdem brauche ich ewig, verheddere mich in Kleinigkeiten und überlege dreimal, ob das was da steht: 1. der Wahrheit entspricht
2. auch für die überwiegend nicht
deutsch sprechenden Eltern
verständlich ist
3. Ob den Schrott wirklich jemand
liest.
Laut meinem Onkel, Schulleiter eines altsprachlichen Gymnasiums sind sich die weiterführenden Schulen klar einig, dass Noten zählen und keine Zeit ist, von sämtlichen Anwärtern die Verbalbeurteilung zu lesen. Wir GS-Lehrer werden wieder belächelt, ob des romantischen Gedankens von Individualität und Gleichberechtigung. Das NERVT!
Allenfalls das Lern-Arbeits-Sozialverhalten wird vielleicht noch berücksichtigt, aber das wars dann.
Wieso verfasse ich dann für Sport, Btgw, Musik, Ethik, etc. noch Verbalbeurteilungen????
Meine Kinder (und auch die Eltern) kriegen über das Jahr ständig Rückmeldung, warum dann noch dieser Akt?
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