Wie von rhauda Mitte Januar angekündigt - und nun endet die Anhörungsfrist:
Heute in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung:
„Was Schülern Spaß macht, wird gestrichen“
Hannover. Erst heute geht die Anhörungsfrist für die neuen Erlasse zum Turboabitur an Gesamtschulen und der verstärkten Zusammenarbeit von Haupt- und Realschulen zu Ende. Aber für die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Frauke Heiligenstadt, ist das Fazit schon klar: „Die vorhergesagten Probleme treten jetzt ein.“ Das Kultusministerium wollte sich zu dem Thema nicht äußern, solange die Anhörungsfrist läuft. Hauptkritikpunkt der SPD: Durch die verstärkte Ausrichtung auf den Berufseinstieg an den Haupt- und Realschulen werde die Durchlässigkeit nach oben immer schwieriger. Jugendliche kämen am Gymnasium kaum mit. An Realschulen soll das Pflichtpraktikum von derzeit drei auf sechs Wochen ausgedehnt werden. In Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften sind Kooperationen mit Berufsschulen zulässig. Realschüler können – ähnlich wie Hauptschüler – nach dem Neustädter Modell auch in den Jahrgängen 9 und 10 zwei Tage in der Woche komplett an Berufsschulen unterrichtet werden. Für diesen Passus fehle allerdings – anders als bei der Hauptschule – eine schulgesetzliche Grundlage, moniert Heiligenstadt. Die Opposition bemängelt, dass die musische Bildung stark eingeschränkt wird. „Das, was Spaß macht, wird gestrichen“, sagt Ina Korter (Grüne). Nach dem neuen Erlass können „die Fächer Musik und Kunst ab dem 7. Jahrgang nach Entscheidung der Schule fakultativ und jahrgangsübergreifend unterrichtet werden“. Zudem wird die Zahl der vorgeschriebenen Stunden von vier auf zwei halbiert. Projekten wie Bläserklassen, Instrumentalunterricht für Schüler am Nachmittag oder regelmäßige Konzerte der Schüler-Big-Band werde so der Garaus gemacht, befürchtet beispielsweise der Kulturverein Bad Bevensen im Kreis Uelzen. „Die Wut ist überall groß“, sagt auch Heiligenstadt. Die Integrierten Gesamtschulen treffe der neue Erlass hart. Die Schulen müssten nicht mehr auf zwei Anspruchsebenen, sondern auf drei unterrichten. Englisch und Mathematik würden ab Klasse 7, Deutsch ab Klasse 8 und danach die Naturwissenschaften getrennt unterrichtet. Nach der 9. Klasse werde „die Versetzung durch die Hintertür“ eingeführt und auch noch ohne Ausgleichsmöglichkeiten für die Schüler. Das heißt, anders als an Gymnasien kann eine schlechte Note in einem Fach nicht durch eine gute in einem anderen ausgeglichen werden. „Das widerspricht dem Gleichheitsgrundsatz“, sagt Heiligenstadt.„Flickwerk“: Frauke Heiligenstadt.
26.02.2010 / HAZ Seite 5 Ressort: NIED