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Forum: "Förderprojekte"
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| *seufz* | | von: palim
erstellt: 01.02.2010 14:01:50 |
Ich war zur Vorstellung der Lesepaten-Projekte bei unserer örtlichen Bücherei.
Die Ankündigung war vielversprechend, am Ende wurde uns das, was wir seit Jahren mit Lesemüttern durchführen, als Lesepaten-Projekt vermittelt, wobei wir selbst außerhalb von Schule ehrenamtliche HelferInnen suchen und begeistern sollten.
Der Nachmittag begeisterte mich ganz und gar nicht.
Auch ich muss mich in den nächsten Tagen ans Förderkonzept Deutsch setzten - bei keiner zusätzlichen Förderstunde ... und ich verstehe nicht, warum man nicht so ehrlich sein sollte, hinein zu schreiben, was alles nicht geht, weil eben keine Stunden da sind.
Unsere ehrenamtlichen Helfer an der Schule sind Gold wert und wirklich geschätzt von allen, ABER sie ersetzen keinen qualifizierten Förderunterricht.
Wer WIRKLICH Hilfe benötigt in Deutsch oder Mathematik, braucht individuell zugeschnittene Lernsituationen MIT persönlicher Betreuung.
Bei den vielen Werbeanzeigen der NAchhilfeinstitute zum Halbjahreswechsel stößt mir alles nur noch saurer auf.
Palim |
| @palim | | von: bger
erstellt: 01.02.2010 22:57:42 |
Wenn du dir mal meinen Link anschaust, wirst du feststellen, dass das bei uns vorgestellte Lesepaten-Projekt anders ist. Aber leider kenne ich auch nur die Präsentation davon und weiß nicht, wie gut es in der Realität ist.
Zur individuellen Förderung: Erschreckend war, was ich am Freitag in der Zeitung las: Schon bei den Grundschülern erhält ein großer Prozentsatz Nachhilfe!
Etwas off-topic:
Meine besten Schüler wurden gefragt, ob jemand von ihnen freiwillig Hausaufgabenhilfe bei den Kleinen machen wolle. Eine der besten Schülerinnen meiner Klasse lehnte ab, weil sie selbst zweimal wöchentlich zur Nachhilfe müsse. Erst dachte ich, sie gibt jemandem Nachhilfe. Nein, sie nimmt welche! Sie hat Angst, den Sprung in die gymnasiale Oberstufe nicht zu schaffen, obwohl sie in allen Hauptfächern "2" steht! |
| @ palim | | von: heidehansi
erstellt: 02.02.2010 10:38:26 |
Zur Lesekompetenz der Pisa-Tests ist mir im übrigen vor kurzer Zeit aufgefallen, dass es ggf. nicht an den Lesefertigkeiten liegt.
Bei einem mehrfach vorgelesenen Text konnten einige meiner SchülerInnen ebenfalls die Fragen nicht richtig beantworten, da sie entweder die Fragen nicht richtig lesen oder aber die Fragestellung nicht verstehen, Zusammenhänge nicht verknüpfen können und auch bei gehörten Texten nur einen Bruchteil verstehen.
Das gehört doch meiner Meinung nach unbedingt zur Lesekompetenz dazu: Was nützt es, einen Text richtig, zügig und vielleicht auch gut betont (auch das gibt es!) vorzulesen, aber ihn nicht zu verstehen?!
Meiner Meinung nach fehlt das Hintergrundwissen, das im Elternhaus geförderte Kinder "einfach so" mitkriegen.
Und: Ist es euch aufgefallen, dass fast nur gute Leser nach der Bedeutung eines Wortes, einer Redewendung,... fragen.
Ich meine, die anderen sind so gewöhnt, dass sie nicht verstehen, und müssten auch so viel fragen - dass sie das Fragen lassen. |
| . | | von: palim
erstellt: 02.02.2010 10:55:33 |
Es ist mir schon klar, dass es auch zur Lesekompetenz gehört,
letztlich geht es aber nicht um das Erlesen und Verstehen von Texten, wenn Schüler die Texte gehört doch auch gar nicht verarbeiten können.
Mir ist auch klar, dass unterschiedliche Lerntypen verschiedene Aufgaben besser erfüllen können.
Sehr deutlich wurde mir dabei nur, dass es eine Verstehenskompetenz ist,
das Entnehmen von Aussagen aus der Sprache - in welcher Form auch immer.
Und ich dachte: vielleicht LESEN sie gar nicht so schlecht, vielleicht hapert es an ganz anderen Fähigkeiten.
Manchmal geht es auch um Wörter, die keiner mehr kennt - dazu gibt es ja schon ein Forum.
Aber offenbar filtern sehr viele aus ganz normalen Sätzen nur einen Bruchteil dessen, was darin enthalten ist.
Was in der 1. oder 2. Klasse mit Wort-Bild- und Satz-Bild-Zuordnungen oder Lese-Mal-Blättern noch gut zu erkennen ist, verschwindet bei längeren Texten.
Sind es Abschnitte, die geordnet werden müssen oder andere Aufgaben der Zuordnung, schaffen es die Kinder häufig, denn dazu reicht das halbe Verständnis offenbar aus.
Trotzdem verstehen sie nur die Hälfte, verknüpfen vermutlich noch weniger.
Was tut man dafür oder dagegen?
Endlos Texte durchkauen?
Immer wieder Fragen, Fragen, Fragen?
Antworten mit Zitat oder Zeilenangabe ab Klasse 2?
Was hilft das viele Lesen, wenn der Text an den Kindern vorbeirauscht?
Palim |
| @ palim | | von: heidehansi
erstellt: 02.02.2010 17:29:23 |
Ja, ich bin wie du der Meinung, dass es nicht nur ums Lesen geht: Auch die Unterrichtsgespräche rauschen vermutlich an solchen Kindern vorbei, desto höher die Klassenstufe, umso mehr. (Ich rede jetzt von der Hauptschule).
Was hilft?
Wir Lehrer sollten uns bemühen, eine Fragehaltung, schon in der ersten Klasse, aufzubauen.
Und ganz wichtig: Vorwissen aktivieren, damit es mit neuem Wissen verknüpft werden kann.
Und schon in den unteren Klassen einzuführen in den Gebrauch von Nachschlagewerken.
Und ich bin auch überzeugt, dass Leseförderung durch das Lesen betrieben werden kann. Ein neues Wort wird sich nicht immer beim ersten Lesen, beim ersten Hören erschließen, aber wenn man es in mehreren Zusammenhängen immer wieder hört/liest, wird man es verstehen.
Und - ich wiederhole mich - ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Antolin und mit der Lektüre von nicht "altersangemessenen", d.h. leichten Büchern (2./3. Klasse) bzw. von Büchern, die einfacher Sprache gehalten sind, da gibt es zum Glück ja mehrere Reihen.
Allerdings finde ich, diese Reihen sind "verschult": es ist vorwiegend "Problemliteratur". Freiwillig greifen die Schüler nicht gerade in Massen danach. |
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